WM 2014
Fussball

Alle glaubten, sie seien «besser» als Argentinien. Aber sie verloren. Fällt auch Deutschland auf die Gauchos herein?

Bild
Bild: Matthew Ashton/freshfocus
Schweizer, Belgier und Holländer klagen

Alle glaubten, sie seien «besser» als Argentinien. Aber sie verloren. Fällt auch Deutschland auf die Gauchos herein?

Die Fussball-Minimalisten aus Argentinien haben es also in den Final geschafft. Auch wenn ausnahmslos alle ihre Gegner nach eigenen Aussagen mindestens auf Augenhöhe oder viel besser waren. Doch haben die Gegner wirklich allesamt zwingender gespielt als Lionel Messi & Co.?
10.07.2014, 15:3611.07.2014, 09:30
Mehr «WM 2014»

Bereits in der Gruppenphase riss die Vorstellung der Gauchos niemand aus den Sitzen. Gegen Bosnien-Herzegowina legt ein Eigentor von Sead Kolasinac den Grundstein zum 2:1-Erfolg. Bosniens Trainer Safet Susic beklagt fehlendes Glück und sagt trotzig, dass sie sich «gut verkauft haben».

Die zähen Iraner werden durch den Geniestreich von Lionel Messi in der Nachspielzeit erst spät bezwungen, nachdem die Perser zuvor teils hochkarätige Chancen ausliessen. 

Bild
Bild: LEONHARD FOEGER/REUTERS

«Nur der Schiedsrichter war nicht auf gleichem Niveau»

Der Kommentar von Iran-Trainer Carlos Queiroz: «Wir haben in diesen 90 Minuten mit Argentinien mitgehalten, nur der Schiedsrichter war nicht auf dem gleichen Niveau.»

Nachdem die Argentinier nach dem zweiten Gruppenspiel bereits vorzeitig für die Achtelfinals qualifiziert gewesen sind, können sie auch gegen Nigeria trotz fehlendem Druck nicht auftrumpfen und geben zweimal die Führung aus der Hand, ehe Verteidiger Marcos Rojo den Siegestreffer erzielt.

«Ohne gegenüber Argentinien oder Nigeria respektlos zu sein – ich halte Bosnien-Herzegowina für die beste Mannschaft der Gruppe.»
Iran-Trainer Carlos Queiroz nach der Vorrunde.
Ahmed Musa traf doppelt so viel gegen Argentinien wie alle anderen Gegner zusammen.
Ahmed Musa traf doppelt so viel gegen Argentinien wie alle anderen Gegner zusammen.Bild: DARREN STAPLES/REUTERS

Das Klagelied der Schweizer

«Es gibt keinen Rhythmuswechsel, das Spiel nach vorne ist müde und vorhersehbar, und das mit diesen Spielern.»
Diego Maradona nach dem Spiel gegen die Schweiz.

Auch die Schweizer haderten nach dem Gegentreffer zwei Minuten vor Schluss der Verlängerung mit dem Schicksal. Granit Xhaka meint: «Wir hatten Argentinien 118 Minuten lang ganz gut im Griff, liessen kaum Torchancen zu.» Verteidiger Ricardo Rodriguez pflichtet Xhaka bei: «Wir hätten das Weiterkommen genauso verdient gehabt». Xherdan Shaqiri spricht nach der Rückkehr sogar davon, «klar besser» als die Argentinier gewesen zu sein.

Bild
Bild: Victor R. Caivano/AP/KEYSTONE
«Für mich ist Argentinien bei 40 Prozent. Es gibt Spieler, für die hat die WM offenbar noch gar nicht begonnen.»
Ex-Nationaltrainer Diego Maradona in seiner Fernsehsendung «De zurda» nach dem Spiel gegen die Schweiz. 

Auch Belgien, das den entscheidenden Treffer von Gonzalo Higuain früh nach acht Minuten einstecken muss, spricht davon, die Gauchos unter Kontrolle gehabt zu haben. Zumindest Trainer Marc Wilmots erklärt nach dem Spiel: «Wenn wir das ganze Spiel betrachten, dann muss man sagen: Wir hatten es immer im Griff. Argentinien wollte nicht mitspielen, sie wollten nur Zeit schinden.» Und weiter: «Heute waren wir weniger gut, weil Argentinien nicht mitspielen wollte.»

«Ich fand Belgien besser. Die Argentinier erzielten ein Glückstor und verteidigten danach nur noch. Das hat nichts mit dem Spielsystem zu tun. Ich denke schon, dass wir gute Chancen haben. »
Louis van Gaal vor dem Halbfinal zum Spiel Argentinien gegen Belgien befragt.sport.ch

«Wir hatten es eigentlich mehr verdient»

Arjen Robben, der im Halbfinal gegen die gut organisierte Defensive der Südamerikaner nur wenige Bälle bekommt und so wenig zu sehen ist wie nie zuvor im Turnier, ist trotzdem nicht beeindruckt von dem Gegner:« Wir hatten es eigentlich mehr verdient.» Mittelfeldspieler Wesley Sneijder bläst ins gleiche Horn: «Ich denke, dass wir doch mehr verdient hatten. Heute gab es nur ein Team, das es auf Penaltys anlegte, das war Argentinien.»

Jetzt wartet also Deutschland im Finale. Die DFB-Elf ist nach dem 7:1-Erfolg gegen Brasilien klarer Favorit, zeigt aber dennoch Demut. Trainer Löw warnt gegenüber bild.de: «Man sollte das Ergebnis nicht zu hoch hängen.»

Robben und van Gaal sind sich einig, dass Argentinien zu packen gewesen wären.
Robben und van Gaal sind sich einig, dass Argentinien zu packen gewesen wären.Bild: PAULO WHITAKER/REUTERS

Die Bundesliga-Legionäre Arjen Robben und Daniel van Buyten sehen das definitiv anders: «Deutschland wird Weltmeister. Das steht für mich fest», sagte der 30-jährige Holländer, «die Argentinier werden keine Chance haben.»

Teamkamerad van Buyten ist bereit, viel Geld zu investieren: «Es ist nicht so schwer, gegen Argentinien zu spielen. Uns hat nur die Erfahrung gefehlt. Spielt Deutschland gegen Argentinien, dann setze ich alles, was ich habe, auf Deutschland. Deutschland würde Argentinien locker schlagen.»

Argentinien verdient im Finale

Die Ausgabe 2014 der «Albicelseste» spielt zugegebenermassen nicht spektakulär. Die vielen ungefährlichen Ballstafetten und der tiefe Spielrhythmus erinnern stark an eine «Light-Ausgabe» der in der letzten Dekade so erfolgreichen Spaniern. Entgegen aller Prognosen vor Turnierbeginn, die Torhüter Sergio Romero und die Verteidigung als Achillesferse des Team ausgemacht haben, ist die Defensive bis anhin erstaunlich stabil geblieben. 

Mehr zum Final

Bild
Bild: KAI PFAFFENBACH/REUTERS

Javier Mascherano glänzt als Taktgeber im Mittelfeld, und vorne ist Lionel Messi immer für eine Überraschung gut. Die Deutschen tun also sicher gut daran, sich nicht vom Spiel der Argentinier einschläfern zu lassen. Schon viele sind danach jäh aufgewacht und haben sich nachher über den «Sandmann Argentinien» beschwert. Doch dass das «Einschläfern» des Gegners eine erfolgreiche Taktik ist, haben viele Gegner (bis jetzt) noch nicht begriffen. Jogi Löw muss also den geeigneten Wachmacher finden, damit nach dem Final nicht auch er sagen wird: «Eigentlich waren wir besser.»

Als Social-Media-Partner des Hiltl Public Viewing tickern wir direkt aus der Maag Event Hall in Zürich. Dabei können Sie uns beim Arbeiten über die Schulter schauen, via User-Input und Twitter mitdiskutieren und dabei sogar Gratis-Bier gewinnen!

Das Hiltl Public Viewing wird mit bis zu 5000 Fussballfans pro Spiel das grösste WM-Erlebnis der Stadt Zürich. Kostenlos kann bei allen 64 Spielen live In- und Outdoor auf diversen Big Screens mitgefiebert und gefeiert werden. Dazu gibt’s Bier, Drinks, Grill und Hiltl-Spezialitäten.


DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3