Zu Beginn der Woche sind die Erdölpreise kräftig in die Höhe geschossen. Die Märkte reagieren auf eine bevorstehende Einigung zwischen Wladimir Putin und Saudi-Arabien. Der russische Präsident hatte zuvor erklärt, er sei bereit, «sich den gemeinsamen Anstrengungen, die Ölproduktion zu begrenzen, anzuschliessen und fordere andere auf, dies ebenfalls zu tun».
«Wir sind überzeugt, dass wir die Produktion einfrieren müssen, um wieder Stabilität in den Energiesektor zu bringen», erklärte Putin weiter.
Die Vereinigung der Erdöl produzierenden Staaten, OPEC, hatte zuvor ebenfalls beschlossen, die Produktion zwischen gegen zwei Prozent zu drosseln. Russland ist nicht Mitglied dieses Kartells von 14 Erdölstaaten.
Putin ist offensichtlich gewillt, den Worten Taten folgen zu lassen. Bereits am Mittwoch wird der russische Energieminister Alexander Novak seinen saudischen Amtskollegen Khalid al-Fahlih treffen. Gemäss Angaben des «Wall Street Journal» gehen Insider davon aus, dass Russland seine Produktion um täglich 200'000 bis 300'000 Fass drosseln wird. Derzeit werden täglich 11,1 Millionen Fass aus dem Boden gepumpt.
Der Ölpreis ist bereits um mehr als drei Prozent auf deutlich über 50 Dollar pro Fass gestiegen. Dieser Preisanstieg könnte sich fortsetzen. Fatih Birol, Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA) erklärte am Montag, dass der Ölmarkt im Begriff sei, wieder sein Gleichgewicht zu finden. Weil der Ölpreis sehr «unelastisch» ist, wie es in der Fachsprache heisst, könnte das zu raschen Preissprüngen führen. In den letzten Jahren gab es ein deutliches Überangebot.
Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass der Ölpreis wieder auf 150 Dollar pro Fass klettern wird, wie das 2008 der Fall war. Das Fracking wird dies verhindern. Dank dieser neuen Fördertechnik sind die Vereinigten Staaten im Begriff, Energie unabhängig zu werden. In den USA wird am meisten Öl verbraucht.
Für Russland ist der Ölpreis von überragender Bedeutung. Der Export von Öl und Erdgas (die Preise marschieren in der Regel im Gleichschritt) ist für rund 40 Prozent des russischen Staatsbudgets verantwortlich. Der Zerfall des Ölpreises hat die russische Wirtschaft in den vergangenen zwei Jahren in eine schwere Rezession gestürzt.
Wie tragfähig die Abmachung zwischen Russland und der OPEC sein wird, muss sich weisen. Ölstaaten zu einem gemeinsamen Vorgehen zu bringen, sei «wie ein Rudel Katzen zu hüten», heisst es. Tatsächlich sind alle Ölstaaten – auch Saudi-Arabien – derzeit dringend auf Mehreinnahmen angewiesen und tendieren deshalb dazu, die vereinbarten Förderquoten heimlich zu überschreiten. Dazu kommt, dass mit dem Iran nun wieder ein wichtiger Player auf dem Ölmarkt mitspielt.
Waldimir Putin ist auch an der Erdgasfront tätig. Mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan hat er vereinbart, eine neue Pipeline durch die Türkei nach Europa zu bauen. Russland wäre dann nicht mehr vom Goodwill der Ukraine abhängig.
Die Aussöhnung zwischen Russland und der Türkei hat auch politische Konsequenzen. Putin und Erdogan haben bei einem Treffen verlauten lassen, sie hätten eine «gemeinsame Position» um Kampf um die syrische Stadt Aleppo gefunden. Bisher hat Russland den syrischen Diktator Assad unterstützt, während die Türkei auf seinen Sturz hin gearbeitet hat.