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... aber nur Menschen weinen. Denn nur sie haben «emotionale» Tränen, haben Forscher herausgefunden.
Tränen erfüllen einen medizinischen Zweck: Sie halten unsere Pupillen feucht und Augeninfektionen fern. Darin unterscheiden wir uns nicht von Tieren.
Was aber dem Menschen eigen ist: Wir weinen auch aus emotionalen Gründen – Trauer, Freude, Angst, Erstaunen, Wut.
Die Tatsache, dass Katzen offenbar nicht weinen können, hat der deutsche Arzt und Psychiater Heinrich Hoffmann in seinem Buch «Struwwelpeter» noch tunlichst ignoriert. In «Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug» heisst es:
Manche Evolutionsbiologen sind der Ansicht, dass die Menschen in Urzeiten durch Weinen auf ihre Not aufmerksam machen wollten, ohne laut um «Hilfe» schreien zu müssen. Was für die Höhlenmenschen galt, gilt immer noch für Babys: Auch sie machen durch Weinen und Schreien auf sich aufmerksam.
Weinen kann aber auch bei Erwachsenen sehr wirkungsvoll sein: Wir erhalten Unterstützung und Aufmerksamkeit für unsere Anliegen. Das hat auch US-Präsident Barack Obama genutzt, als er bei seiner emotionalen Rede für eine Verschärfung des US-Waffengesetzes ein paar echte Tränen verdrückte und damit weltweit Aufsehen erregte.
Zwar lassen sich Tränen manipulativ einsetzen. Angeblich machen Frauen davon eher Gebrauch als Männer. Beweise für diese These fehlen jedoch bislang. In Streitsituationen können Tränen aber auch zu schnelleren Lösungen führen. Weint unser Gegenüber, fällt es uns schwerer, hart zu bleiben.
Die Forschung zeigt's: Männer weinen wirklich seltener als Frauen. Das haben der holländische Forscher Ad Vingerhoets sowie die Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München herausgefunden. Ein paar Resultate im Detail:
Zunächst einmal sind Männer und Frauen anders sozialisiert, was das Weinen angeht: Laut Elisabeth Messmer von der Ludwig-Maximilians-Universität sind Tränen für Männer entweder ohne Bedeutung oder sie werden durch kulturelle Einflüsse und Selbstdisziplin «abtrainiert». Man hat aber auch herausgefunden, dass Männer und Frauen nicht aus den gleichen Gründen weinen:
Und was kommt mehr vor im normalen Leben? Hä? Ärger und Wut oder Anerkennung und Erfolg? Da haben wir's doch: Es gibt einfach weniger Gelegenheiten für Männer, zu weinen!
Es ist auch ein bisschen körperlich bedingt, dass Frauen schneller in Tränen ausbrechen als Männer: Unter dem Mikroskop betrachtet sehen Zellen aus weiblichen Tränendrüsen anders aus als männliche. Zudem sind die Tränengänge bei Männern länger als bei Frauen. Und was bedeutet das? Frauen können ihre Tränen nicht so lang zurückhalten wie Männer!
Nicht unbedingt. Weinerliche Leute gelten zwar als sentimental, hysterisch oder gar manipulativ, während Nicht-Weiner im Ruf stehen, diszipliniert oder sogar gefühlskalt zu sein. Doch das sind bloss Vermutungen. Es gibt dafür keine wissenschaftlichen Belege.
Der Mensch weint im Laufe seines Lebens durchschnittlich etwa 80 Liter. Das ist eine knappe Badewanne voll mit Tränen.
Dieser Satz steht in einer Studie aus dem Jahr 2011. Kann man nix machen. So ist sie, die Natur.
Ja und nein. Wie wir gesehen haben, kann Weinen beim Gegenüber durchaus etwas auslösen. Doch was löst es in unserem eigenen Körper aus? Stimmt es, dass beim Weinen Stresshormone ausgeschieden werden?
In der Tränenflüssigkeit sind zwar gewisse Hormone enthalten (Prolactin und Serotonin), gleichzeitig fehlen aber Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin oder Dopamin. Und: Die enthaltenen Hormone kommen in den Tränen in derart geringer Menge vor, dass die Forscher nicht davon ausgehen, dass Weinen einen therapeutischen Effekt hat.
Hingegen hat man herausgefunden, dass unmittelbar vor dem Weinen der Puls steigt und sich die Atmung verlangsamt, wenn die Tränen fliessen. Das deutet darauf hin, dass Weinen tatsächlich der Entspannung dienen kann und demnach eine Art «Selbstberuhigungsmechanismus» darstellt.
In unserer Gesellschaft gilt es als unpassend, als Erwachsener in der Öffentlichkeit zu weinen – für Männer noch mehr als für Frauen. Der Grund ist vor allem die Hilflosigkeit der Umgebung: Wir wissen nie, wie wir auf einen weinenden Erwachsenen reagieren sollen.
Das ist nicht in allen Kulturen so. Eine Gallup-Umfrage im Jahr 2011 hat gezeigt, dass Menschen auf den Philippinen zum Beispiel sehr viel gefühlvoller sind als etwa die Schweizer. Sie erleben Freude, Schmerz, Ärger, Trauer und Wut öfter als wir.
Psychologe Vingerhoets fand Berichte von Anthropologen, die besagen, dass bei indianischen Ureinwohnern Weinen positiv als Zeichen der Verbundenheit begrüsst wurde.