Wissen
Klima

Der Meeresspiegel steigt schneller als gedacht – 2100 liegt er 65cm höher

Der Meeresspiegel steigt schneller als gedacht – 2100 liegt er 65 Zentimeter höher

12.02.2018, 21:0013.02.2018, 07:38
Mehr «Wissen»

Der Meeresspiegel steigt jedes Jahr etwas schneller – und der Zuwachs könnte bis zum Jahr 2100 mehr als das Doppelte bisheriger Prognosen erreichen. Das haben Wissenschaftler anhand von Satellitenmessungen errechnet.

Seit 1993 stieg der Meeresspiegel im weltweiten Durchschnitt jährlich um etwa drei Millimeter. Die nun gemessene Beschleunigung könnte dazu führen, dass der Anstieg im Jahr 2100 zehn Millimeter pro Jahr beträgt. Das berichtet die Forschungsgruppe um Steve Nerem von der University of Colorado in Boulder in den «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS).

Es steigt und steigt …

Animiertes GIFGIF abspielen
Land unter: So würde die Landmasse der Erde im Wasser versinken, wenn der Meeresspiegel um mindestens 8848 Meter anstiege.Bild: watson

Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte demnach der Durchschnittspegel an den Küsten um 65 Zentimeter höher liegen als im Jahr 2005 – bisher waren häufig etwa 30 Zentimeter angenommen worden. «Und das ist mit ziemlicher Sicherheit eine vorsichtige Schätzung», wird Nerem in einer Mitteilung seiner Universität zitiert.

Bei ihrer Kalkulation gingen die Forschenden davon aus, dass sich die Veränderungsrate der vergangenen 25 Jahre in Zukunft fortsetzt. «Angesichts der grossen Veränderungen, die wir heute in den Eisschilden sehen, ist das unwahrscheinlich», betont Nerem. Anders ausgedrückt: Der Anstieg wird wahrscheinlich noch höher ausfallen als von den Forschern prognostiziert.

El Niño und Pinatubo

Nerem und Kollegen verwendeten die längste bisher vorhandene Satellitenmessreihe zur globalen Meereshöhe. Sie begann mit dem Start des Erdbeobachtungssatelliten «Topex/Poseidon» im August 1992 und wurde mit den drei «Jason»-Satelliten fortgesetzt.

FILE - In this Sept. 9, 2017 file photo, strong waves brought by Hurricane Irma hit the Malecon seawall in Havana, Cuba. The elegant, seaside boulevard, where early 20th-century buildings are pounded  ...
Wellen peitschen 2017 während des Hurrikans Irma an den Malecon in Havana. Bild: AP/AP

Die Wissenschaftler berücksichtigten verschiedene Faktoren, die den globalen Meeresspiegel beeinflussen, etwa das Klimaphänomen El Niño im Pazifik. Auch die Schwankungen in den Wassermengen, die an Land gespeichert werden, gingen in die statistische Analyse ein.

Die Kurve ist exponentiell

Bedeutsam war zudem der Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinatubo 1991: Dessen Auswirkungen auf den Meeresspiegel zeigten sich noch zu Beginn der Satellitenmessreihe. Ebenso glichen die Forscher die Satellitenmessungen, die sich auf das offene Meer beziehen, mit Gezeitenpegelständen an den Küsten ab.

Nach Berücksichtigung all dieser Faktoren errechnete das Team um Nerem eine jährliche Beschleunigung des globalen Meeresspiegelanstiegs um 0,08 Millimeter. Es ergibt sich also eine exponentielle Kurve mit stets zunehmenden Anstiegsraten. Verantwortlich für den Anstieg ist zum einen das Abschmelzen der Eisschilde, zum anderen der Umstand, dass Wasser sich bei Erwärmung ausdehnt. (sda/dpa)

Und noch mehr Meer

Video: watson
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
42 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Randen
12.02.2018 21:05registriert März 2014
Dann müssen wir sofort mit ausbaggern anfangen. 70cm sollten reichen.
6714
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hugo Wottaupott
13.02.2018 02:53registriert Februar 2014
Lösung: Alle Meeresbewohner töten und essen... die haben ja auch eine gewisse Wasserverdrängung.
4011
Melden
Zum Kommentar
42
Junge Menschen kommen erst spät in Kontakt mit Bücherlesen – Vorlesen hilft

Junge Menschen kommen heute später in Kontakt mit dem Bücherlesen als früher. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie «Bock auf Buch! – Wie junge Menschen heute Bücher finden und kaufen», die am Donnerstag während der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde. In Auftrag gegeben hatte die Studie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen beim Consumer Panel Services GfK.

Zur Story