Vier Prozent Wachstum hat Donald Trump im Wahlkampf versprochen. In den ersten drei Monaten des neuen Jahres wuchs das amerikanischen Bruttoinlandprodukt (BIP) gerade Mal um 0,5 Prozent. Die Konsumausgaben gingen gar um 0,2 Prozent zurück. In den Fabriken wurde weniger produziert, und es wurden weniger Häuser gebaut.
Er werde Obamacare mit etwas Billigerem und Besserem ersetzen. Er werde Unternehmens- und Einkommenssteuern massiv senken und er werde eine Billion Dollar in die Erneuerung der Infrastruktur investieren, versprach Trump im Wahlkampf. Mit einer neuen Gesundheitsvorlage ist er im Kongress jämmerlich gescheitert. Deswegen verzögert sich auch die Steuerreform und in Sachen Infrastruktur gibt es noch nicht einmal einen Plan.
Auch den Investmentbankern und Hedge-Fund-Managern dämmert es langsam, dass sie einem Schwindler auf den Leim gekrochen sind. Trump kann nicht liefern. Er hat keine Strategie, er umgibt sich mit Leuten, die keine Ahnung haben, wie der komplexe Regierungsapparat funktioniert. Er weiss nicht einmal, wie man einen Flugzeugträger an den richtigen Ort beordert.
Das zeigt Wirkung. Die Zinsen für US-Staatsanleihen sind wieder im Sinkflug, ein Zeichen, dass etwas schief läuft. An den Aktienmärkten verpufft die Trump-Euphorie. Seit dem Rekordstand am 1. März stagnieren die Kurse oder fallen leicht. Auch an den Rohstoffmärkten herrscht Flaute, ebenfalls kein gutes Omen.
Einzelne Gurus wenden sich bereits enttäuscht von Trump ab. Einer von ihnen ist Andy Laperriere, Makro-Spezialist bei Cornerstone, der in der Szene einen guten Ruf geniesst. Gemäss «Wall Street Journal» warnt er seine Kunden vor der Politik des 45. Präsidenten: «Es gibt wenig Anzeichen dafür, dass Trump ernsthaft über eine Steuerpolitik nachgedacht hätte, oder über irgendetwas» schreibt er in seinem jüngsten Newsletter an seine Kunden.
Auch Gillian Tett, Finanzjournalistin bei der «Financial Times», hat den Glauben an den Trump-Boom verloren. «Wenn Mr. Ross (Trumps Wirtschaftsminister, Anm. d. Red.) in den kommenden Monaten nicht eine Reihe von Deregulations-Massnahmen aus dem Hut zaubert, oder der Kongress einen greifbaren Plan für eine Steuerreform produziert, dann ist nicht einsehbar, wie die Wirtschaft in absehbarer Zeit um vier Prozent wachsen sollte.»
Das Einzige, was noch für den Trump-Boom spricht, sind so genannte Soft-Daten. Das Vertrauen der Wirtschaft und der Konsumenten in den Präsidenten ist immer noch gross. Dieses Vertrauen ist jedoch sehr flüchtig. Sollte Frankreich am Wochenende noch mit einer bösen Überraschung aufwarten, dann könnte es am Montag an den Börsen turbulent werden.