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Zukkihund, was verdienen Comedians eigentlich?

Zukkihund, was verdienen Comedians eigentlich?

Rafi Hazera ist besser bekannt unter seinem Pseudonym Zukkihund, unter dem er nicht zuletzt auf watson regelmässig die Schweiz zum Lachen bringt. Wir sprachen mit Rafi über Geld, Humor und Live-Auftritte.
24.10.2015, 18:1125.10.2015, 19:09
Philipp Dahm
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Rafi Hazera alias Zukkihund.
Rafi Hazera alias Zukkihund.
bild: lightwav3r

Unsere User kennen dich ja als Kolumnisten, als Zukkihund, als jemand, der mal eben so die Berner Tastatur erfindet. Wie viel schwerer ist es, vor einem Live-Publikum witzig zu sein?
Rafi Hazera: Es ist sehr abstrakt, am Schreibtisch vor dem Bildschirm zu sitzen und etwas Lustiges zu machen. Da bekommst du vielleicht viel gutes Feedback und auch Smileys, aber wenn du auf der Bühne stehst, ist das eine ganz andere Geschichte – viel authentischer und «echter».

Ist Live-Comedy also eine andere Liga?
Ich freue mich natürlich über das Feedback im Internet, und es hat geholfen, live vor Publikum aufzutreten. Ich war schon in der Schule der Pausenclown und habe dann durch das Feedback auf Facebook den Mut gefasst, auf die Bühne zu gehen.

Wie war dein erster Live-Auftritt?
Das war im Januar 2013, als ich neben weiteren Künstlern erstmals aufgetreten bin. Da habe ich eine Viertelstunde zittrig vor dem Publikum gesessen, aber ich kannte auch viele im Publikum, das mir sehr wohlgesonnen war.

Hast du auch die Situation erlebt, dass der Funke so gar nicht überspringen wollte? Was macht man in solchen Momenten? 
Nur einmal, als ich unvorbereitet zur Show gekommen bin, das Publikum ein wenig älter war und ich ein paar Witze unter der Gürtellinie gebracht habe. Das war in Zug. Ich habe den Auftritt am Ende aber noch knapp retten können, doch die ersten fünf, sechs Minuten waren die längsten fünf, sechs Minuten meines Lebens.​

So ist gut, aber wehe, wenn das Publikum vor dem Comedian zum Eisblock wird.
So ist gut, aber wehe, wenn das Publikum vor dem Comedian zum Eisblock wird.
bild: lightwav3r

Gibt es denn ein Patentrezept für solche Situationen?
Sicherheit bekommst du nur durch Routine und durch Phasen, in denen Leute nicht lachen, kann dich nur Erfahrung hinwegretten. Dann kannst du mit Humor auf sowas reagieren. Du kannst dann etwa sagen​: «Den Witz streiche ich aus meinem Programm.» Oder du spielst zum Beispiel einen Grillen-Sound ein.

Oder jemand lässt ein Tumbleweed über die Bühne rollen ...
Genau das habe ich vor, ich wollte es gerade sagen! Du hast einen auf der Seite, und wenn dein Witz nicht ankommt, lässt er das Tumbleweed rüberrollen. Allgemein gilt: Wenn du selbstbewusst mit einem Fail umgehen kannst, ist das besser, als wenn du dann schnell dein Programm herunterleierst und dich verhaspelst. Der Anfängerfehler ist, dass man zu schnell wird.

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Das ist ein Tumbleweed.
gif: giphy

Jetzt stehst du nicht auf der Bühne, sondern stehst hinter dem Programm «Comedy in der Zukunft».
​Markus Ott ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob wir nicht etwas in der Zukunft machen wollen. Unter der Woche steht der Club eh leer. Die ganze Arbeit hat dann aber der eingefleischte Comedian Severin alias Herr Richiger übernommen. Ich war damals noch ein totaler Noname und hatte auch noch nicht das Netzwerk.

Von links die Veranstalter von Comedy in der Zukunft: Severin Richiger, Guy Landolt und Zukkihund.
Von links die Veranstalter von Comedy in der Zukunft: Severin Richiger, Guy Landolt und Zukkihund.
bild: lightwav3r

Stichwort Netzwerk: Ihr wollt diese Veranstaltung auch in anderen Schweizer Städten aufziehen.
Das war so anfangs nicht geplant, hat sich dann aber so ergeben.
Erst kam Joël von Mutzenbecher und hat mit Comedy im Balz in Basel das Konzept übernommen. Dann hat Johnny Burn unabhängig von uns nachgezogen und wir haben nun Comedy im Bonsoir in Bern aufgezogen. Der Aufbau ist immer dasselbe: drei bis vier Comedians, ein Moderator und eineinhalb bis zwei Stunden Spass plus Pause.

Wird man mit Comedy eigentlich reich?
Es geht mehr darum, eine Plattform zu schaffen. Zum Üben und um Aufmerksamkeit zu erlangen.​ In den Clubs gibt es nur wenige Plätze, zwischen 120 und 180. Das ist nicht sehr lukrativ. Die Comedians bekommen nur 200 bis 400 Franken – und so einen Auftritt musst du ja auch noch vorbereiten! Das Gute ist, dass wir so ein Netzwerk schaffen, das sich auch gegenseitig befruchtet.

Und wo verdient man als Comedian wirklich Geld?
Bei mir im Job, ich bin ja nicht hauptberuflich Comedian. Und die bekommen bei Gala-Veranstaltungen, auf Firmenanlässen und ähnlichen Events wirklich einen anständigen Lohn.​

Dann hoffe ich mal, dass das im Sinne von Kreativität gemeint ist! Aber im Ernst: Am Montag moderiert Guy Landolt, der ein alter Hase ist. Ein Jugendidol von dir?
Der Guy ist quasi als Götti eingestiegen, arbeitet nun aber operativ mit. Er berät uns auch mit seiner grossen Erfahrung.​

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Landolt moderiert die Show in Zürich.
Landolt moderiert die Show in Zürich.
bild: lightwav3r

Noch ein Wort zu den anderen Leuten, die in der Zukunft auftreten?
Der Rob Spence ist ein Urgestein, ein Australier, der schon lange in der Schweiz wohnt. Ich habe ihn schon als Jugendlicher im Kaufleuten auftreten sehen, es freut mich riesig, dass er auf der Bühne steht.​ Dasselbe gilt für Blues Max. Patti Basler ist eine der wenigen Frauen im Genre und allein schon deshalb eine gute Ergänzung.

Warst du wirklich der Klassenclown in der Schule?
Absolut!​

Und weil euer Konzept nun in Serie geht, frage ich dich, welche lustigen Serien du früher geschaut hast.
«The IT Crowd», die sollte man unbedingt gesehen haben. Sie kommt aus England, britischer Humor ist eh super. Apropos: «The Office». Und natürlich «The Simpsons».

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