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CO2 in der Luft: Diese Ideen könnten das Problem lösen

Hoffnung für die Umwelt: Es gibt clevere Ansätze, mit denen der CO2-Gehalt in der Luft deutlich reduziert werden könnte.
Hoffnung für die Umwelt: Es gibt clevere Ansätze, mit denen der CO2-Gehalt in der Luft deutlich reduziert werden könnte.
bild: shutterstock

CO2 in der Luft: Diese höchst spannenden Ideen könnten das Problem tatsächlich lösen. Ein Überblick

20.10.2015, 12:3019.11.2015, 13:43
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Roman Rey
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Jahr für Jahr entstehen bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern Unmengen an Kohlenstoffdioxid (CO2). Im Kampf gegen die Klimaerwärmung ist es entscheidend, wie wir mit dem Schadstoff fertig werden. Neben konventionellen Massnahmen gibt es auch einige revolutionäre Ideen, die Hoffnung machen. Wir stellen die spannendsten Projekte vor.

Kraftwerke im All

Wie können wir dafür sorgen, dass Kraftwerke auf der Erde nicht so viel Schadstoffe aussenden? Indem wir Kraftwerke bauen, die gar nicht auf der Erde sind. Der NASA-Veteran John Mankins will Tausende von Satelliten in die Umlaufbahn schicken, die 24 Stunden am Tag Sonnenlicht einsammeln und die gewonnene Energie auf die Erde schicken können – in Form von Mikrowellen oder Lasern.

Eine Studie besagt, wenn Regierungen in die Idee investieren, könnte in zehn Jahren der erste Prototyp ins All geschossen werden, und schon in 30 Jahren könnte der globale Energiebedarf gedeckt werden. Kraftwerke mit hohen CO2-Emissionen würden so überflüssig.

So könnte ein Satellit aussehen, der Sonnenenergie auf die Erde schickt.
So könnte ein Satellit aussehen, der Sonnenenergie auf die Erde schickt.
Bild: SPACEWORKS ENGINEERING

CO2 in Plastik verwandeln

Wenn der Umweltwissenschaftler Michael Kember das wirklich hinkriegt, darf er sich ohne schlechtes Gewissen Alchemist des 21. Jahrhunderts nennen: Kember forscht an einem Verfahren, mit dem man CO2 einfangen und in der Produktion von Plastik einsetzen könnte.

Damit könnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits würde das Kohlenstoffdioxid, das momentan eine grosse Umweltbelastung darstellt, sinnvoll eingesetzt werden. Zudem müsste man bei der Plastikproduktion nicht mehr (oder weniger) auf fossile Brennstoffe zurückgreifen.

Das Plastikproblem wäre gelöst.
Das Plastikproblem wäre gelöst.
Bild: KEYSTONE

Eisen im Ozean

Wissenschaftliche Untersuchen haben gezeigt, dass das Wachstum von Algen im Ozean durch die Zugabe von Eisen als Mikronährstoff deutlich beschleunigt werden kann. So entstand die Idee, den Ozean gezielt mit Eisen zu Düngen. Denn Algen absorbieren CO2.

Im Jahr 2009 haben Wissenschaftler einen Wasserwirbel vor der Antarktis mit sechs Tonnen Eisen gedüngt und die Auswirkungen untersucht. Zwar führte das zunächst wie geplant zu einem Wachstum von Algen, die CO2 aufnehmen. Doch die Algen zogen Krebse an, die sie verzehrten, so dass der grosse Erfolg ausblieb. Finden Meeresbiologen eine Algenart, auf die Krebse nicht stehen, wäre dies eine spannende Methode. 

Das Forschungsschiff in Eisendüng-Mission bei der Antarktis. 
Das Forschungsschiff in Eisendüng-Mission bei der Antarktis. 
Bild: Alfred-Wegener-Institut

CO2 unterirdisch speichern

Eine der vielversprechendsten Technologien im Kampf gegen den Klimawandel ist die sogenannte CCS-Technik («Carbon Capture and Storage»). Dabei wird in der Industrie anfallendes Kohlenstoffdioxid in unterirdische Lagerstätten gepumpt. Das soll verhindern, dass das Gas in die Atmophäre gelangt.

In mehreren deutschen Kraftwerken laufen CCS-Pilotprojekte, die jedoch bei der Bevölkerung wegen der Sorge auf Umweltschäden auf Widerstand stiessen. Ein marktfähiger Einsatz des Verfahrens wird nicht vor dem Jahr 2020 erwartet.

Im Kraftwerk Staudinger in Deutschland läuft ein CCS-Pilotversuch.
Im Kraftwerk Staudinger in Deutschland läuft ein CCS-Pilotversuch.
Bild: Wikipedia

Künstliche Bäume

Vom Aussehen her hat die Maschine nicht viel mit einem Baum gemein. In ihrer Funktion jedoch schon: Die vom Wissenschaftler Klaus Lackner entwickelten Plastik-Teile saugen CO2 aus der Luft. Im Moment forscht Lackner an der Columbia University daran, «eingefangenes» Kohlenstoffdioxid in Treibhäusern zu verwenden.

Lackners Ziel ist es, CO2 im grossen Stil einzufangen, um die Umwelt zu entlasten. Was es nun noch braucht, ist ein weiterer Schritt, der den Stoff in eine andere Form umwandelt, die man dann einfach entsorgen könnte.

Es gibt übrigens noch andere Unternehmen, die schon jetzt Geräte zum Einfangen von CO2 herstellen. Eines davon, Climeworks, hat seinen Sitz in der Schweiz.

CO2-Einfang-Technologie aus der Schweiz.
CO2-Einfang-Technologie aus der Schweiz.
Bild: Climeworks

Baum-Bomben

Wälder sind die Lungen unseres Planeten – trotzdem werden Jahr für Jahr Zehntausende Quadratkilometer Regenwald abgeholzt. Zwar werden Wälder auch wieder aufgeforstet, aber mit den derzeitigen Methoden geht das viel zu langsam voran, als dass man mit der Abholzung mithalten könnte.

Der Umwelt-Ingenieur Mark Hodges hat eine Lösung dafür: Flugzeuge sollen Millionen von kleinen Kanistern abwerfen und so ohne grossen Aufwand Wälder enstehen lassen. Bis jetzt funktioniert die Idee nur in der Theorie. Lässt sie sich aber in die Praxis umsetzen, könnte man die Samen 1000 Mal schneller sähen, als das jetzt möglich ist.

Im Videobeitrag stellt Mark Hodges seine Idee vor.
YouTube/a1z1z1aa

Nuklearreaktoren in Kleinbusgrösse

Die Kernenergie hat einen schlechten Ruf – und viele Umweltschützer wünschen sich, dass sie lieber heute als morgen von der Bildfläche verschwindet. Anders sieht das Jacob DeWitte vom US-Startup UPower: In seinen Augen spielt die Nuklearkraft eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel.

UPower hat einen Reaktor in der Grösse eines Kleinbusses entwickelt, der keine Beweglichen Teile hat und zwölf Jahre lang zwei Megawatt Strom produzieren soll. Der Reaktor soll deutlich effizienter sein und weniger Risiken mit sich bringen als die klassischen Kernkraftwerke.

So soll der Mini-Reaktor aussehen.
So soll der Mini-Reaktor aussehen.
Bild: UPower

6 Tonnen mit einem Drittel der Energie transportieren

Das macht Coop als weltweit erste Detailhändlerin mit ihrem Elektrolastwagen, der 6 Tonnen transportieren kann und dabei nur ein Drittel der Energie eines Diesellastwagens verbraucht. Die Batterien werden mit Wasserstrom aufgeladen. Zwei weitere Vorteile: Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach liefert zusätzlich Strom, und der Laster fährt fast lautlos.

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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acki_
20.10.2015 13:16registriert Oktober 2015
Da fehlt ganz klar die Firma aus Deutschland, die aus CO2 Treibstoff herstellt. http://m.welt.de/wirtschaft/energie/article134236409/Aus-CO2-und-Wasser-macht-diese-Anlage-Benzin.html
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Daniel Kunz
20.10.2015 18:24registriert August 2015
Es wird von anderen auch genannt. Dass ihr die Diskussion so einfach übernehmt und mit diesen Ideen aufwartet ist schade! Eisen in die Ozeane Pumpen? ein schon bedrohtes Ökosystem weiter gefährden? Zurückhaltung wäre eher angebracht.
Ja, unser Essen fördert den Klimawandel. Wir halten uns eine unglaublich ressourcenzehrende Biomasse an Kühen etc., die Treibhausgase produzieren, über die auch die Grünen noch zu wenig reden. Auch hier Stichwort Doku "Cowspiracy". Wir entscheiden beim Essen über unsere Zukunft. Wollen alle Menschen unseren Fleischkonsum, brauchts 2 Erden. Darum weniger Fleisch!
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peeti
21.10.2015 10:29registriert März 2015
Schade, wiederum werden hier nur Ideen vorgestellt, welche dem CO2-Problem mit technischem Fortschritt beikommen wollen. Ist natürlich einfacher als das eigene Verhalten zu hinterfragen, gell?

Da passt auch das Sponsoring von Coop - Spargeln im Frühjahr aus Chile, abgepackte Melonenstücke aus Agypten - per Flugzeug transportiert. Aber hey, es wurde ja CO2 kompensiert, so don't care and yolo!
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