Wirtschaft
US-Wahlen 2016

Morddrohungen, weil er auch Flüchtlinge beschäftigt

Hamdi Ulukaya, Chief Executive Officer of Chobani attends the session "The Humanitarian Imperative: A Global, Regional and Industry Response" during the Annual Meeting 2016 of the World Econ ...
Hamadi Ulukaya erklärte am WEF in Davos: «Sobald ein Flüchtling einen Job hat, ist er kein Flüchtling mehr.» Bild: RUBEN SPRICH/REUTERS

Wie ein sympathischer Joghurt-Hersteller ins Fadenkreuz der Trump-Fans geriet

Faschistoide US-Medien wie «Breitbart» hetzen gegen Hamdi Ulukaya, den Gründer des erfolgreichen Joghurt-Herstellers Chobani.
04.11.2016, 17:3005.11.2016, 06:45
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Stephen Bannon ist der starke Mann bei «Breitbart» und Wahlkampfstratege von Donald Trump. Das Onlineportal hat eine üble Kampagne gegen Hamdi Ulukaya gestartet, einen türkischen Einwanderer, der die Amerikaner auf den Geschmack von griechischem Joghurt gebracht hat. Aber der Reihe nach:

This Wednesday, March 4, 2015 photo shows a container of Chobani’s 0% fat Greek yogurt in black cherry flavor, in New York. The product lists 17 grams (about 4 teaspoons) of sugar per serving. The Wor ...
Mit seinem Joghurt hat Ulukaya den Trend punktgenau getroffen.Bild: Bebeto Matthews/AP/KEYSTONE

Ulukaya ist Türke mit kurdischen Wurzeln. Er wanderte in die USA aus. 2005 kaufte er in Twin Falls im Bundesstaat New York eine marode Joghurt-Fabrik, rüstete sie auf und begann, griechisches Joghurt herzustellen. Er traf den Trend punktgenau. Heute beschäftigt er 2000 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von 1,5 Milliarden Dollar.  

Ulukaya will Mitarbeiter am Börsengang beteiligen

Ulukaya ist ein äusserst sozialer Arbeitgeber. Er bezahlt seinen Mitarbeitern mehr als den Mindestlohn und will sie bei einem Börsengang am Gewinn beteiligen. Zehn Prozent des Erlöses eines allfälligen Börsenganges oder eines Verkaufs von Chobani sollen an die Mitarbeiter verteilt werden. Bei einem geschätzten Wert des Unternehmens von drei Milliarden Dollar würde das 150'000 Dollar pro Mitarbeiter bedeuten.

Ulukaya beschäftigt auch 300 Flüchtlinge und will den grössten Teil seines Vermögens dereinst für Flüchtlinge spenden. Das hat ihm den Hass der rechtsextremen Szene eingebracht. Ulukaya wolle «die Vereinigten Staaten mit Muslimen ertränken», meldeten einschlägige Blogger.  

«Ulukaya ist ein Einwanderer, der  Amerikanern nicht den Job wegnimmt, sondern im grossen Stil Jobs geschaffen hat.»
«New York Times»

Bald darauf sprang auch «Breitbart» auf den Rassisten-Zug. Das faschistoide Onlineportal verbreitete Storys, die Flüchtlinge würden Tuberkulose verbreiten, und streute das Gerücht, dass Angestellt von Chobani sexuelle Angriffe auf Minderjährige verübt hätten. Die «Breitbart»-Artikel lösten eine Hetzkampagne auf Twitter und Facebook aus. Shawn Barigar, der Bürgermeister von Twin Falls, erhielt gar Morddrohungen.  

Interpretive park ranger Caitlin Kostic, center, gives a tour near the high-water mark of the Confederacy at Gettysburg National Military Park to Republican presidential candidate Donald Trump, left,  ...
Steve Bannon (ganz rechts) zusammen mit Donald Trump.Bild: Evan Vucci/AP/KEYSTONE

Dass die Faschisten gegen Ulukaya hetzen, ist leider verständlich. Er ist für sie der ultimative Albtraum. «Er ist ein Einwanderer, der nicht Amerikanern den Job wegnimmt, sondern im grossen Stil Jobs geschaffen hat», stellt die «New York Times» fest.

Donald Trump – sein Leben in Bildern

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Donald Trump – sein Leben in Bildern
Donald John Trump (links) in jungen Jahren auf einem Familienfoto. Trump kam am 14. Juni 1946 als viertes von fünf Kindern des Immobilienunternehmers Frederick Trump Jr. (1905–1999) und seiner Frau Mary Anne MacLeod (1912–2000) zur Welt. (Bild: Instagram/Donald Trump).
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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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leu84
04.11.2016 17:55registriert Januar 2014
Viele vergessen, dass die Vorfahren der Amerikaner alle einmal Einwanderer waren. Mal Quäker, mal Brite. Dann Russe oder auch Italiener...
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FrancoL
04.11.2016 18:11registriert November 2015
Ein Artikel der zeigt dass man auch sozial verträglich Geschäften kann. Es ist mir bewusst dass dies nicht alle können, aber viele die es könnten wollen es schlichtwegs nicht.
Wäre schön wenn Watson vielleicht auch einmal einen Blog mit solchen Beispielen ins Leben rufen könnte, wäre eine wohltuende Abwechslung zu den teilweise (zu) reisserischen Artikeln.
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N. Y. P. D.
04.11.2016 17:38registriert Oktober 2015
Vor Ulukaya muss man tiefsten Respekt haben. Die Welt könnte mit solchen Firmenchefs so friedlich sein.
P. S. Als das pure Gegenteil von Ulukaya würde mir jetzt spontan ein Wall Street Banker oder ein Mc Kinsey Jünger einfallen.
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