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Türkei

Türkische Lira bricht nach Erdogan-Äusserungen weiter ein

Türkische Lira bricht nach Erdogan-Äusserungen weiter ein – Finanzminister entlassen

01.12.2021, 07:4302.12.2021, 02:49
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epa09600895 Crown Prince of the Emirate of Abu Dhabi, Sheikh Mohammed bin Zayed Al Nahyan (L), and Turkish President Recep Tayyip Erdogan (R), during an agreement ceremony after their meeting at the P ...
Der türkische Präsident Erdogan bleibt stur.Bild: keystone

Der wegen der taumelnden Landeswährung und damit verbundener Wirtschaftsprobleme unter Druck stehende türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan tauscht den Finanzminister aus. Lütfi Elvan verlässt das Amt nach nur etwas mehr als zwölf Monaten und wird durch Nureddin Nebati ersetzt, wie aus einer offiziellen Mitteilung vom Mittwochabend hervorgeht.

Die Talfahrt der türkischen Lira hatte sich zuletzt beschleunigt, für zusätzlichen Druck hatte am Dienstagabend ein Interview Erdogans beim Staatssender TRT gesorgt, in dem er bis zu den für 2023 geplanten Wahlen niedrigere Zinsen versprochen hatte. Zudem sei er nicht länger daran interessiert, mit höheren Leitzinsen kurzfristige Investitionen ins Land zu holen. Die Lira brach darauf hin zum Dollar und Euro auf Rekordtiefs ein.

Der Dollar stieg im Gegenzug bis knapp unter 14 Lira, der Euro kletterte dicht an 16 Lira. Zum Vergleich: Zum Wochenstart mussten für einen Euro phasenweise noch 14 Lira gezahlt werden, Mitte November waren es 12.

Erst jüngst hatte die türkische Zentralbank die Leitzinsen auf 15 Prozent gesenkt – entgegen der gängigen Praxis, einer hohen Inflation mit einer Anhebung des Leitzinses zu begegnen. So beträgt die Teuerungsrate zurzeit rund 20 Prozent. In diesem Umfeld scheuen ausländische Unternehmer tendenziell Investitionen in dem Land, was die Wirtschaft zusätzlich belastet.

An diesem Mittwoch intervenierte die türkische Notenbank dann zur Stützung der Landeswährung Lira am Devisenmarkt, allerdings ohne allzu viel Erfolg.

Die Währung der Türkei befindet sich schon länger auf Talfahrt, die Wirtschaft des Landes leidet schwer darunter. Hintergrund sind die Einmischungen Erdogans in die Geldpolitik der Notenbank. Entgegen jeder geltenden volkswirtschaftlichen Vernunft vertritt der Staatspräsident die Ansicht, hohe Zinsen förderten die Inflation. Viele Notenbanker, die sich mehr oder weniger gegen Erdogans Ansichten stellten, mussten bereits ihren Hut nehmen. (saw/sda/dpa)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Repplyfire
01.12.2021 08:22registriert August 2015
Der (oder Leute in seinem Umfeld) hat doch einfach Kredite in Lira aufgenommen und möchte sie nun so günstig wie möglich zurückzahlen. Das sind doch gängige Goodies als Autokrat, wer kennt das nicht ;)
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MarGo
01.12.2021 08:09registriert Juni 2015
Niedrige Zinsen, dafür ist das Geld nix mehr wert... Das könnte bösen enden für Erdowahn...
(Und ich komme nicht umhin, mich darüber etwas zu freuen)
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LURCH
01.12.2021 08:50registriert November 2019
Je seniler und debiler diese Potentaten werden, desto unberechenbarer werden sie.
Bleibt zu hoffen dass das Karma sie einmal einholt.
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