Kriminalität: Erhöhte Polizeipräsenz führt zu rekordtiefer Zahl an Einbrüchen

Kriminalität: Erhöhte Polizeipräsenz führt zu rekordtiefer Zahl an Einbrüchen

21.03.2016, 12:32

Die Präventionskampagnen und der verstärkte Polizeieinsatz scheinen zu fruchten: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Einbrüche auf den tiefsten Stand seit 2009 zurückgegangen. Die Zahl aller Straftaten sank unter die 500'000er-Grenze. Doch es bleibt viel zu tun.

Geht es nach der am Montag veröffentlichten polizeilichen Kriminalstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS), ist die Schweiz im vergangenen Jahr sicherer geworden. Insgesamt 487'611 Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch wurden angezeigt, das ist ein Rückgang von 7.3 Prozent gegenüber dem Jahr 2014.

Der seit drei Jahren beobachtete Trend hat sich damit fortgesetzt. In dieser Zeit haben vor allem Vermögensdelikte stark abgenommen, die insgesamt mehr als zwei Drittel aller Straftaten ausmachen. Im Jahr 2015 sticht insbesondere der starke Rückgang bei den Einbruchdiebstählen und den Rauben ins Auge. Die Zahl solcher Delikte nahm jeweils um rund einen Fünftel ab.

Rückgang auf hohem Niveau

Die Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) kommentiert die Statistik in einer Mitteilung als erfreulich. Der Rückgang bei den Einbrüchen und Diebstählen sei unter anderem auf die «grossen Anstrengungen der Polizeikorps» zurückzuführen. Sie setzten sich mit sichtbarer Präsenz, Präventionskampagnen sowie repressiven Massnahmen für den Schutz der Bürger und ihr Hab und Gut ein.

Für Martin Boess, Geschäftsleiter der Schweizerischen Kriminalprävention, gibt es weitere Gründe für den Rückgang von Einbrüchen. «Die Bevölkerung schützt sich besser», sagte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Beispielweise würden Türen und Fenster heute einbruchsicherer gebaut.

Zudem trieben vermutlich viele ausländische Diebesbanden ihr Unwesen anderswo. Trotzdem bleibt die Schweiz im europäischen Vergleich laut Boess ein beliebtes Ziel für Kriminaltouristen. «Hier gibt es immer noch viel zu holen in den Wohnungen, wir sind ein reiches Land, das ist ein Ansporn für Einbrecher.»

Das Zuhause als Problemzone

Während die Prävention bei den Einbrüchen zu wirken scheint, bleiben andere Problemfelder bestehen. Die Tatbestände Betrug und Veruntreuung beispielsweise nahmen im vergangenen Jahr um rund ein Viertel zu.

Um 11 Prozent auf 17'297 Delikte zugenommen haben auch Anzeigen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Laut den Polizeikommandanten ist dies unter anderem auf eine Veränderung im Rapportierungssystem zurückzuführen.

Boess von der Kriminalprävention gibt zu bedenken, dass die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt noch immer hoch sei. Zudem zögen viele Frauen ihre Anzeige unter Druck ihres Partners zurück. Das müsse sich ändern.

«Wir sind daran, das Opferhilfegesetz zu verbessern», sagte Boess. Es gebe heute noch zu viele strukturelle Probleme bei diesem Straftatbestand. Beispielsweise sei die Bestrafung von Tätern durch Bussen zu überdenken. «Bei finanziellen Strafen hängt die ganze Familie mit drin - auch das Opfer.»

Weniger, aber schwerere Gewalt

Bei den Sexualdelikten fällt die Bilanz 2015 gemischt aus. Die Zahl der Vergewaltigungen (-4 Prozent), sexuellen Handlungen mit Kindern (-6 Prozent) und Pornografie (-8 Prozent) sind im vergangenen Jahr leicht gesunken. Straftaten gegen die sexuelle Integrität haben dagegen um über ein Viertel zugenommen - laut KKPKS vor allem wegen des Anstiegs bei der unzulässigen Ausübung von Prostitution.

Mit weiteren Problemen sind die Polizeien selbst konfrontiert. Die zunehmende Gewalt und Drohung gegen Beamte (+9 Prozent an Anzeigen) macht ihnen zu schaffen, wie es in der Mitteilung der Polizeikommandanten heisst. Das Problem sieht Boess hier insbesondere in der schwereren Gewalt. «Beleidigungen gegen Polizisten gab es schon immer, Handgreiflichkeiten nehmen aber stark zu.»

Diese Entwicklung lässt sich auch verallgemeinern. Während minderschwere Gewaltdelikte im vergangenen Jahr abgenommen haben, blieb die Zahl schwerer Gewaltdelikte konstant. Die Zahl der vollendeten Tötungsdelikte stieg gar von 41 auf 57 Fälle an - besonders ausgeprägt im häuslichen Bereich (+57 Prozent).

Viele illegale Einreisen

Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz waren 2015 um 6.3 Prozent häufiger. Die Mehrheit davon betraf den Konsum oder Besitz von Hanfprodukten. Auch beim Zoll wurden mehr Hanfsamen sichergestellt.

Widerhandlungen gegen das Ausländergesetz sind gegenüber 2014 um 6.7 Prozent angestiegen. Wesentlich dazu beigetragen haben rechtswidrige Ein- und Ausreisen sowie Aufenthalte. In dieser Kategorie fallen die vermehrten Verletzungen gegen Einreisebestimmungen besonders ins Gewicht. (sda)

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