Auf dem Sender «Channel 4» läuft eine neue Sendung, die sich ausschliesslich mit Verstorbenen beschäftigt. Nein, die Briten haben nicht «Der Bestatter» kopiert, «Dead Famous DNA» dreht sich um das Erbgut von «Promis», die das Leben hinter sich gelassen haben.
Moderator Mark Evans hat nach Angaben der Macher der Show DNA-Proben von Berühmtheiten wie Elvis Presley, Charles Darwin, John F Kennedy, Marilyn Monroe, Napoleon, Marlon Brando und King George III. aufgetrieben. Und angeblich auch entsprechende Proben von Berüchtigten wie Adolf Hitler und Eva Braun entdeckt.
Mit diesen «genetischen Blaupausen des Lebens» will das Format jene Personen besser verstehen, doch für die Episode mit Hitler erntete Channel 4 massiv Kritik. Die Macher hatten ausgerechnet beim englischen Tunichtgut David Irving um ein paar Hitler-Haare nachgefragt und 3000 Pfund dafür gezahlt. «Das ist widerlich und wirft Fragen nach dem Service public von Cannel 4 auf», schimpfte der Labour-Abgeordnete Ian Austin in der «Daily Mail».
Irving ist jedoch ein Holocaust-Leugner, der in Länder wie Deutschland, Australien, Italien, Kanada, Neuseeland und Südafrika nicht einreisen darf. Das Geld könnte also eher einer Nazi-Sache dienen, als irgendjemanden aufzuklären. Zumal es ein Haar in der Suppe gab: Angeblich kam das Beweisstück vom Coiffeur des Führers: Der hatte sich früher einige Diktatoren-Locken gesichert, indem er Klebestreifen unter seinen Schuhe anbrachte. Dann aber stellte sich die Geschichte als falsch heraus: Der Sender wurde zum öffentlichen Gespött.
Nun steht die Frau des Führers im Fokus. Auch von Eva Braun will «Dead Famous DNA» genetische Proben ergattert haben: Hier soll eine Haarbürste die entsprechenden Proben liefern, die zum persönlichen Besitz derjenigen gehören, die sich am 30. April 1945 zusammen mit dem Despoten durch Selbstmord der Verantwortung entzog.
Eva Anna Paula Braun war 43 Jahre alt, als ein Gift ihr um 15.28 Uhr im Berliner «Führerbunker» das Leben nahm. 13 Jahre zuvor wäre es übrigens auch schon fast um sie geschehen gewesen: Im August 1932 schoss sie sich mit der Pistole ihres Vaters in die Brust, überlebte den Suizidversuch jedoch.
Kennengelernt hatte sie Adolf Hitler im Alter von 17 Jahren, als sie in einem Fotogeschäft arbeitete. Ihr Lehrmeister Heinrich Hoffmann war der spätere Leib-Fotograf des Führers. Und ausgerechnet diese Frau, die bis in die Haarspitzen im braunen Sumpf steckte, ausgerechnet Eva soll jüdische Vorfahren gehabt haben, berichtet The Independent.
Die entsprechende Folge von «Dead Famous DNA» wird zwar erst diese Woche ausgestrahlt, doch Channel 4 informierte natürlich schon vorab über die Sensation. In der mitochondrialen DNA wurde eine Sequenz gefunden, die aschkenasischen Juden zugeordnet wird. Schade eigentlich, dass der Führer das nicht mehr erleben darf.
Die Haarbürste der Frau Braun, die der privat sehr schämige Führer erst kurz vor dem gemeinsamen Freitod ehelichte, wurde auf dem Berghof am bayrischen Obersalzberg sichergestellt, wo sich der Diktator und seine Entourage zurückzogen um zu feiern und Überfälle zu planen. Als die 7. US-Armee mit Captain Paul Baer den Ort stürmte, nahm sich Letzterer der Haarbürste an und verkaufte sie später.
Channel 4 wiederum konnte sie für 2000 Pfund übernehmen, doch das Ergebnis ist natürlich nicht zweifelsfrei. Dass die Haare in der Bürste wirklich von Eva Braun stammen, könnte nur dann klar bewiesen werden, wenn die beiden noch lebenden Verwandten Eva Brauns einem DNA-Test für einen Vergleich zustimmen würden. Eine entsprechende Anfrage verlief jedoch im Sande.
So kann es also am Ende ein, dass Eva Brauns jüdische Vergangenheit ebenso erfunden ist wie das Hitler-Haar von der Coiffeur-Sohle. Andererseits tilgten bis 1945 auch massenhaft Deutsche ihre jüdische Vergangenheit, liessen sich taufen oder strichen gewisse Verwandte aus ihren Ahnenbüchern, die die NSDAP streng kontrollierte.
«Dead Famous DNA» mit der Folge über Eva Braun läuft am 9. April um 20 Uhr unserer Zeit auf Cahnnel 4.