Er ist eitel, zynisch, mobbt, ist in dubiose Finanzgeschäfte verwickelt und hetzt gegen Minderheiten. Kurz: Milo Yiannopoulos. Er ist ein Mann ganz nach dem Geschmack von Donald Trump. Als die Studenten der Universität Berkley in Kalifornien einen Auftritt des 33-Jährigen Briten mit Krawallen verhinderten, beklagte dies der 45. Präsident – auf Twitter selbstverständlich. Milo selbst pflegt Trump als seinen «Daddy» zu bezeichnen. Er stammt aus einer wohlhabenden, aber offenbar zerrütteten Familie.
Der schwule Provokateur mit dem griechischen Namen – den hat er von seiner verehrten Grossmutter übernommen – ist hoch gestiegen und tief gefallen. Vor ein paar Tagen noch war er als Starredner bei der American Conservative Union vorgesehen, hatte einen fetten Buchvertrag mit dem angesehenen Verlag Simon & Schuster, war Gast in der Talkshow von Bill Maher und Redaktor beim Onlineportal Breitbart.
All das ist Geschichte: Die Konservativen haben ihn ausgeladen, der Buchvertrag wurde aufgelöst und Breitbart hat ihn gefeuert, denn Milo hat die Provokation überdreht, hat Sex mit Minderjährigen verharmlost und einen Priester gelobt, der ihm «den besten Oralsex» beigebracht habe. Das war definitiv eine Brücke zu weit.
Bei den Konservativen war Milo populär, weil er gegen Linke, Feministen und die Political Correctness polemisiert, den Islam hasst und Trump verehrt. Zudem versteht er es bestens, die Linken auf die Palme zu bringen – und er ist jung. Gerade in diesem Segment der Bevölkerung ist die neue Rechte nach wie vor schwach auf der Brust. Milo hat diese Nische perfekt besetzt.
Sein Aufstieg ist jedoch auch ein klares Zeichen der Dekadenz der Konservativen. Das war nicht immer so. Auf der rechten Seite gab es einst namhafte Intellektuelle wie William F. Buckley und Irving Kistol. Heute geben geistige Tiefflieger wie Ann Coulter oder Bill O’Reilly den Ton an. Milo passt perfekt in diese Truppe. Ausser Lärm und Polemik hat er wenig zu bieten.
Selbstverständlich ist Milo auch extrem
rachsüchtig. «Viele, die ihn porträtieren wollten, beklagen sich darüber, dass
seine Kritiker sich nicht über ihn äussern wollen, aus Angst vor einer
Vendetta», schreibt der «Guardian». Und selbstverständlich ist er auch extrem
wehleidig. Bei seiner Pressekonferenz machte er die Medien für seinen jähen
Absturz verantwortlich – wen sonst?
«Es war eine
Hexenjagd von Leuten, denen die Kinder
egal sind», jammerte er. Das hätte selbst Kellyanne Conway nicht besser
hingekriegt.