Heute Montag wurde bekannt, dass der Chef des russischen Energiekonzerns Gazprom, Alexej Miller, am Dienstag zu Gesprächen nach Athen reist. Eine entsprechende Ankündigung des griechischen Energieministeriums von heute Montag wurde von einem Gazprom-Sprecher bestätigt.
Thema des Treffens mit Ministerpräsident Alexis Tsipras und Energieminister Panagiotis Lafazanis seien «gegenwärtig anstehende Energiefragen», teilte das Ministerium weiter mit.
Das Treffen dürfte Spekulationen über eine Milliardenspritze Russlands für das pleitebedrohte Euro-Land neu beflügeln. Mehrere Medien hatten am Wochenende berichtet, beide Länder würden in Kürze ein Energieabkommen unterzeichnen, das Griechenland kurzfristig bis zu fünf Milliarden Euro einbringen könnte. Doch der Kreml dementierte diese Gerüchte umgehend.
Derweil spielt die EZB nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereits Szenarien für den Fall einer Staatspleite durch, darunter die Ausgabe einer Art Parallelwährung in Athen. Die Parallelwährung würde entstehen, wenn die Regierung wegen des Kollapses von Banken nach der Staatspleite Schuldscheine ausgeben müsste, etwa um die Beamten zu bezahlen.
Ein EZB-Vertreter sagte zu Reuters, weil es in den Verhandlungen keine Fortschritte gebe, sei man gezwungen, sich solche Szenarien anzuschauen. Die EZB würde die Schuldscheine voraussichtlich nicht als Sicherheit für weitere Nothilfen an die Banken akzeptieren.
Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis warnte im spanischen Sender «La Sexta» vor den Folgen einer Staatspleite: «Jeder, der darauf setzt, dass die anderen Länder überleben, wenn man ein Stück von der Eurozone abschneidet, der spielt mit dem Feuer.»
Manche Leute glaubten, der Rest Europas sei von Griechenland abgeschottet und die EZB habe Werkzeuge, um Griechenland abzutrennen, sagte Varoufakis in dem bereits vor zehn Tagen aufgezeichneten Interview. Er zweifele aber sehr daran.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) sah noch einen Hoffnungsschimmer. In die Gespräche sei ein wenig Schwung gekommen, sagte der Europa-Chef des IWF, Poul Thomsen, heute Montag. «Das ist eine gute Entwicklung und gibt Anlass zur Hoffnung.»
Die Finanzminister der Eurozone wollen am Freitag im lettischen Riga erneut über die Reformauflagen für Athen sprechen, die im Gegenzug für weitere Hilfskredite verlangt werden. Zur Vorbereitung des Treffens beraten die Staatssekretäre bereits am Mittwoch.
Bisher hat die griechische Regierung keine Vorschläge gemacht, die die Billigung der Geldgeber finden. Die Regierung in Athen ist dringend auf Geld angewiesen, um ihre Verbindlichkeiten weiter bezahlen zu können.
Die Finanzmittel der Griechen reichten vielleicht noch bis Juni, sagte IWF-Vertreter Thomsen dem «Handelsblatt». Die Tilgungslasten, die dann auf das Land zukämen, seien sehr gross: «Wir brauchen vorher eine Einigung, damit weitere Hilfskredite ausgezahlt werden können.»
Alleine an die EZB werden im Juli und August insgesamt über 6,7 Mrd. Euro fällig. Hinzu kommen Rückzahlungen von insgesamt gut 8 Mrd. Euro an den IWF in diesem Jahr und weitere Zahlungen an private Gläubiger.
Thomsen warnte trotz jüngster Fortschritte, man sei noch «weit vom Ziel entfernt». Die Verhandlungen müssten noch deutlich mehr Schwung bekommen, wenn eine rechtzeitige Einigung gelingen solle. Er warnte, die Folgen eines Austritts des Landes aus der Eurozone zu unterschätzen: «Niemand sollte denken, dass ein Grexit ohne Probleme wäre.»
Auch EU-Währungskommissar Pierre Moscovici mahnte: «Damit Griechenland in der Eurozone bleibt, brauchen wir jetzt Reformen. Es darf keine Zeit verloren werden.»
Dreh- und Angelpunkt für den Erhalt der Zahlungsfähigkeit der griechischen Regierung sind die dortigen Banken, die dem Staat Anleihen abkaufen. Die Institute wiederum hängen ab von den Nothilfen der Notenbank in Athen, die die EZB genehmigen muss. Dafür müssen sie jedoch Sicherheiten stellen. Die Milliarden aus Moskau kämen da gerade richtig. (sda/reu/cma)