Wissen
International

Ig-Nobelpreise 2019 verliehen – für Wickelmaschinen und Wombat-Kot

David Hu speaks as Patricia Yang, right, listens as they receive the Ig Nobel award in physics for studying how and why wombats make cubed poo, at the 29th annual Ig Nobel awards ceremony at Harvard U ...
Die Preisträger aus Japan tragen ihr würfelförmiges Outfit nicht aus Zufall: Sie wurden für ihre Forschungen zur Frage geehrt, warum Wombats würfelförmigen Kot produzieren. Bild: AP

Wo gibt's 10 Billionen Dollar für Kinderspucke und Wombat-Kot? Nur in Harvard!!

13.09.2019, 19:5713.09.2019, 20:30
Mehr «Wissen»

Kinderspucke, Wickelmaschinen, magnetisierte Kakerlaken und würfelförmiger Wombat-Kot: Zehn wissenschaftliche Studien, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen», sind an der US-Eliteuniversität Harvard mit den «Ig-Nobelpreisen» ausgezeichnet worden.

Die traditionell klamaukig-schrille Gala zu den Ig-Nobelpreisen (gesprochen «ignoble», was übersetzt etwa «unwürdig» heisst) mit mehr als 1000 Zuschauern fand in der Nacht zum Freitag bereits zum 29. Mal statt. Diesmal stand sie unter dem Oberthema «Gewohnheiten».

«Der rumänische Leu und der US-Dollar gehörten zu den schlimmsten Währungen. Bei denen können wir euch nur einen Rat geben: Faltet sie zu Papierfliegern und schmeisst sie gleich weg.»
Timothy Voss

10 Billionen Dollar Preisgeld

Die Preise sollen nach Angaben der Veranstalter «das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren». Sie sind undotiert; immerhin gewinnen die Preisträger aber eine handgebastelte Trophäe, eine Urkunde («ein Stück Papier», wie es an der Preisverleihung hiess) und 10 Billionen Dollar – leider nicht die amerikanische Ausgabe, sondern eine Banknote aus der Inflationshölle Simbabwe.

Zwischendurch fliegen bei der so ganz anderen anderthalbstündigen Preisverleihung Papierflieger durch die Luft, es gibt Sketche und bizarre Kurz-Opern. Wie jedes Jahr reisten auch diesmal wieder echte Nobelpreisträger an.

1 / 14
Ig-Nobelpreise 2019
Shigeru Watanabe aus Japan erhielt den Ig-Nobelpreis 2019 für Chemie. Sein Team untersuchte die Menge der Spucke, die ein fünfjähriges Kind durchschnittlich pro Tag produziert.
quelle: ap / elise amendola
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Der Niederländer Andreas Voss und sein Sohn Timothy aus Heidelberg gewannen gemeinsam mit dem Kollegen Habip Gedik die Auszeichnung in der Kategorie Wirtschaft für eine Studie darüber, welches Papiergeld aus welchem Land am besten gefährliche Bakterien verbreitet. «Geldscheine, die sich klebrig oder dreckig anfühlen, müssen nicht verseucht sein», sagte Timothy Voss in seiner Dankesrede. «Aber der rumänische Leu und der US-Dollar gehörten zu den schlimmsten Währungen. Bei denen können wir euch nur einen Rat geben: Faltet sie zu Papierfliegern und schmeisst sie gleich weg.»

«Lasst die Finger weg von der Salami.»
Silvano Gallus

Italienische Pizzas

Forscher Fritz Strack von der Universität Würzburg gewann in der Kategorie Psychologie für seine Entdeckung, dass es Menschen zum Lächeln bringt und glücklicher macht, wenn sie einen Stift im Mund halten – um dann zu entdecken, dass das doch nicht stimmt. Strack bedankte sich auf der Bühne mit einem Gedicht.

In der Kategorie Medizin gewann ein Wissenschaftler aus Italien und den Niederlanden für die Sammlung von Beweisen, dass Pizza gegen Krankheiten und Tod schützt – allerdings nur dann, wenn sie in Italien gemacht und gegessen wird. Die italienische Ernährungsweise sei einfach sehr gesund, erklärte Forscher Silvano Gallus auf der Bühne. «Aber lasst die Finger weg von der Salami.» In der Kategorie Biologie gewannen Wissenschaftler aus Singapur, China, Australien, Polen, Bulgarien und den USA für die Entdeckung, dass tote magnetisierte Kakerlaken sich anders verhalten als lebende magnetisierte Kakerlaken.

Hodensack von Pöstlern

Wissenschaftler aus Japan bekamen den Preis in der Kategorie Chemie für die Schätzung des Volumens der Spucke, die ein fünfjähriges Kind durchschnittlich pro Tag produziert. 500 Milliliter seien das, verriet einer der Forscher – und brachte gleich seine inzwischen erwachsenen drei Söhne mit, die vor vielen Jahren als Testobjekte gedient hatten. Forscher aus Frankreich wurden ausgezeichnet, weil sie Temperatur-Asymmetrien am Hodensack bei nackten und angezogenen Postboten in Frankreich massen. Ein Wissenschaftler aus dem Iran erhielt den Preis in der Kategorie Technik für die Erfindung einer Wickelmaschine für menschliche Babys.

«Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»
Ig-Nobelpreis-Moderator Marc Abrahams

Forscher aus Grossbritannien, Saudi-Arabien, Singapur und den USA bekamen die Auszeichnung in der Kategorie Frieden für den Versuch, den Genuss am Kratzen einer juckenden Stelle am Körper zu messen. Und Wissenschaftler aus den USA, Taiwan, Australien, Neuseeland, Schweden und Grossbritannien wurden in der Kategorie Physik für Untersuchungen ausgezeichnet, wie und warum Wombats würfelförmig kacken.

Exkremente von Wombats.
Kein Mist: Wombats produzieren tatsächlich würfelförmige Exkremente.Bild: Shutterstock

Moderator Marc Abrahams, Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu kurioser Forschung, beendete die Gala wie immer mit seinen traditionellen Abschlussworten: «Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»

Die Ig-Nobelpreise 2019

  • Psychologie: Fritz Strack (Deutschland) für die Entdeckung, dass es Menschen zum Lächeln bringt und glücklicher macht, wenn sie einen Stift im Mund halten – um dann zu entdecken, dass das doch nicht stimmt.
  • Wirtschaft: Habip Gedik, Timothy A. Voss und Andreas Voss (Deutschland, Türkei und Niederlande) für eine Studie darüber, welches Papiergeld aus welchem Land am besten gefährliche Bakterien verbreitet.
  • Medizin: Silvano Gallus (Italien und Niederlande) für die Sammlung von Beweisen, dass Pizza gegen Krankheiten und Tod schützt – allerdings nur dann, wenn sie in Italien gemacht und gegessen wird.
  • Medizinausbildung: Karen Pryor und Theresa McKeon (USA) für die Benutzung einer einfachen Tier-Training-Technik namens «Clicker-Training», um Chirurgen beizubringen, orthopädische Operationen durchzuführen.
  • Biologie: Ling-Jun Kong, Herbert Crepaz, Agnieszka Górecka, Aleksandra Urbanek, Rainer Dumke und Tomasz Paterek (Singapur, China, Australien, Polen, Bulgarien und USA) für die Entdeckung, dass tote magnetisierte Kakerlaken sich anders verhalten als lebende magnetisierte Kakerlaken.
  • Anatomie: Roger Mieusset und Bourras Bengoudifa (Frankreich) für die Messung von Temperatur-Asymmetrien am Hodensack bei nackten und angezogenen Postboten in Frankreich.
  • Chemie: Shigeru Watanabe, Mineko Ohnishi, Kaori Imai, Eiji Kawano und Seiji Igarashi (Japan) für die Schätzung des Volumens der Spucke, die ein fünfjähriges Kind durchschnittlich pro Tag produziert.
  • Ingenieurwissenschaften: Iman Farahbakhsh (Iran) für die Erfindung einer Wickelmaschine für menschliche Babys.
  • Frieden: Ghada A. bin Saif, Alexandru Papoiu, Liliana Banari, Francis McGlone, Shawn G. Kwatra, Yiong-Huak Chan und Gil Yosipovitch (Grossbritannien, Saudi-Arabien, Singapur und USA) für den Versuch, den Genuss beim Kratzen einer juckenden Stelle am Körper zu messen.
  • Physik: Patricia Yang, Alexander Lee, Miles Chan, Alynn Martin, Ashley Edwards, Scott Carver und David Hu (USA, Taiwan, Australien, Neuseeland, Schweden und Grossbritannien) für Untersuchungen darüber, wie und warum Wombats würfelförmig kacken.
Die ganze Preisverleihung 2019 gibt's hier zu sehen. Video: YouTube/Improbable Research

(dhr/sda/dpa)

Forschung
AbonnierenAbonnieren
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Geiler Science Porn aus der scharfen Welt der Wissenschaft
1 / 34
Geiler Science Porn aus der scharfen Welt der Wissenschaft
Ein Klettverschluss unter dem Mikroskop.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Erster Schweizer Nobelpreis seit 15 Jahren geht an Lausanner
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
real donald trump
13.09.2019 23:47registriert Juli 2014
"In der Kategorie Biologie gewannen Wissenschaftler aus Singapur, China, Australien, Polen, Bulgarien und den USA für die Entdeckung, dass tote magnetisierte Kakerlaken sich anders verhalten als lebende magnetisierte Kakerlaken."

Na wenn das mal keine Good News sind!
260
Melden
Zum Kommentar
12
Der «Wurmmond» im März: 13 spannende Fakten zum Vollmond
Am 25. März 2024 um 07.58 Uhr Schweizer Zeit tritt der Vollmond zum dritten Mal in diesem Jahr ein. Er wird auch Lenzmond (vom althochdeutschen Begriff für Frühling) genannt und steht im Sternbild Jungfrau.

Der Mond begleitet uns Menschen schon seit Urzeiten. Seit jeher übt er eine anziehende Wirkung auf die Menschheit aus. Besonders in den Vollmondnächten zieht uns die silbrig strahlende Kugel am Sternenhimmel immer wieder aufs Neue in ihren Bann.

Zur Story