In gut zwei Monaten jährt sich das Unglück von «Rana Plaza» zum zweiten Mal. Am 24. April 2013 war die achtstöckige Textilfabrik am Rande von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka innerhalb von 90 Sekunden eingestürzt – mehr als 1130 Menschen kamen dabei ums Leben, mindestens ebenso viele wurden verletzt. Zum Vergleich: Bei dem Einsturz der Twin Towers am 11. September 2001 wurden 2726 Menschen in den Tod gerissen.
Doch obwohl das Unglück in der Textilfabrik nun bald zwei Jahre her ist, wurden weder die Angehörigen der Opfer, noch diejenigen Überlebenden, die aufgrund ihrer schweren Verletzungen nie wieder arbeiten können, ausreichend entschädigt. Und das, obwohl die UNO die wichtigsten Beteiligten an einen Tisch geholt hat.
Bei dem «Rana Plaza Arrangement» arbeitet die Regierung Bangladeschs unter der Aufsicht der UNO zusammen mit Gewerkschaften, Herstellern, Einzelhändlern aus aller Welt und Organisationen für Arbeitsrecht. Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu verbessern und die Sicherheit zu erhöhen. Führende Modemarken wie H&M verpflichteten sich beispielsweise, Gebäude- und Brandschutzabkommen zu unterzeichnen.
Ausserdem wurde bei dem Abkommen über ein Entschädigungsfonds in Höhe von 35 Milli entschieden. Doch bisher onen Franke nflossen die Gelder nur zögerlich: Ein Jahr nach dem Einsturz hatte gerade mal knapp die Hälfte der beteiligten Unternehmen insgesamt 13 Millionen Franken eingezahlt.
Und auch jetzt – ein weiteres Jahr später – warten Opfer und Angehörige auf ihr Geld. Einer der Gründe: Benetton stellt sich quer. Gemäss dem internationalen Kampagnen-Netzwerk Avaaz ist der italienische Moderiese die einzige grosse Weltmarke, die an dem Unglück beteiligt war, sich aber dennoch weigert, in den freiwilligen Entschädigungsfonds einzuzahlen.
Schon vor einem Jahr wurde darüber berichtet, dass Benetton noch keine Einzahlung getätigt hat. Gemäss Av hat sich daran bis heute nichts geändert. aazBenetton selbst gibt an, eine unbekannte Summe an eine Wohltätigkeitsorganisation vor Ort gespendet zu haben.
Doch vielen Menschen geht das nicht weit genug: Auf diese Art und Weise würde mehr oder weniger willkürlich entschieden, welche Näherinnen entschädigt würden und welche nicht, argumentiert eine Aktivistin gegenüber der deutschen «Zeit».
Um Benetton dennoch dazu zu bringen, in den Fonds einzuzahlen, hat die Organisation Avaaz eine Petition lanciert: In einem Brief an den Geschäftsführer von Benetton fordern sie diesen dazu auf, sich an dem Programm zu beteiligen. Mehr als 530'000 virtuelle Unterschriften konnten bisher gesammelt werden, als Ziel hat sich die Organisation 1 Million Unterschriften gesetzt.