Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Die Amerikaner nennen es «Goldilocks economy», eine Wirtschaft, die weder zu stark noch zu schwach wächst, sondern gerade richtig. Wir haben diesen idealen Zustand seit mehr als zehn Jahren. Wie die Grafik aus einer Broschüre der UBS zeigt, legt die Schweizer Wirtschaft seit Beginn dieses Jahrhunderts gleichmässig zu, ohne dabei zu überhitzen. Selbst die Weltwirtschaftskrise im Herbst 2008 hat nur eine kleine Delle hinterlassen. Insgesamt stehen wir besser da als die USA oder Deutschland.
Man kann es auch mit dem Fussball vergleichen: Die Schweizer Wirtschaft ist wie der FC Basel. Es ist zu Beginn der Saison jeweils bloss eine Frage, ob er nur die Meisterschaft oder das Double gewinnt. Wie die Fans des FCB sind wir aber überheblich geworden. Siegen allein genügt nicht mehr, es müssen auch viele und attraktive Tore geschossen werden, sonst wird gepfiffen, sowohl auf den billigen wie auch auf den teuren Plätzen.
Das politische Pfeifkonzert ertönt derzeit aus der rechtskonservativen Ecke. Die SVP, der rechte Flügel der FDP, Gewerbeverband und Economiesuisse wollen uns glauben machen, eine Mitte-links-Regierung sei im Begriff, die Schweiz in eine sozialistische Umverteilungshölle zu verwandeln. Das ist Unsinn. Wer angesichts der mit Fakten belegten «Goldilocks economy» solche Thesen verbreitet, der macht sich bloss noch lächerlich.
Eine «Goldilocks economy» ist stets eine Mischung aus Leistung und Glück. Wirtschaftspolitisch gesehen hat die Schweiz vieles richtig gemacht. So haben wir beispielsweise darauf verzichtet, mit einem Reformwahn à la deutsche Agenda 2010 die Löhne des Mittelstandes zu kürzen und so die Binnennachfrage abzuwürgen. Wir haben auch – ebenfalls anders als Deutschland – kräftig in Bildung und Infrastruktur investiert und sind deshalb in beiden Bereichen Weltspitze.
Dazu kommen – und damit wären wir beim Thema Glück angelangt – ein angenehmes Klima und eine ausserordentlich schöne Landschaft. Deshalb ist die Schweiz regelmässig auf den vordersten Rängen der verschiedenen Lebensqualitäts-Hitparaden anzutreffen.
Eine «Goldilocks economy» ist jedoch nicht gottgegeben. Die Flüchtlingsfrage beispielsweise ist ein ernstes Problem. Es kann sinnvollerweise nur zusammen mit der EU gelöst werden. Würde sich die Schweiz wie Ungarn mit einem Stacheldrahtzaun einigeln, dann wäre sie bald ein politischer Aussenseiter, der auch mit wirtschaftlichen Retourkutschen rechnen müsste.
Sinnvollerweise kann die Flüchtlingsfrage nur gesamteuropäisch gelöst werden, und als Mitglied des Schengenabkommens müssen wir uns an die in der EU ausgehandelten Quoten halten. Die gute Nachricht dabei: Auch Europa hat erkannt, dass die Flüchtlingsfrage nur gemeinsam und mit Kompromissen in den Griff zu bekommen ist.
Die ausgezeichnete wirtschaftliche Verfassung ist eine politische Chance, vor allem eine energiepolitische. Die Schweiz hat optimale Voraussetzungen, um mit dem Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung der Zukunft zu beginnen. Sie hat viel Wasserkraft und kann davon profitieren, dass Sonnen- und Windenergie ebenfalls reichlich vorhanden und in den letzten Jahren viel billiger geworden sind. Solarenergie ist heute praktisch gleich teuer wie Atomstrom – und produziert keine radioaktiven Abfälle.
Die Schweiz kann punkto nachhaltiger Energie ein Musterland werden. Dazu muss sie jedoch zunächst in die dafür benötigte Infrastruktur investieren, in ein intelligentes Netz. Nur mit einem «smart grid» wird es möglich sein, ein dezentrales Stromnetz aufzubauen, das im Endausbau weder auf Atomenergie noch auf fossile Brennstoffe angewiesen sein wird.
Der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung hat nur Vorteile: Es werden damit viele und gute Arbeitsplätze geschaffen, wir sind an der Spitze des technischen Fortschrittes dabei, wir müssen weder auf eine Öl- noch auf eine Atomlobby Rücksicht nehmen – und wir hören endlich damit auf, dubiosen Ölscheichen und Putin jährlich rund 13 Milliarden Franken in den Rachen zu stopfen.
Es sind ausgerechnet die rechtskonservativen Kreise, die sich mit Händen und Füssen gegen die Energiewende wehren. Sachliche Gründe dafür haben sie keine. Wer heute als Unternehmer rechnet, der setzt auf nachhaltige Energie, und wer auch nur über einen Funken politischen Verstand verfügt, der weiss, dass es unmöglich ist, je wieder ein Atomkraftwerk in der Schweiz zu bauen.
Eine als «Mitte-links» verunglimpfte Regierung hat uns eine «Goldilocks economy» beschert, um die uns die halbe Welt beneidet. Schenkt man den Meinungsumfragen Glauben, dann droht uns jetzt ein kräftiger Rechtsrutsch. Anstatt über eine sinnvolle Zusammenarbeit mit der EU in der Flüchtlingsfrage werden wir uns dann mit der völlig irrelevanten Burkafrage befassen. Anstatt über den Aufbau eines nachhaltigen Energienetzes zu diskutieren, werden wir zusehen, wie der Abbruch von baufälligen Atomkraftwerken auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wird.
Deshalb: Geht stimmen, aber schaut zuvor nochmals die Kurve an!
Aber ihre Anschluldigung an SVP, FDB, economiesuisse etc... passen einfach nicht.
Der Schweiz geht es so gut, weil sie im Gleichgewicht ist.
Gegen zu viel "sozialistische Umverteilung" wehren sich die oben genannten. Gegen zu viel Marktwirtschaft, zu viel Sozialabbau etc... wehren sich die Linken.
Gott bewahre, was wäre wenn die Linke ihre Vorstellungen umsetzen könnte... Eine Katastophe. Wirtschaftlicher Untergang.
Dasselbe, wenn alles nur nach SVP, FDP etc... ginge.
Nein, dieses erstaunlich stabile Gleichgewicht macht es aus.