Bruno Spoerri, Sie haben gegen Jay-Z gewonnen und rechnen mit Einnahmen von rund 100'000 Dollar. Was machen Sie mit all dem Geld?
Ich nehme eine neue CD auf und schreibe drauf: «With the generous support of Jay-Z». Aber noch ist es nicht so weit. Jeder Anwalt muss zuerst seinen Senf zur Sache geben, die Abrechnung machen und dann kommt vielleicht mal Geld.
Zuerst bot Jay-Z 25'000 Dollar Entschädigung, was Ihr Label Finders Keepers ablehnte. Sie drohten sogar mit einem Rechtsstreit.
Das wirkte. Offenbar war Universal nicht so erpicht darauf, noch einen Gerichtsfall zu verlieren. Dabei hätten wir nie die Mittel gehabt, einen Rechtsstreit zu führen.
Sie haben clever gepokert!
Das war in der Tat ein guter Schachzug. Das Lob gebührt Verlegerin Peterer, die sich in der amerikanischen Anwaltsszene auskennt.
Aber wenn das nicht geklappt hätte, würden Sie vielleicht nie Geld bekommen.
Sehen Sie, mir ging's nie um das Geld, sondern ums Prinzip. Das Label Finders Keepers hingegen muss um sein Überleben kämpfen. Da sind Idealisten am Werk, deren Existenz gefährdet ist. Die brauchen das Geld.
Hätten Sie Jay-Z gern mal die Meinung gesagt?
Es scheint völlig unmöglich, an ihn heranzukommen. Aber doch, als er letztes Jahr in Zürich auftrat, habe ich mir wirklich überlegt, in die Garderobe zu platzen und zu sagen: So nicht, Bürschtli! Bis zur Tür wäre ich vielleicht gekommen, weiter aber kaum.
Würden Sie gern mal was mit ihm spielen?
Nein. Nicht mit jemandem, der so in dieser Pop-Maschinerie gefangen und so auf kommerziellen Erfolg aus ist.
Was halten Sie eigentlich vom Track «Versus», in dem sich Jay-Z Ihres Stücks bedient?
Nicht viel. Jay-Z hat mein Stück nicht gerade originell verwendet, es ist ja nur ein ganz kurzes Sample. Man hätte einen längeren Teil nehmen können, das wäre kreativer gewesen. Das hätte man wirklich besser machen können. Aber ich habe Jay-Z auch etwas zu verdanken.
Etwas zu verdanken?
Ich kriegte mehr Publizität, einige Leute, die wohl vergessen haben, dass ich noch da bin, sind wieder auf mich zugekommen. Die Sache hat am Anfang zwar viele Nerven gekostet, ist aber sehr positiv rausgekommen.