Digital
Instagram

So hätte die Insta-Story eines Mädchens im Holocaust ausgesehen

So zeigt sich die 13-jährige Jüdin aus Ungarn auf Instagram.
So zeigt sich die 13-jährige Jüdin aus Ungarn auf Instagram. bild: screenshot/eva.stories

So hätte die Instastory eines Mädchens im Holocaust ausgesehen

Ein israelischer Hightech-Unternehmer will den Holocaust für jüngere Generationen zugänglich machen. Er tut dies mit der Hilfe eines jüdischen Mädchens – und dessen fiktiven Instagram-Storys.
02.05.2019, 18:13
Mehr «Digital»

«Was wäre, wenn ein Mädchen im Holocaust Instagram gehabt hätte?» prangt auf der Seite des Instagram-Accounts von «eva.stories». Auf dem Account zu finden sind Unmengen an Storys. Sie erzählen alle die Geschichte von Éva Heyman. Heymans Geschichte ist echt. Die 13-Jährige Jüdin aus Ungarn wurde von den Nazis ermordet. Ihr Instagram-Account jedoch ist Fiktion.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Eva.Stories Official Trailer

Ein Beitrag geteilt von Eva (@eva.stories) am

Der israelische Hightech-Milliardär Marti Kochavi und seine Tochter Maya haben das Projekt ins Leben gerufen. Zusammen mit Hunderten von Schauspielern und Statisten drehte Kovachi in der Ukraine die Geschichte von Heyman nach. Alles, was geschieht, wird aus der Perspektive der 13-Jährigen gezeigt. Und zwar so, als hätte sie zu dieser Zeit bereits ein Smartphone mit Selfie-Modus und einen Instagram-Account besessen.

Der Holocaust als Instastory

Video: watson/een

Die Geschichte Heymans beginnt am 15. Februar 1944. Éva feiert ihren 13. Geburtstag. Immer mit dabei hat sie ihr Smartphone. Zusammen mit ihrer kleinen Cousine springt sie lachend zum Eisstand. Kurz zu sehen im Bild: Ein Nazi-Soldat.

Auf die glücklichen Stunden eines Teenagers folgen die Wirren des Krieges. 1944 erobern die Nazis Budapest. Auf die Soldaten folgen die Gesetze. So schreibt Éva unter ein Bild ihres Grossvaters: «Ein neues Gesetz nimmt den Juden alle Geschäfte weg, die sie besassen oder aufbauten.» Daneben steht der Hashtag «lifeduringwar». Bald darauf folgen Verwünschungen von Adolf Hitler. «Ich hasse diesen Mann und ich wünschte er wäre tot.»

Bild
bild: screenshot/eva.stories

Story für Story erzählt Éva ihre Geschichte. Bis zu ihrem Tod 1944 im Konzentrationslager in Auschwitz. Kochavis Projekt stiess nicht überall auf Begeisterung. In Tel Aviv, wo der Milliardär mit riesigen Plakaten auf eva.stories aufmerksam machte, fanden die Idee nicht alle gut. «Ich musste zweimal lesen, um es zu verstehen. Den Schrecken und diese Erlebnisse so oberflächlich darzustellen, passt einfach nicht. Auch das schöne Wort ›Zugänglichkeit‹ gibt nicht das Recht, die schweren Erinnerungen und Tränen eines Mädchens im Holocaust in einer Story zu verpacken. Es gibt Dinge, die authentisch und schockierend bleiben sollten, wie sie waren. Ohne Hashtag, Gif und Location», sagte eine Passantin gegenüber der «Jüdischen Allgemeine».

Eva filmt den Einzug der Soldaten.
Eva filmt den Einzug der Soldaten. bild: screenshot/eva.stories

Kochavi, der in allen Storys auf Gewalt und explizite Szenen verzichtete, verteidigt sein Projekt. «Es ist möglich, eine Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig tiefgründig und oberflächlich ist. Es ist die Idee des Projekts, soziale Netzwerke zu nutzen, um ein neues Genre der Erinnerungsliteratur zu kreieren. Und wir hoffen, dass wir auf diese Weise den Zuschauern Évas Leben und die Tiefen ihrer Seele näherbringen können.» (ohe)

Der berühmteste Wachmann der Welt entschuldigt sich

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
History Porn Teil VII: Geschichte in 25 Wahnsinns-Bildern
1 / 27
History Porn Teil VII: Geschichte in 25 Wahnsinns-Bildern
Ein südkoreanischer Mann weint beim Abschied seines Bruders, der wieder zurück nach Nordkorea muss. Durch den Krieg getrennt, haben sich die beiden seit 60 Jahren nicht gesehen. 2015 wurden den getrennten Familien und Freunden erlaubt, sich für drei Tage wiederzusehen, bevor sie sich wieder für lange Zeit trennen mussten. bild: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Social Media soll für unter 18-Jährige reguliert werden
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
31 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
dudette
02.05.2019 18:57registriert Oktober 2016
Da weiss ich jetzt irgendwie grad auch nicht recht was ich davon halten soll... 😐
2478
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mario Conconi
03.05.2019 00:54registriert März 2015
Es fing nicht mit Gaskammern an.
Es fing an mit einer Politik, die von WIR gegen DIE sprach.
Es fing an mit Intoleranz und Hassreden. Es fing an mit der Aberkennung von Grundrechten.
Es fing an mit brennenden Häusern.
Es fing an mit Menschen, die einfach wegschauten.

unbekannt (Fundort: Niemals vergessen)
734
Melden
Zum Kommentar
avatar
raues Endoplasmatisches Retikulum
02.05.2019 18:24registriert Juli 2017
Vielen Dank für die Berichterstattung, finde das sehr interessant.
Muss ich mir mal ansehen, wenn es gut gemacht ist, was ich hoffe, fände ich es genial. Sonst kann es dann aber auch sehr schnell sehr kritisch werden....
7238
Melden
Zum Kommentar
31
Ukrainische Zivilisten kämpfen gegen Putin – und haben eine klare Botschaft für uns
Der Krieg bringt nicht nur das Böse im Menschen hervor, sondern auch viel Gutes. watson lässt Ukrainerinnen und Ukrainer zu Wort kommen, die sich abseits der Front für die Verteidigung ihrer Heimat einsetzen.

Wegen der nur zögerlich erfolgenden und zum Teil ganz ausbleibenden Hilfe aus dem Westen sind viele Ukrainerinnen und Ukrainer von sich aus tätig geworden. Sie versuchen, den Mangel an Munition und Waffen mit unkonventionellen Ideen und innovativer Technik auszugleichen.

Zur Story