Der Name muss weg. So viel steht für das Simon-Wiesenthal-Zentrum fest. Stein des Anstosses ist eine Ortschaft in Frankreich, die «La-Mort-aux-Juifs» heisst. Übersetzt bedeutet das so viel wie «Tod-den-Juden».
Es geht um einen Bauernhof und zwei Häuser nahe der Ortschaft Courtemaux südlich von Paris. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum, eine jüdische Menschenrechtsorganisation, wandte sich mit der Bitte, die Ortschaft umzubenennen, an den französischen Innenminister. In einer Pressemitteilung bezeichnet sie es als «extrem schockierend», dass der Name nach der Befreiung Frankreichs vom Nationalsozialismus 70 Jahre lang unbemerkt geblieben sei.
Anders sieht das die stellvertretende Bürgermeisterin von Courtemaux. Sie findet einen solchen Vorstoss «lächerlich» und betont gleichzeitig, dass man den Juden nichts Böses wolle. Das berichtet die französische Tageszeitung «Le Monde». «Wieso sollte man einen Namen ändern, der mindestens auf das Mittelalter zurückgeht?» Vor 20 Jahren sollte «La-Mort-aux-Juifs» schon einmal umbenannt werden. Der Gemeinderat sprach sich damals dagegen aus.
Wie France Info berichtet, soll der ungewöhnliche Name auf eine Revolte im 16. Jahrhundert zurückgehen, bei der Juden im Ort sich gegen eine Steuer auflehnten und dafür massakriert wurden.
Vor dem Hintergrund des israelisch-palästinensischen Konflikts thematisieren französische Medien verstärkt das Problem eines wachsenden Antisemitismus im Land. Bei propalästinensischen Demonstrationen kam es in der letzten Zeit zu Ausschreitungen gegen Juden.
Im Mai wurde bereits in Spanien ein Dorf namens Castrillo Matajudios (Castrillo tötet die Juden) in Mota de Judios (Hügel der Juden) umbenannt, nachdem die Mehrheit der Bewohner sich dafür ausgesprochen hatte. (vez)