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Boni kommen aus der Mode

«Faktor Mensch ging völlig vergessen» – Boni kommen aus der Mode

11.01.2019, 14:0211.01.2019, 14:05
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ARCHIVBILD ZUR PRAESENTATION DER JAHRESZAHLEN 2016 DER MIGROS BANK -- Das Logo der Migrosbank, aufgenommen am Donnerstag, 1. November 2012, in Winterthur. (KEYSTONE/Steffen Schmidt)
Bild: KEYSTONE

Die Bâloise hat es getan, die Migrosbank und auch Tamedia: Sie haben sich von individuellen Boni für die Mitarbeitenden verabschiedet. Damit stehen sie für einen neuen Trend. «Die Bonuskultur ändert sich derzeit rasant», sagte HCM-Chef Stephan Hostettler an einem Mediengespräch am Freitag.

Die Bezahlung habe einen grossen Einfluss auf die Firmenkultur, sagte Hostettler. Mit der Umstellung der Entlöhnungssysteme wollten die Unternehmen die Teamarbeit wieder fördern. «Es gibt ein Umdenken im Umgang mit Geld.» HCM erhalte derzeit viele Anfragen zu dem Thema sowohl von grossen als auch kleinen Unternehmen. Viele hätten die Umstellung aber auch schon vollzogen.

«Eigentlich bin ich aber überrascht, dass dieser Wandel erst jetzt eingesetzt hat», sagte Hostettler. Als in den 90er-Jahren die ersten bonirelevanten Gesamtbeurteilungen für die einzelnen Mitarbeiter eingeführt worden seien, hätten Führungskräfte eigentlich schnell bemerkt, dass diese die Angestellten demotivierten.

Denn die traditionellen Vergütungssysteme basierten auf drei Mythen: Nämlich dass alles gemessen werden, alles mit einem Rating bewertet werden könne und durch eine Verknüpfung mit Geld alles besser werde. «Der Faktor Mensch und die Wertschätzung des Mitarbeiters ging völlig vergessen.»

Auf die Spitze getrieben worden sei dies durch die Anwendung der Normalverteilung. Das bedeutet, dass neben durchschnittlichen und guten Bewertungen einige Mitarbeitende zwingend schlecht bewertet werden mussten - also Demotivation pur. Solche Vergütungssysteme bieten daher auch eher einen Anreiz, für sich zu schauen, statt im Team zu arbeiten.

Inzwischen trennen laut einer Studie der Universität St. Gallen über ein Fünftel von 96 befragten kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) Führung und Geld, setzen also nicht länger auf individuelle Boni. «Das heisst aber nicht zwingend, dass es nur noch Fixlöhne gibt», sagte Hostettler. Aber die variablen Lohnbestandteile orientierten sich stärker am gemeinsamen Erfolg. Einige Firmen wie zum Beispiel Tamedia beteiligen die Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg. (awp/sda)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bokl
11.01.2019 15:08registriert Februar 2014
Boni kommen aus der Mode bedeutet

Für Management: aktueller Fixlohn + letzter Bonus = neuer Fixlohn + weiterhin zusätzliche Boni für selbstverständliche "Verbesserungen"

Für Mitarbeiter: Fixlohn bleibt unverändert. Boni nur noch für aussergewöhnliche = kaum erreichbare Leistungen.

Die Schere öffnet sich weiter ...
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dunou
11.01.2019 14:53registriert August 2016
Und da dachte ich, es seien die Boni der Topmanager, die aus der Mode kommen... Mein Fehler.
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Donald
11.01.2019 14:15registriert Januar 2014
Bei uns bekommen auch nur die einen Bonus, welche es schaffen irgendwie Verkäufe auf ihr Konto zu verbuchen. Obwohl natürlich alle an entsprechenden Offerten und der Umsetzung mitarbeiten...
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