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Drei lesenswerte Schweizer Sachbücher

Drei Schweizer Sachbücher, bei denen ihr bestimmt nicht einschlafen werdet!

Bild: shutterstock
Sachbücher haben es schwer, vor allem im eigenen Land. Ein Versuch, ein bisschen Abhilfe zu schaffen.
09.10.2016, 20:2711.10.2016, 10:14
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Die Schweiz ist klein, eine Art Kanton Zug von Europa. Das ist gut fürs Geschäft, aber schlecht für Künstler. Sie müssen mit den Tücken eines sehr kleinen Binnenmarktes kämpfen. Ganz speziell gilt das für die Autoren von Sachbüchern. Falls sie überhaupt einen Verleger finden, werden sie von den Medien kaum beachtet und von Buchhandlungen schlecht verkauft. Das muss nicht sein. Hier drei Schweizer Sachbücher, die es verdienen, gelesen zu werden.

Barbara Lukesch «Bauernleben»

Bauer Alois Zgraggen bei seinen Dexter Kuehen, aufgenommen am Dienstag, 10. Juni 2014 in Erstfeld.
Bild: Samuel Truempy Photography

Barbara Lukesch hat vor mehr als 30 Jahren die Ringier-Journalistenschule absolviert. Sie hat sich seither als Autorin von verschiedensten Reportagen und verschiedensten Publikationen einen Namen geschaffen. Mit «Bauernleben» hat sie sich auf ein neues, ihr bisher unbekanntes Gebiet begeben, die Landwirtschaft. Sie porträtiert den Alltag von Wisi Zgraggen, einem Bauern in Erstfeld.

Fast wie ein Roman – nur echt

Wisi Zgraggen ist ein kein gewöhnlicher Bauer. Bei einem Unfall hat er beide Arme verloren. Ihn zu porträtieren war daher ein Risiko. «Ich fragte mich, ob ich mich wirklich auf das Wagnis einlassen sollte», schreibt Lukesch im Vorwort. «Würden die fehlenden Arme nicht allgegenwärtig sein und andere, mir viel wichtigere Themen dominieren?»  

Lukesch ist nicht in diese Falle gerasselt. «Bauernleben» enthält zwar Elemente eines Romans. Ein urchiger Mann aus den Bergen lässt sich vom Schicksal nicht unterkriegen und verwirklicht seinen Traum. Es liest sich über weite Strecken auch wie ein Roman, es ist verständlich und flüssig geschrieben. Seine Qualität liegt jedoch letztlich in der unsentimentalen Darstellung eines Berufes, der für Städter bereits exotisch geworden ist.

Neustart Schweiz «Nach Hause kommen»

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«Neustart Schweiz» ist eine Organisation, die neue Formen des urbanen Zusammenlebens entwickelt. Beispiele in Zürich sind etwa «Kraftwerk I und II» oder «Kalkbreite». Hans Widmer, bekannt unter dem Pseudonym P.M., hat schon verschiedene Bücher zu diesem Thema verfasst und gehört auch zu den Autoren dieser Schrift.

«Nach Hause kommen» ist ein Kontrast zu «Bauernleben». Es geht nicht ums Land, sondern um die Stadt. Eine Vision der Zukunft wird geschildert, nicht die Zustände der Gegenwart. Gemeinsam ist der Pragmatismus. «Der Bäcker, der Metzger, der Käsehändler – sie kommen nicht mehr zurück. Die einzige Alternative mit einer echten ökonomischen Grundlage besteht darin, dass wir selbst mit einem Mikrozentrum alle 100 Meter backen, wursten, Lebensmittel verarbeiten und effizient lagern», heisst es.

Von der Nachbarschaft zum Territorium

Einfamilienhäuser sucht man in dieser Stadt der Zukunft vergebens, individuelles Wohnen wird auf 30 Quadratmeter beschränkt. Dafür gibt es grosse Gemeinschafts- und Spielräume. Gegessen wird in verschiedenen Beizen, gewaschen in Grosswäschereien. Für beide leistet jeder Bewohner rund sechs Stunden pro Woche Fronarbeit.  

Die Gesellschaft der Zukunft wird in dieser Vision in fünf Modulen aufgebaut sein: Nachbarschaften mit 500 Bewohnern werden zu Quartieren zusammengeschlossen. Diese bilden eine Stadt, diese wiederum eine Region und schliesslich ein Territorium. Individualverkehr wird auf ein Minimum beschränkt, die Quartiere sind so gebaut, dass Arbeiten und Wohnen nicht mehr getrennt sind, und dass man fast überall zu Fuss hinkommt.  

Natürlich wissen die Verfasser, dass sich ihre Vision nicht per Volksabstimmung verwirklichen lässt. Sie rechnen mit einer Krise des bestehenden Systems. Davor sollten wir uns jedoch nicht fürchten. «Für einen Übergang sind alle nötigen Institutionen schon bereit oder werden gerade experimentell erprobt», heisst es.  

Daniel Högger, Cristina Verones (Hrsg.) «Völkerrecht kompakt»

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Wir sprechen zwar täglich über Menschenrechte und hören von «bewaffneten Konflikten» und «internationalen Verhandlungen». Doch wer weiss schon, was dahintersteckt? Diese Wissenslücke wird mit «Völkerrecht kompakt» geschlossen, einem auch für Laien verständlichen Buch, das die verschiedenen Dimensionen dieses sehr komplexen Themas ausleuchtet.  

Hinter dem Buch steht «Foraus», ein von Studenten gegründeter Think Tank, der sich schwerpunktmässig mit Aussenpolitik beschäftigt. Es handelt sich um eine Art Zwilling von Libero, der Organisation, die bei der Abstimmung über die Durchsetzungsinitiative für Aufsehen gesorgt hat.

Das Völkerrecht schützt die Schweizer Unabhängigkeit

«Völkerrecht kompakt» macht die Ausrede obsolet, dass sich bloss Juristen in dieser abstrakten Materie zurecht fänden. Es ist verständlich geschrieben und sinnvoll strukturiert. Es zeigt auch auf, dass gerade wir das Völkerrecht Ernst nehmen sollten. «Das Völkerrecht bietet den besten Schutz für die Erhaltung der Unabhängigkeit und Sicherheit der Schweiz (...)», heisst es. «Und schliesslich ist auch die schweizerische Neutralität nichts anderes als ein durch das Völkerrecht garantierter Status.»

UN, Europarat und andere Institutionen werden oft als Schwatzbuden abgetan, die im Ernstfall ohnmächtig den Mächtigen ausgeliefert seien. Das ist heute längst nicht mehr so. Ein vielfältiges Netz von Abkommen und Gerichten sorgt dafür, dass selbst Grossmächte sich nicht so einfach über das Völkerrecht hinwegsetzen können. Gerade in einer Zeit, in der nationalistische Tendenzen wieder auf dem Vormarsch sind, wird dies immer wichtiger.

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