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Rekordmengen von Mikroplastik im Mittelmeer

Blick aufs Mittelmeer in Italien. Was man aus der Ferne nicht sieht: Im Wasser schwimmt jede Menge Mikroplastik. 
Blick aufs Mittelmeer in Italien. Was man aus der Ferne nicht sieht: Im Wasser schwimmt jede Menge Mikroplastik. bild: shutterstock

Rekordmengen von Mikroplastik im Mittelmeer – diese Länder tragen die Hauptschuld

08.06.2018, 01:0108.06.2018, 15:44
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Im Mittelmeer schwimmen laut Umweltorganisation WWF Rekordmengen an Plastikmüll – und die Touristenscharen im Sommer verschärften die Situation noch. Vor allem Mikroplastik werde zunehmend zum Problem.

Obwohl das Mittelmeer aus nur einem Prozent des Wassers auf der Erde bestehe, fänden sich Hochrechnungen zufolge darin sieben Prozent des weltweiten Mikroplastiks, schreibt der WWF in seinem Report 2018, in den auch Schweizer Daten eingeflossen sind. Die Konzentration dieser Kunststoffpartikel sei fast viermal so hoch wie die des «Plastikwirbels» im nördlichen Pazifik. Sie liege bei bis zu 1,25 Millionen Fragmenten pro Quadratkilometer.

«Auf das Plastikmüllproblem müssen wir eine globale Antwort finden. Wir brauchen ein ‹Paris-Abkommen für den Ozean›, das die Verschmutzung der Weltmeere stoppt», sagte Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland in Anspielung auf das internationale Klimaschutzabkommen.

Gerade das Mittelmeer, das fast vollständig von besiedelten Küsten umgeben sei, drohe zu einer «Plastikfalle» zu werden. Der Abfall stamme vor allem aus der Türkei und Spanien, gefolgt von Italien, Ägypten und Frankreich. Der im Wasser oder an den Stränden gefundene Müll bestehe zu 95 Prozent aus Kunststoff.

Das sind die fünf grössten Plastiksünder am Mittelmeer

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Die fünf grössten Plastiksünder am Mittelmeer
Am meisten Plastik gelangt mit 144 Tonnen täglich aus der Türkei ins Meer. Bild: Fans der türkischen Fussballmannschaft von Galatasaray bei einer Choreo mit Plastiktüchern.
quelle: ap/ap / str
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Hauptursache sei das lückenhafte Abfallmanagement der meisten Anrainer. Es gebe ungesicherte Mülldeponien und Abfall werde illegal in Flüssen entsorgt. «Europa produziert enorme Mengen Plastikmüll und muss seine Struktur für Abfallentsorgung und Recycling verbessern», verlangte Vesper.

Der Tourismus treibe die Belastung weiter nach oben. Im Mittelmeerraum lebten 150 Millionen Menschen, alljährlich kämen zudem 320 Millionen Touristen in die Region. Einer Studie zufolge erhöhen sie die Plastikmüll-Menge um 40 Prozent.

Plastik im Magen der Fische

Eine andere Untersuchung kam für die Insel Kos zu dem Schluss, dass 70 Prozent der jährlichen Abfälle während der Reisemonate von April bis Oktober anfallen. «Hotels und Schiffe müssen wirksame interne Abfallsammelsysteme einrichten und den Müll vollständig trennen. Wir können nicht zulassen, dass das Mittelmeer in Plastik ertrinkt», forderte Vesper.

Strand in Kos: In der Badesaison landet überdurchschnittlich viel Plastik im Meer.
Strand in Kos: In der Badesaison landet überdurchschnittlich viel Plastik im Meer.bild: shuttertsock

Weltweit bedroht Plastik laut WWF etwa 700 Meerestierarten. Betroffen seien im Mittelmeer Dutzende Fischarten, Meeresschildkröten, Seevögel sowie Wale und Delfine. 18 Prozent der Thunfische und Schwertfische hätten Plastik im Magen. (cma/sda/dpa)

So erobert der Plastik unsere Weltmeere

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Plastikmüll im Meer
Plastikmüll ist tödlich. (Bild: myplasticfreelife.com)
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Wal stirbt, weil er mehr als 80 Plastiktüten im Magen hat

Video: srf
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67 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kupus@kombajn
08.06.2018 08:02registriert Dezember 2016
und kontinuierlich schaufeln wir weiter an unserem eigenen Grab
20212
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CASSIO
08.06.2018 07:08registriert Februar 2014
dann nehmt die produzenten, die detailhändler endlich in die verantwortung! fragt nach, was sie zu tun gedenken! bei uns in der schweiz ist der plastikverpackungsblödsinn besonders ausgeprägt, selbst bio-produkte (!!!!) finden sich in plastik eingehüllt!
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Don Alejandro
08.06.2018 08:40registriert August 2015
Ich verzweifle ab der Dummheit der Menschen. Muss aber ehrlich zugeben, dass ich persönlich auch noch Luft nach oben habe um in Bezug auf Umweltschutz...
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