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Die Klimakonferenz von Kopenhagen war ein Desaster. Sie endete in einem Chaos und die versammelten Staatsoberhäupter mussten zerstritten und unverrichteter Dinge wieder abreisen. Sechs Jahre später werden sie erneut in Paris zusammentreffen, und alles deutet daraufhin, dass diesmal tatsächlich Erfolge im Kampf gegen die Klimaerwärmung erzielt werden können.
In den letzten sechs Jahren hat sich Einiges getan: Die Wissenschaft hat die These des von Menschen verursachten Klimawandels so weit erhärtet, dass nur noch die letzten Betonköpfe daran zweifeln können. Nicht nur die Klimaforscher haben die Gefahren erkannt. Selbst Banker wie Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, oder Henry Paulson, ehemaliger CEO von Goldman Sachs und Ex-US-Finanzminister, warnen eindringlich davor, die wirtschaftlichen Konsequenzen der Klimaerwärmung zu unterschätzen.
Auch der Graben zwischen den Industrienationen und den Schwellenländern ist am Verschwinden. Das hat einen banalen Grund. Die Luft in Peking und – noch schlimmer – in Neu Dehli ist inzwischen so dreckig geworden, dass die Menschen buchstäblich daran zu ersticken drohen. «Selbst Länder wie Indien haben verstanden, dass erneuerbare Energie nicht nur eine Angelegenheit für reiche Staaten ist», sagt Patrick Hofstetter, Klimaexperte beim WWF Schweiz.
Auch die Wirtschaft zieht mit. Ob Nestlé oder Swiss Re, Ikea oder Migros – alle bekennen sich inzwischen zu Klimazielen. Das gilt weltweit. In den USA haben Konzerne wie Johnson & Johnson, Procter & Gamble, Nike, Starbucks und Intel ein Versprechen unterzeichnet, in dem sie sich verpflichten, mehr gegen die Klimaerwärmung zu unternehmen. Nur Ölmultis wie Exxon oder Chevron halten sich noch vornehm zurück.
Die Technik hat ebenfalls grosse Fortschritte erzielt. Am sichtbarsten ist dies bei den Solarzellen. Ihr Preis ist in den letzten fünf Jahren nochmals massiv gesunken. Erneuerbare Energie ist daher kein Luxus mehr für grüne Wohltäter, sondern eine Notwendigkeit für nüchtern kalkulierende Geschäftsleute.
Eine «Energie-Revolution» sei machbar geworden, stellt Nicholas Stern in seinem Buch «Why Are We Waiting» fest. Er wurde vor rund zehn Jahren mit einem Aufsehen erregenden Report über den Klimawandel weltberühmt und deswegen von der Queen geadelt. Martin Wolf, Chefökonom in der «Financial Times» kommt zum gleichen Ergebnis. «Das Potenzial für eine Energie-Revolution ist vorhanden», stellt der wohl einflussreichste Wirtschaftsjournalist der Welt fest.
Allerdings, noch ist gar nichts gewonnen. Nach wie vor ist unsicher, ob das Minimalziel – die Erwärmung bei zwei Grad zu begrenzen – erreicht werden kann. Immer öfter ertönt deshalb der Ruf, die Forschung auf dem Gebiet der Energie massiv zu erhöhen. Grosser Beliebtheit erfreuen sich dabei Vergleiche mit dem «Manhattan Projekt», dem Forschungsplan zum Bau der Atombombe im Zweiten Weltkrieg, oder dem Apollo Programm, Kennedys Forderung, innerhalb von zehn Jahren einen Menschen auf den Mond zu schiessen.
Richard Layard ist zuständig für das Wellbeing Programm an der London School of Economics. Er ist ein vehementer Befürworter eines Energie-Apollo-Programms. «Genauso wie der Zweite Weltkrieg uns das Manhattan Projekt beschert hat und der Kalte Krieg Amerika dazu bewogen hat, auf dem Mond zu landen, brauchen wir heute ein weiteres Apollo Projekt – ein internationales, dessen Ziel darin besteht, die Erde für die Menschen sicher zu machen.»
Ein Apollo Programm gegen den Klimawandel ist nicht gratis zu haben. Weltweit werden heute bloss rund sechs Milliarden Dollar für die Forschung im Energiebereich ausgegeben, ein lächerlicher Betrag. Layard fordert, dass dieser Betrag mindestens verdoppelt wird.
Geld allein wird es jedoch nicht richten. «Wir brauchen, was auch das Apollo Programm hatte: Ein Ziel, das dem Projekt Emotionen, Prestige und Glamour verleiht», so Layard. «Zusammen mit anderen fordere ich deshalb, dass der Preis von erneuerbarer Energie innerhalb von zehn Jahren unter das Niveau von dem aus Kohle gewonnenen Strom gedrückt werden muss.»