Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) kann man viel vorwerfen, aber sicher nicht, dass er ein Club von realitätsfremden Ökofreaks sei. Daher ist es nicht Wunschdenken, wenn die IWF-Ökonomen jetzt in einer soeben veröffentlichten Studie zum Ergebnis kommen, dass eine CO2-Abgabe das Wirtschaftswachstum kaum hemmen, sondern vielleicht sogar fördern würde.
Die IWF-Studie widerspricht damit einem weit verbreiteten Vorurteil, wonach Umweltschutz gut für das Gewissen, aber schlecht für die Wirtschaft sei. Nach wie vor sind nämlich viele Menschen davon überzeugt, dass Umweltschutz gleichbedeutend mit Wohlfahrtsverlust, und dass ein grüner Lebensstil gleichbedeutend mit Verzicht ist.
Diese Ansicht ist überholt. Paul Krugman, Nobelpreisträger und Kolumnist in der «New York Times», stellt fest: «Die Vorstellung, wonach Wirtschaftswachstum und der Kampf gegen die Klimaerwärmung sich gegenseitig ausschliessen, mag realistisch tönen, ist jedoch eine verschwommene Fehlkonstruktion. Wenn wir die speziellen Interessen und die Ideologie durchschauen, welche sich dagegen stemmen, dass wir versuchen, den Planeten zu retten, dann stellen wir fest, dass dies einfacher und billiger ist, als wir gedacht haben.»
Zum gleichen Schluss kommt auch Martin Wolf, Chefökonom der «Financial Times». Er schreibt: «Es ist möglich geworden, Wirtschaftswachstum zu haben, ohne zu riskieren, die Umwelt zu zerstören. So weiter zu fahren wie bisher ist hingegen irrational geworden. Die notwendigen Veränderungen müssen wir jetzt vornehmen.»
In den letzten Jahren hat die Umwelttechnologie grosse Fortschritte gemacht. Allein die Kosten für Solarzellen haben sich seit 2010 halbiert. Billige Sonnen- und Windenergie sind zu einem existenziellen Problem der traditionellen Stromhersteller geworden.
Vor allem jedoch entsteht derzeit das so genannte Internet of Things: Nicht nur Menschen knüpfen Verbindungen in sozialen Medien wie Facebook und Twitter, auch die Maschinen werden untereinander vernetzt und kommunizieren miteinander. Flugzeugtriebwerke und Rolltreppen signalisieren, wann sie gewartet werden müssen, Waschmaschinen nehmen selbstständig den Betrieb auf, wenn die Stromtarife am günstigsten sind, etc.
Das Internet of Things ist im Begriff, unser Leben zu verändern. Wie, schildert Jeremy Rifkin in seinem jüngsten Buch «Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft», etwa am Beispiel des Autos.
Für die Generation der Babyboomer war das Auto der Inbegriff von Freiheit und Unabhängigkeit. Heute wird das Auto zunehmend vom Smartphone verdrängt. Wer sich im Stossverkehr über verstopfte Strassen quält, verspürt weder Freiheit noch Freude am Fahren, sondern nur noch Stress.
Davon hat die Milleniums-Generation die Schnauze voll. Umfragen zeigen, dass rund die Hälfte der 20-Jährigen keinen Bock mehr auf ein eigenes Auto haben. Dafür kommt in der Sharing Economy das Teilen von Autos in Mode. Das ist dank dem Internet of Things möglich geworden und macht auch ökonomisch Sinn: Die meisten Autos stehen die meiste Zeit ungebraucht herum.
Zudem hat das Teilen Folgewirkungen. «Wenn Menschen beginnen, ihr Auto zu teilen, dann verändern sie auch ihr Verhalten, sie benützen öfters öffentliche Verkehrsmittel oder fahren mit dem Velo», stellt Rifkin fest. Das gilt auch für die Lastwagen. Sie können dank dem Internet of Things ebenfalls viel effizienter genutzt und Leerfahrten vermieden werden.
Fazit: Dank dem Internet of Things schliessen sich Wohlstand und Umweltschutz nicht mehr aus. Ökologie wird zum Gebot der wirtschaftlichen Vernunft.