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Darum verkauft Tesla weniger Autos und verdoppelt den Gewinn trotzdem

Darum verkauft Tesla weniger Autos und verdoppelt den Gewinn trotzdem

Tesla steigerte seinen Gewinn trotz Produktionsproblemen dank mehrfacher Preiserhöhungen in diesem Jahr. Auch der Handel mit Verschmutzungsrechten spülte Geld in die Kasse. Elon Musks Firma trennte sich zudem von 75 Prozent ihrer Bitcoins.
21.07.2022, 10:33
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Trotz pandemiebedingter Produktionsausfälle in China und anhaltender Lieferkettenprobleme hat Tesla den Gewinn im zweiten Quartal fast verdoppelt. Der Elektroautobauer verdiente dank mehrfacher, kräftiger Preiserhöhungen unterm Strich 2.3 Milliarden Dollar und damit 98 Prozent mehr als vor einem Jahr. In der Schweiz etwa wurde der Basispreis für das Model 3 von knapp 40'000 auf knapp 46'000 Franken angehoben.

Tesla übertraf die Markterwartungen klar, die Aktie legte nachbörslich zunächst deutlich zu. Im Vorquartal hatte das Ergebnis allerdings noch bei wesentlich höheren 3.3 Milliarden Dollar gelegen. Das teilte der Konzern von Starunternehmer Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit.

Weniger Autos ausgeliefert

Den Umsatz steigerte Tesla im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 16.9 Milliarden Dollar. Trotz der hartnäckigen Schwierigkeiten durch Materialengpässe und Produktionsstörungen bestätigte der Konzern sein ambitioniertes Ziel, dieses Jahr rund 50 Prozent mehr Autos auszuliefern als 2021. Dabei brachte Tesla im zweiten Vierteljahr lediglich 254'695 Fahrzeuge zu seinen Kunden - der erste Rückgang gegenüber dem Vorquartal seit rund zwei Jahren. Doch das Unternehmen geht von einer «rekordbrechenden» zweiten Jahreshälfte aus.

In Teslas grossem US-Autowerk in Fremont sowie in Shanghai - wo es vor kurzem noch zu Ausfällen wegen Chinas Corona-Lockdowns kam - seien zuletzt die bislang höchsten monatlichen Produktionsraten verzeichnet worden, erklärte Tesla. Auch die europäische Fabrik in Grünheide bei Berlin komme langsam in Fahrt - hier liefen in einer Woche zuletzt schon 1000 Model Y vom Band, was Tesla als «wichtigen Meilenstein» bezeichnete. Musk hatte im Mai Probleme mit dem Produktionshochlauf in Grünheide und im neuen US-Werk in Austin beklagt und die Standorte in einem Interview als «gigantische Geldverbrennungsöfen» bezeichnet.

Tesla verkaufte 75 Prozent seiner Bitcoins

Überraschende Neuigkeiten lieferte Tesla ausserdem zu seinem Bitcoin-Investment: Rund 75 Prozent davon hatte das Unternehmen dem Geschäftsbericht zufolge zum Quartalsende verkauft, was den Cash-Bestand in der Bilanz im vergangenen Vierteljahr um 936 Millionen Dollar erhöht habe.

Tesla hatte 2021 rund 1.5 Milliarden Dollar in die älteste und bekannteste Digitalwährung gesteckt, was damals für viel Aufsehen sorgte. Ein Teil wurde aber schon wenig später wieder veräussert. Der Bitcoin-Kurs war im vergangenen Quartal wie der gesamte Markt für Kryptoanlagen massiv eingebrochen.

Musk bezeichnete den Bitcoin-Verkauf in einer Konferenzschaltung mit Analysten und Investoren als Reaktion auf die schwierige Lage in Shanghai: «Es war angesichts der Ungewissheit durch die Covid-Lockdowns in China wichtig für uns, unsere Cash-Position zu maximieren», sagte er. Der Verkauf sei erfolgt, weil Teslas Management sich unsicher war, wie lange die Situation dort anhalten würde.

Im April hatte es in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht noch geheissen, dass Tesla an das langfristige Potenzial von Digitalanlagen glaube - sowohl als Investment als auch als liquide Alternative zu Cash.

Handel mit Verschmutzungsrechten spült Geld in die Kasse

Teslas lukrativer Handel mit Verschmutzungsrechten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern, spielte keine ganz so grosse Rolle mehr. Im Auftaktquartal hatte der E-Auto-Pionier damit noch 679 Millionen Dollar umgesetzt, im vergangenen Vierteljahr waren es lediglich 344 Millionen.

Obwohl Tesla in diesem Jahr mehrfach die Preise erhöhte, ging die Gewinnspanne im Autogeschäft auf 27.9 Prozent zurück. Im Vorquartal hatte sie noch bei 32.9 Prozent gelegen und vor einem Jahr bei 28.4 Prozent. (oli/sda/dpa)

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