Wirtschaft
Gesellschaft & Politik

Der Brexit soll jetzt 100 Milliarden Euro kosten

epaselect epa05929540 British Prime Minister Theresa May (L) welcomes European Commission President Jean-Claude Juncker (R) to 10 Downing Street in London, Britain, 26 April 2017. The two leaders held ...
Das Küsschen ist nur Show: Beim Treffen von Theresa May und Jean-Claude Juncker flogen die Fetzen.  bild: ANDY RAIN/EPA/KEYSTONE

100-Mia.-Abfindung und ein missratenes Dinner: Der Brexit wird äusserst mühsam

Die EU schliesst die Reihen gegen die abtrünnigen Briten und erhöht den Einsatz für einen neuen Handelsvertrag. Premierministerin Theresa May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker geraten sich derweil an einem Dinner in die Haare.
03.05.2017, 13:0503.05.2017, 14:00
Mehr «Wirtschaft»

Im Abstimmungskampf haben die Brexit-Befürworter damit argumentiert, dass London jede Woche 350 Millionen Pfund nach Brüssel überweisen müsse und dass man dieses Geld doch besser für das einheimische Gesundheitswesen verwenden sollte. Das waren Fake News. Jetzt kommt die Retourkutsche: Rund 100 Milliarden Euro will Brüssel London als Preis für einen neuen Handelsvertag in Rechnung stellen. Vor ein paar Monaten waren es bloss 60 Milliarden Euro gewesen.  

epa05299333 The Vote Leave Bus Tour in St Austell, Cornwall, Britain, 11 May 2016. Boris Johnson is supporting the Brexit campaign touring the country with a bus. EPA/STR UK OUT
Fake News: Der legendäre Bus mit der 350-Millionen-Lüge.Bild: STR/EPA/KEYSTONE

Die EU macht auch kein Hehl daraus, dass sie auf ihren Forderungen bestehen will. Am vergangenen Wochenende wurden an einer Sondertagung die Leitlinien zu den Brexit-Verhandlungen festgelegt. Zum Ärger der Briten herrschte unter den EU-Mitgliedern für einmal grosse Einigkeit: Brüssel will eine harte Linie verfolgen und erst dann einen neuen Handelsvertrag verhandeln, wenn die Abfindungsfrage geklärt ist.  

London will keinen Cent nach Brüssel schicken

Premierministerin Theresa May hatte ursprünglich auf eine gnädige Haltung der Deutschen spekuliert. Daraus wird nichts. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat unmissverständlich klar gemacht, dass sie voll hinter den Forderungen der Franzosen stehen wird.

Angefeuert von einer äusserst aggressiven Boulevard-Presse will Grossbritannien jedoch keinen Cent nach Brüssel überweisen. Das hat May an einem Dinner mit dem EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker unmissverständlich erklärt. Tags darauf hat die «FAZ am Sonntag» Details des Gesprächs veröffentlicht. So habe Juncker beklagt, dass er nun «zehn Mal skeptischer» sei, dass es zu einem neuen Vertrag kommen werde.

Eine verdammt schwierige Frau

Die Reaktion aus London erfolgte umgehend. Sie werde eine «verdammt schwierige Frau» (a bloody difficult woman») in den Verhandlungen sein, liess May ausrichten.  

epa05940991 British Prime Minister Theresa May (C) delivers a speech on the campaign trail at the Hungerford Community and Social Club in Brislington, Bristol, Britain, 02 May 2017. Voters go to the p ...
Hofft auf einen Erdrutschsieg bei den Neuwahlen: Theresa May.Bild: GEOFF CADDICK/EPA/KEYSTONE

Auf beiden Seiten des Kanals nehmen die chauvinistischen Emotionen zu. Gideon Rachman stellt sich in der «Financial Times» bereits vor, wie Theresa May ihren Landsleuten ein Scheitern der Verhandlungen verklickern werde. «Ein Land, das Hitler, Napoleon und die spanische Armada besiegt hat, lässt sich nicht von ein paar Brüsseler Bürokraten in die Knie zwingen.»  

Das ist vorläufig noch Fiktion. In der Realität müssen die Briten sich damit anfreunden, dass der Brexit einen Preis haben wird. «Grossbritannien kann nicht erwarten, dass es die Bedingungen diktieren oder einen Deal abschliessen kann, der so günstig ist, dass andere Länder ermutigt würden, ebenfalls auszutreten», mahnt die Financial Times.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Majoras Maske
03.05.2017 13:31registriert Dezember 2016
Die Forderung von 60 Mia Euro war wohl eher vor einigen Wochen oder Monaten und nicht "vor ein paar Jahren". ;)
242
Melden
Zum Kommentar
avatar
Triumvir
03.05.2017 13:48registriert Dezember 2014
Wer ist da wohl auf wen mehr angewiesen... Die sturen Briten oder die restlichen EU-Länder...Der Brexit wird richtig, richtig teuer und hässlich für die Briten werden und das ist gut so!
7051
Melden
Zum Kommentar
26
Alle wollen Gesichtscreme – Nivea-Konzern Beiersdorf setzt Nachfrage mehr um

Eine rege Nachfrage nach Deos und Sonnenschutzmitteln hat dem Nivea-Konzern Beiersdorf zum Jahresauftakt einen kräftigen Schub beschert. Auch Preiserhöhungen unterstützten das Umsatzplus.

Zur Story