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Boulevardblatt erpresst Amazon-Chef Jeff Bezos

FILE - In this Sept. 13, 2018, file photo, Jeff Bezos, Amazon founder and CEO, speaks at The Economic Club of Washington's Milestone Celebration in Washington. Bezos announced in September that h ...
Statt sich erpressen zu lassen, hat Bezos beschlossen, die Drohungen publik zu machen.Bild: AP/FR170079 AP

Boulevardblatt erpresst Jeff Bezos mit schlüpfrigen Fotos – nun dreht dieser den Spiess um

08.02.2019, 08:4408.02.2019, 09:46
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Amazon-Chef Jeff Bezos hat dem US-Boulevardblatt «National Enquirer» Erpressung mit übelsten Methoden vorgeworfen. In einem Brief vom Donnerstagabend (Ortszeit) erklärte der Unternehmer, das Blatt habe mit der Veröffentlichung intimer Privatfotos von ihm gedroht.

Dies solle geschehen, falls er die von ihm initiierte Untersuchung gegen die Zeitschrift nicht einstelle. Er beschuldigte den Chef des «Enquirer»-Verlags American Media Inc, David Pecker, hinter dem Erpressungsversuch zu stehen. Pecker ist ein guter Bekannter von US-Präsident Donald Trump – und der halte ihn «fälschlicherweise für seinen Feind», schrieb der Eigentümer der «Washington Post» in seinem offenen Brief.

Hintergrund ist Bezos' Trennung von seiner Ehefrau MacKenzie und sein Verhältnis mit einer anderen Frau. Das Ehepaar hatte im vergangenen Monat bekanntgegeben, dass es sich scheiden lassen will. Wenig später machte der «National Enquirer» die Affäre des Amazon-Chefs mit Lauren Sanchez öffentlich und verbreitete dabei unter anderem Textnachrichten und Fotos von ihm.

Publikmachen der Drohungen

Bezos liess nach eigenen Angaben untersuchen, wie das Blatt an dieses Material gelangt war. Er erklärte, Mittelsmänner von Pecker hätten ihn daraufhin aufgefordert, dies zu unterlassen. Man habe ihm gesagt, falls er dies nicht tue, würde der Verleger schlüpfrige Fotos von ihm und seiner Geliebten öffentlich machen.

Statt sich der Erpressung zu beugen, habe er sich aber entschlossen, die Drohungen publik zu machen, schrieb Bezos in dem auf dem Portal «Medium» veröffentlichten Brief.

«Sie sagten, sie hätten mehr Textnachrichten und Fotos, die sie veröffentlichen würden, falls wir unsere Untersuchung nicht einstellen würden», schrieb der Unternehmer. Dazu stellte er E-Mails, die nach seiner Darstellung aus dem Hause von American Media Inc. stammen.

Der 54-jährige Bezos ist der Gründer und Konzernchef des US-Internetriesen Amazon und laut «Forbes» der derzeit reichste Mensch der Welt. Das US-Magazin schätzte sein privates Vermögen zuletzt auf rund 137 Milliarden Dollar.

Fragwürdige Methoden

In this Jan. 31, 2014 photo, David Pecker, Chairman and CEO of American Media, addresses those attending the Shape & Men's Fitness Super Bowl Party in New York. The Aug. 21, 2018 plea deal re ...
David PeckerBild: AP/AP

David Pecker und der «National Enquirer» sorgen immer wieder für Schlagzeilen – auch und gerade im Zusammenhang mit Donald Trump. So veröffentlichte das Trump wohlgesonnene Skandalblatt während des Präsidentschaftswahlkampfs unter anderem das Foto einer vermeintlich vom Tode gezeichneten Hillary Clinton. Der Titel: «Hillary: Noch sechs Monate zu leben.»

Ausserdem spielten Pecker und sein Verlag eine Rolle in der Schweigegeldaffäre um Trump. American Media Inc. (AMI) zahlte dem ehemaligen Playmate Karen McDougal, die behauptet, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben, 150'000 US-Dollar für die Rechte an ihrer Geschichte.

Der «National Enquirer» veröffentlichte diese aber nie. Das Blatt soll sich die Rechte vielmehr gesichert haben, um die angebliche Affäre totzuschweigen. Die Methode ist in den USA als «catch and kill» bekannt (zu Deutsch etwa: «fange und vernichte»). AMI gab im Dezember zu, das Geld bezahlt zu haben – bestritt aber das angebliche Ziel dahinter.

Den Arbeitsmethoden des Verlagsimperiums von Pecker hat Bezos nun den Kampf angesagt. «Wenn ich mich in meiner Position nicht gegen diese Erpressung erheben kann, wie viele Leute können es dann?», fragt er in seinem offen Brief.

«Natürlich will ich keine persönlichen Fotos veröffentlicht sehen, aber ich werde auch nicht bei ihren allseits bekannten Erpressungsmethoden mitmachen, bei ihren politischen Gefälligkeiten, politischen Attacken und Korruption.» Er habe sich stattdessen dafür entschieden, den Spiess umzudrehen – und zu «sehen, was dadurch zum Vorschein kommt». (viw/sda/dpa)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butschina
08.02.2019 08:57registriert August 2015
Finde ich gut geht er nicht darauf ein. Bevor es veröffentlicht wird muss aber sicher sein wer der Täter ist.
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Pafeld
08.02.2019 09:16registriert August 2014
Ein Verlag, der "catch&kill" anwendet, gehört eigentlich sofort dichtgemacht. Denn es verstösst ganz klar gegen die Kernaufgabe, die eine Presseagentur hat. Die Pressefreiheit geht auch mit der Informationspflicht einher. Aber gerade die Teppichetagen von Presseverlagen sehen die Pressefreiheit nur noch als praktisches Vehikel, um sich für Profite um diverse Gesetze zu foutieren.
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Paul Badman
08.02.2019 11:02registriert November 2015
Ein Bild von Bezos in schlüpfrigen Posen verbreitet uns in panischen Schrecken. Es genügt schon die Vorstellung. Schrecken der Bevölkerung ist ein Straftatbestand. Wir sollten Pecker einklagen.
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