Wenige Stunden nach dem Angriff auf eine koschere Lebensmittelhandlung in Paris wurde bekannt, dass der Attentäter Amedy Coulibaly in Verbindung stand mit den «Charlie Hebdo»-Angreifern. Die Kontakte wurden im grössten Gefängnis Europas, Fleury-Mérogis, geknüpft, mittels des radikalen Dschihadisten Djamel Beghal.
Fünf Strafanstalten, in denen aus Gefangenen Gotteskrieger wurden:
Überspitzt formuliert hat sich der IS im Camp Bucca konstituiert: Hier, in einem von Amerikanern geführten Gefängnis im Süden Iraks, hat sich die heutige Führungsriege des IS das erste Mal getroffen. Hier wurden Muslime radikalisiert, für die Idee des gewalttätigen Dschihadismus begeistert und auf ihre zukünftige Rolle im Islamischen Staat vorbereitet.
Vor nicht ganz einem Jahr wurden die Mauern des Sanaa Central Prison in der jemenitischen Hauptstadt erschüttert. Angreifer attackierten die Gebäude mit Granatwerfern und Schnellfeuergewehren und befreiten in dem aufsehenerregenden Coup 19 mutmassliche Al-Kaida-Mitglieder. In den gleichen Zellentrakten wie die Gotteskrieger waren Diebe, Betrüger oder ganz einfach säumige Schuldner eingekerkert, wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem Bericht festhält.
Eine BBC-Dokumentation begleitete im vergangenen Jahr den aus dem HM Prison in Manchester entlassenen Michael Cow. Cow nennt sich mitterweile Mikkel Ibrahim und ist praktizierender Muslim. Während der mehrjährigen Haftstrafe konvertierte er zum Islam und übernahm das Weltbild seines radikalen Predigers. Gemäss BBC hat sich die muslimische Gefängnispopulation über die letzten zehn Jahre verdoppelt. Das HM Prison in Manchester bildet dabei die Speerspitze.
Mit einem Schaudern dürften sich die Redaktoren von «Le Monde» daran erinnern, dass derselbe Amedy Coulibaly, der am 7. Januar in Paris ein Blutbad anrichtete, ihnen vor gut sechs Jahren ein Video zugespielt hatte: Die Aufnahmen stammen aus dem Gefängnis Fleury-Mérogis und dokumentieren die katastrophalen Bedingungen in der grössten Haftanstalt Europas. Coulibaly bezeichnete das Gefängnis als «die beste Schule für Kriminalität». Er sollte mit seiner Prophezeiung Recht behalten.
Am 12. Januar spielten sich denkwürdige Szenen ab im grössten Gefängnis Libanons. Sicherheitskräfte stürmten die Blöcke, Helikopter kreisten über der Haftanstalt. Die Polizei hatte einen Tipp bekommen, dass ein Anschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut aus dem Roumieh-Gefängnis heraus koordiniert worden war. Innenminister Nohad Machnouk bezeichnete das Gefängnis gegenüber Reuters als «Operationszentrale des Islamischen Staates».