MSNBC und Fox News sind Todfeinde im amerikanischen TV-Business. Doch am vergangenen Donnerstag hat Lawrence O’Donell, Moderator der MSNBC-Sendung «The Last Word», seinen Zuschauern eindrücklich empfohlen, das Interview anzuschauen, das Donald Trump den Gastgebern von «Fox & Friends» gewährt hat – und zwar in seiner gesamten Länge von qualvollen 31 Minuten.
«Fox & Friends» ist das Sprachrohr Trumps. Die drei Moderatoren Steve Doocy, Ainsley Earhardt und Brian Kilmade schrecken vor keiner Peinlichkeit zurück, um dem Präsidenten zu schmeicheln. Am Donnerstag war das wirre Geschwätz des Präsidenten selbst den Fox-Schosshunden zu viel. Mit den Worten: «Herr Präsident, Sie haben sicher noch eine Million Dinge zu tun» warfen sie ihn förmlich aus der Sendung. Was war geschehen?
Selbst für Trumpsche Verhältnisse war das Interview chaotisch. Der Präsident beantwortete keine Frage, sondern prahlte einmal mehr mit seinem Wahlsieg, zog einmal mehr über Hillary Clinton her, verdammte das FBI, wollte nichts von Zusammenarbeit mit den Russen wissen und erwähnte, dass er seiner Gattin zum Geburtstag eine «sehr schöne Karte» geschenkt habe.
All dies wäre halb so schlimm gewesen, hätte Trump nicht einen für ihn möglicherweise fatalen Fehler begannen. Es geht um Folgendes: Das FBI hat die Büros und Wohnung seines persönlichen Anwalts und Mann fürs Grobe, Michael Cohen, durchsucht und dabei eine Menge Dokumente und technische Geräte wie Handys und Laptops beschlagnahmt.
Cohen bewegt sich seit rund zwölf Jahren im engsten Kreis von Trump. Er weiss über seine Geschäfte Bescheid, vor allem über die dreckigen. Als Fixer hat er auch das Schweigegeld an den Pornostar Stormy Daniels bezahlt. Das war auch der Anlass für die Hausdurchsuchung.
Trump und seine Anwälte setzten alle Hebel in Bewegung, um zu verhindern, dass die beschlagnahmten Dokumente und technischen Geräte ausgewertet werden können. Dabei beriefen sie sich auf das Anwaltsgeheimnis, das in den USA als sakrosankt gilt.
Im Interview hat Trump nun diese Strategie gegen die Wand gefahren. Cohen sei eigentlich gar kein Anwalt, er sei mehr ein Businessman, führte Trump aus und ergänzte: « Ich habe nichts mit seinen Geschäften zu tun. Ich kann Ihnen höchstens sagen, er ist ein guter Typ.»
Michael Avenatti, der sehr clevere Anwalt von Stormy Daniels, konnte sein Glück kaum fassen. «Das ist ein wahres Geschenk des Himmels. Ich weiss gar nicht, wie ich das verdient habe», erklärte er in mehreren TV-Shows. Tatsächlich hat Trump in diesem Interview nicht nur seine Anwaltsgeheimnis-Strategie zerstört, er hat auch erstmals zugegeben, dass Cohen ihn im Fall Daniels vertritt. Bisher hat er stets bestritten, dass er je Sex mit dem Pornostar gehabt habe.
Michael Cohen könnte sich als Trumps Archillesferse erweisen. Gemäss «Wall Street Journal» schwört er ihm zwar nach wie vor Nibelungentreue – «Boss, ich vermisse dich so. Ich wünschte, ich wäre bei dir in Washington», soll er ihm in einem Telefongespräch gesagt haben –, doch die Zweifel an seiner Standhaftigkeit wachsen.
Das hängt auch mit Trumps Persönlichkeit zusammen. Tony Schwartz, der Ghostwriter seines Bestseller «The Art of the Deal», erklärt in der «New York Times»: «Menschen sind keine Menschen für ihn, sie sind Instrumente seines Egos. Das Schicksal eines jeden, der sich mit Trump einlässt, besteht darin, dass er letztlich weggeworfen wird.»
Offensichtlich hat auch Cohen Angst, bald weggeworfen zu werden. Trump distanziert sich immer mehr von ihm und mindert seine Bedeutung. Der Fixer ist auch frustriert. Angeblich wollte er mit Trump ins Weisse Haus ziehen, als Stabschef beispielsweise, hatte jedoch nie eine Chance. Im privaten Kreis soll Trump Cohen als «Elefant im Porzellanladen» bezeichnet haben. Elefanten sind dünnhäutig. Das könnte Trumps Verhängnis werden.