In Deutschland hat ein Vermieter versucht, einen Teil der Kaution einzukassieren, weil der Mieter sein kleines Geschäft immer im Stehen verrichtet hat – und der Marmorboden im Badezimmer darunter gelitten haben soll. Mit dieser tollen Idee kam der strenge Vermieter vor Gericht jedoch nicht durch.
Besonders amüsant ist die Formulierung des Urteils: «Trotz der in diesem Zusammenhang zunehmenden Domestizierung des Mannes ist das Urinieren im Stehen durchaus noch weit verbreitet. Jemand, der diesen früher herrschenden Brauch noch ausübt, muss zwar regelmässig mit bisweilen erheblichen Auseinandersetzungen mit – insbesondere weiblichen – Mitbewohnern, nicht aber mit einer Verätzung des im Badezimmer oder Gäste-WC verlegten Marmorbodens rechnen.»
Wo wir schon beim Thema «Domestizierung des Mannes» sind: Da fallen uns doch noch mehr männliche Verhaltensweisen ein, die an jene der Urmenschen oder – besser noch – der wilden Tieren erinnern. Vielleicht könnte der strenge Vermieter ja doch noch einen Grund finden, warum er die Kaution behalten darf.
Der Mieter hat immer die Badezimmertür offen gelassen, die Dämpfe haben die Tapete im Wohnzimmer angegriffen.
Der Mieter und seine Frau haben es getrieben wie die wilden Tiere – daraufhin forderten andere Mieter eine Mietminderung wegen Lärmbelastung. Das muss sich der Vermieter doch irgendwie zurückholen können.
Ganz wie das Tier brauchte auch der Mieter seine tägliche Ration Spielerei. Hier stellt sich ebenfalls das Lärmproblem. Eindeutig ein Grund für den Vermieter, die Kaution einzusacken.
Der Mieter wollte bei der Balz um das beste Weibchen eine gute Figur machen. Der Fussboden hat da natürlich Schaden genommen.
Schon unsere Vorfahren lebten davon, ihr Gemüse und Obst selbst anzubauen. Nach diesem – oder zumindest einem ganz ähnlichen – Prinzip lebte auch der ominöse Mieter. Die Sache mit der Plantage im Kinderzimmer missfällt dem Vermieter doch stark. So schnell wird der Mieter seine Kaution nicht wieder sehen.
Selbst ist der Mann – so war das schon immer. Und deswegen hat der Mieter im Wohnzimmer eine kleine Werkstatt eingerichtet. Möglicherweise könnte der Vermieter das Geld für einen neuen Fussboden verlangen.
Ein echter Mann isst Fleisch – genauer gesagt Fleisch mit Fleisch und das am besten grilliert. So haben die Urmenschen ihr Essen schliesslich auch zubereitet. Und weil der Mieter darauf im Winter nicht verzichten wollte, hat er es eben in der Wohnung gemacht. Der Fleischgeruch hängt in allen Wänden, der Vermieter fordert Schadenersatz.
Der Mieter hat – ganz wie unsere Vor-Vor-Vorfahren – mit den Fingern gegessen, die Essensresten an den Händen haben die Türgriffe ruiniert.
Der Mieter hat ausschliesslich mit Feuer geheizt, den Kamin also viel häufiger als die Nachbarn genutzt. Wegen ihm musste der Schornsteinfeger häufiger bestellt werden – das kostet doch alles Geld!
Der Mieter hat beim Töpfern auf den Küchenboden gekleckert. Genau wie Urin greift auch das den Bodenbelag stark an.
Ganz wie der Urmensch – und das Tier – verfolgt der Mieter stets das Ziel, seine Gene so oft wie möglich weitergeben zu können. Dass sein Haus nun für ein Bordell gehalten wird, wegen der Damen, die in den letzten Jahren ein und aus gegangen sind, schmeckt dem Vermieter nicht.