Wenn künftige Missionen auf unserem Nachbarplaneten Mars Spuren von Leben finden sollten, könnte es gut sein, dass der Jubel darüber plötzlich verstummt. Es könnte sich nämlich herausstellen, dass dieses neu entdeckte Leben gar nicht extraterrestrisch ist, sondern von der Erde eingeschleppt wurde.
Falls dieses hypothetische Szenario tatsächlich eintreffen würde, wüsste man auch, wer schuld daran wäre: der Mars-Rover Curiosity. Oder genauer: die amerikanische Weltraumbehörde Nasa, die den Mars-Rover 2012 auf den Roten Planeten schickte.
Einer neuen Studie der American Society for Microbiology zufolge, die am 19. Mai im Wissenschaftsmagazin «Nature» erschienen ist, könnten Dutzende Bakterienstämme mit der Sonde den Mars erreicht haben. Die zähen Mikroorganismen überlebten nämlich die gründliche Reinigung der Sonde, bevor sie ins All geschossen wurde.
Zwar ist nicht klar, ob sie darauf auch den langen Flug zu unserem Nachbarplaneten in der lebensfeindlichen Umgebung des Alls überlebt haben. Doch laut den Mikrobiologen überstanden im Labor nicht weniger als 377 Bakterienstämme sämtliche Schikanen, denen die Forscher sie unterwarfen. Zu den eigentlich tödlichen Extremsituationen zählten beispielsweise Austrocknung, massive UV-Strahlung, extrem niedrige Temperaturen oder ein hoher Säuregrad.
Die Wissenschaftler kritisieren die Nasa, sie habe sich bei der Entwicklung des Curiosity-Projekts nicht exakt genug an die Vorschriften gehalten, wie sie im Rahmen der sogenannten Planetary Protection vorgesehen seien. Planetary Protection umfasst alle Massnahmen in der Raumfahrt, die verhindern sollen, dass irdische Lebensformen unbeabsichtigt andere Planeten oder sonstige Himmelskörper kontaminieren. Umgekehrt sollen auch nicht – allenfalls existierende – extraterrestrische Lebensformen in die irdische Biosphäre gelangen.
Der Grenzwert für die Zahl der mitgeschleppten Mikroorganismen variiert je nach Ziel: Beim Mars, wie auch bei anderen Himmelskörpern, die potenziell Leben tragen könnten, liegt er bei 300 bakteriellen Sporen pro Quadratmeter. Das Ziel ist, die Wahrscheinlichkeit einer Kontamination auf weniger als 1:10'000 zu begrenzen. (dhr)