Die Flugzeug-Flotte der Genfer Firma Sonnig darf nicht mehr abheben. Wie die Sonntagszeitung berichtet, hätten die Piloten der Jets seit 2011 die klare Anweisung erhalten, nur jeden dritten Flug ins Logbuch einzutragen, um Kosten zu sparen. Wie Urs Holderegger, Sprecher des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl), erklärt, wurde festgestellt, dass es bei der Firma Sonnig zu «grösseren Unregelmässigkeiten bei der Nachführung der Bordbücher gekommen ist».
Mit diesen Angaben bestimmen die Behörden, wann die obligatorischen Sicherheitsüberprüfungen und Wartungen fällig sind. «Das Überschreiten einer grösseren Anzahl von Flugstunden und Landungen kann gravierende Systemfehler herbeirufen bis hin zu totalem System- und Motorausfall», werden Bazl-Spezialisten zitiert.
Im Untersuchungsbericht des Bazl steht, dass Sonnig SA bewusst versucht habe, die Luftverkehrs-Vorschriften zu umgehen: Die «systematische und wiederholte Art und Weise, mit der Flugstunden nicht in die Flugbücher übertragen wurden», liesse dies zumindest stark annehmen. Der Sonnig-Anwalt spricht hingegen von «gelegentlichen Differenzen, die nicht entstanden seien, um Geld für die Wartung zu sparen.»
Eine ganze Serie von Hollywoodstars, Fussballgrössen und Milliardären liessen sich von der Jetfirma fliegen. Popstar Rihanna und ihr damaliger Freund Chris Brown reisten beispielsweise Ende 2012 mit einer Maschine von Sonnig zu einem Konzert in der Elfenbeinküste. Rapper Jay Z und Beyoncé buchten 2012 das grösste Flugzeug der Sonnig-Flotte, eine Gulfstream G450. Und auch die kasachische Milliardärin Gaukhar Ashkenazi boardete 2013 dieselbe Gulfstream. Damals platzte kurz vor Abflug in Venedig einer der Reifen, Schlimmeres blieb glücklicherweise aus.
Ob dieser Unfall bereits auf schlechte Wartung zurückzuführen ist, wird derzeit noch von italienischen Behörden untersucht. Die Gulfstream gehöre allerdings nicht zu den drei Jets, die vom Bundesamt für Zivilluftfahrt stillgelegt wurden, da sie nicht in der Schweiz gemeldet ist.
Die Firma Sonnig hat ihre Lizenz inzwischen von sich aus zurückgegeben und den Grossteil ihrer Belegschaft entlassen. Die Flugzeuge bleiben am Boden. Das Bazl hat entschieden, dass sie selbst für unbemannte Reparaturflüge zu gefährlich sind.
(lis)