Zwei englische Studenten haben ausgerechnet, wie viele Bäume sterben müssten, um das gesamte Web auszudrucken.
adrian lobe
Was, wenn man alle Webseiten ausdrucken würde?
Das ist zugegeben eine hypothetische, aber durchaus interessante Frage, die nun zwei
englische Studenten von der Universität Leicester zu beantworten suchten.
Hier schon mal die Schätzfragen. Die Auflösung folgt unten.
In ihrem lesenswerten wissenschaftlichen Beitrag («How Much of the
Amazon Would it Take to Print the Internet?») gehen George Harwood und Evangeline
Walker der Frage nach, wie viele Bäume man fällen müsste, um das gesamte
Internet zu Papier zu bringen.
Zuerst muss man wissen, wie viele Seiten das Internet hat. Wohlgemerkt: Webseiten sind nicht gleich
Druckseiten. Allein die englischsprachige Wikipedia misst nach eigenen Angaben rund 4,7
Millionen Webseiten.
Wenn man davon ausgeht, dass ein Wikipedia-Artikel im Durchschnitt 15
gedruckten DIN A4-Seiten entspricht, käme man beim Ausdrucken auf 70 Milliarden Blatt Papier.
70 Milliarden Blatt. Nur für die englischsprachige Wikipedia.
Zum Vergleich: Die altehrwürdige British Library hat rund sechs Milliarden Buchseiten
archiviert.
Das Ergebnis
extrapolierten die Nachwuchswissenschaftler auf die gesamte Zahl der Webseiten im Internet. Die Wissenschaftler orientierten sich an den Angaben auf der Website www.worldwidewebsize.com. Dieser zufolge bestand das Internet am Stichtag aus 4,54 Milliarden Seiten.
Heute sind es bereits über 4,7 Milliarden Webseiten.
Ihrer Berechnung legten die Studenten 30 gedruckte
Seiten pro Webseite zugrunde, was noch recht konservativ geschätzt ist. Diesen Wert
multiplizierten sie mit der Zahl der Webseiten. Ergebnis:
Das Internet würde beim Ausdrucken einen Papierberg von 136 Milliarden A4-Seiten verschlingen.
Für eine Technologie,
die erst seit 20 Jahren existiert, ist das eine erstaunliche Menge. Würde man alle Blätter auf
einen Stapel legen, käme man bei einer Dicke von 0,0096 Millimetern pro Blatt auf eine unvorstellbare Höhe. Und zwar 13'357 Kilometer.
Das ist ungefähr 100'000 Mal der Petersdom in Rom.
Das Zentrum der katholischen Kirche.Bild: APA
Oder man könnte 16'132 mal das höchste Gebäude der Welt aufeinander stapeln.
Nächtlicher Blick auf den Burj Khalifa in Dubai.Bild: AHMED JADALLAH/REUTERS
Wenn man bedenkt,
dass nur ein Bruchteil des Internets direkt aufrufbar ist (via URLs) und der Rest verborgen im
sogenannten «Dark Web» schlummert, ist die tatsächliche Menge noch viel grösser.
Papier ist bekanntlich totes Holz.
Wie viel Bäume bräuchte man, um das alles zu drucken?
Die Nachwuchsforscher nehmen an, dass pro Baum rund 17 Ries Papier
erzeugt werden. Ein Ries, eine Masseinheit, besteht vorliegend aus 500 Papierbögen. Pro Baum
gewinnt man somit 8500 Blatt Papier.
Die Baumdichte des Regenwalds im Amazonas liegt
bei ca. 71'000 Bäumen pro Quadratkilometer. Die Forscher errechneten, dass man 113
Quadratkilometer Regenwald im Amazonas vernichten bzw. 16 Millionen Bäume fällen
müsste, um das gesamte Internet auszudrucken. Zum Vergleich:
In der Schweiz leben knapp 500 Millionen Bäume.
Wollte man auch noch das riesige Dark Web ausdrucken,
käme man für das erforderliche Druckerpapier auf eine Waldfläche von 56'500 Quadratkilometern. Das ist grösser als die Schweiz.
Nun kann man die Studie als nutzloses Zahlenspiel abtun. Doch das Rechenexempel
verdeutlicht die Informationsdichte, die im Internet auf uns einprasselt. Jeden Tag kommen
Tausende neuer Seiten hinzu.
Auch diese Informationen müssen auf ein Speichermedium
gebracht werden. Die Serverfarmen von Google, Facebook und Co. rattern unermüdlich und
verbrauchen Unmengen an Strom, schätzungsweise zwei Prozent des gesamten weltweiten
Energiebedarfs.
Die Studie schärft hoffentlich das Problembewusstsein:
Nicht jede Information ist es wert, gespeichert zu werden. Und nicht jede Seite muss gedruckt werden.
Das könnte dich auch interessieren:
Untersee-Kabel: Die fragilen Lebensadern des Internets
1 / 14
Untersee-Kabel: Die fragilen Lebensadern des Internets
Alte Anmutung, aber auf dem Stand der Dinge: TeleGeography veröffentlicht in verschiedenen Versionen Karten der weltweiten Seekabel-Netzwerke. Diese neuen Karten ...
Das könnte dich auch noch interessieren:
Neben «Microsoft 365» wird der Konzern weiterhin eine Offline-Version seiner Office-Anwendung anbieten. Diese erscheint in doppelter Ausführung.
Microsoft will «Office 2024» und «Office LTSC 2024» noch in diesem Jahr veröffentlichen. Das hat der Konzern in einem Blogeintrag mitgeteilt. Während sich Office LTSC 2024 (Long-Term Servicing Channel) an Unternehmen und Organisationen in gewissen Nischen richtet (Geräte ohne Internetverbindung oder Embedded-Installationen wie im Medizinbereich), ist Office 2024 für private Konsumenten gedacht. Somit wird es auch künftig lokale Office-Installationen ohne Abogebühren, dafür mit herkömmlichen Updates für Word, Excel und PowerPoint geben.