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Hochzeit unter Zementgiganten

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Holcim will mit Lafarge fusionieren

Hochzeit unter Zementgiganten

07.04.2014, 07:1007.04.2014, 14:22
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Holcim und Lafarge wollen sich zum grössten Zementhersteller der Welt zusammenschliessen. Die Grossfusion schafft einen Giganten mit 39 Mrd. Fr. Umsatz. Der Hauptsitz soll in der Schweiz sein, an den übrigen Standorten in der Welt halten die Partner fest.

Nachdem tagelang über eine Fusion spekuliert worden war, haben die beiden Grossunternehmen am Montag ihren Plan offiziell bekannt gegeben. Stimmen die Wettbewerbsbehörden zu, geht bis Mitte 2015 der grösste europäische Firmenzusammenschluss seit der Verschmelzung der Rohstofffirmen Glencore und Xstrata letztes Jahr über die Bühne.

Schmidheiny mit HolcimLafarge einverstanden

Die Hauptaktionäre der beiden Unternehmen und beide Verwaltungsratsgremien seien mit dem Vorhaben einverstanden, hiess es weiter. Die grössten Aktionäre bei Holcim sind Thomas Schmidheiny mit rund 20 Prozent und Filaret Galchew (Eurocement) mit rund 11 Prozent, bei Lafarge sind es die belgische Industriegruppe GBL mit rund 21 Prozent und die NNS Holding mit rund 14 Prozent.

Holcim will einen öffentlichen Aktientausch anbieten: Für eine Lafarge-Aktie bietet Holcim eine eigene Aktie an. Die avisierte Fusion wird allerdings als ein Zusammenschluss unter Gleichen bezeichnet.

Bei der Besetzung der Chefpositionen des künftig als HolcimLafarge auftretenden Konzerns sollen beide bisherigen Gruppen berücksichtigt werden. Holcim-Verwaltungsrat Wolfgang Reitzle ist als Präsident vorgesehen, und der bisherige Lafarge-Lenker Bruno Lafont will die Rolle des Konzernchefs übernehmen.

Kurssprung an den Börsen

Die angekündigte Fusion beflügelt die Investoren. Die Holcim-Aktie war eine halbe Stunde nach Handelsstart in Zürich 5,2 Prozent mehr wert als am Freitagabend. Die Anleger in Paris trieben den Kurs von Lafarge um 3,9 Prozent hoch. 

Die Analysten der Bank Notenstein glauben, dass die erwarteten Synergien in der geplanten Fusion für die Anleger ein wichtiger Grund sind, Aktien der beiden Konzerne zu kaufen: «Die Position als globaler Marktführer im Bereich Zement, Beton und Zuschlagstoffe bietet neue Optimierungsmöglichkeiten».

Holcim und Lafarge könnten Überkapazitäten in Ländern und Regionen reduzieren und eine bessere Auslastung und Rentabilität der Produktionswerke erreichen. Die Analysten sehen HolcimLafarge zudem in der Lage, die Preise im Weltmarkt besser zu diktieren.

Teilverkauf

Der Firmensitz wird in der Schweiz sein, wobei die Aktien an den Börsen von Zürich und Paris gehandelt werden werden. Oberstes Gremium des Megakonzerns soll ein 14-köpfiger Verwaltungsrat sein, in den von beiden bisherigen Konzernen je sieben Mitglieder einziehen.

10 bis 15 Prozent des Geschäfts sollen abgestossen werden, um Mehrspurigkeiten zu verhindern und um regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, wie weiter mitgeteilt wurde. Das Gesamtvolumen dieser Verkäufe von Firmenteilen bezifferte die Konzernspitze nicht.

Die Fusion der beiden Zementkonzerne werde keine Standortschliessungen nach sich ziehen, versicherten Holcim-Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron und Lafarge-Chef Bruno Lafont an einer Telefonkonferenz.

Gespräche mit Behörden

«Wir fusionieren nicht, um die Gruppe tiefgreifend zu restrukturieren», sagte Lafont. Holcim und Lafarge hätten bereits in der Vergangenheit ihre Unternehmensteile fit getrimmt. Das schliesse jedoch nicht aus, dass der neue Konzern seine Strukturen laufend überprüfen werde.

Die Gespräche mit den europäischen Wettbewerbsbehörden würden unverzüglich aufgenommen. HolcimLafarge sei bereit, mit den Behörden umfassend zu kooperieren. In vielen Ländern seien die Aktivitäten von Lafarge und Holcim komplementär. So sei Lafarge stark in Afrika verankert, während Holcim eine starke Stellung in Lateinamerika habe.

Die Fusion werde Synergien in Milliardenhöhe freisetzen: In der Mitteilung ist die Rede davon, dass über drei Jahre verteilt bis zu 1,7 Mrd. Fr. drinliegen. Soiron und Lafont erwähnten operative Optimierungen, günstigere Einkäufe auf den Beschaffungsmärkten, Innovationen sowie eine bessere Bewirtschaftung des betriebsnotwendigen Kapitals. 

Der Zusammenschluss ist bei der Wettbewerbskommission (Weko) kein Thema. Da Lafarge in der Schweiz einen jährlichen Umsatz von weniger als 100 Mio. Fr. erzielt, ist die Fusion nicht meldepflichtig. Aus diesem Grund sei die gesetzliche Schwelle nicht gegeben, um tätig zu werden, heisst es bei der Weko. (kub/tvr/sda) 

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