Nach dem Bekanntwerden von Missständen an der dänischen Schule Herlufsholm, die auch der Sohn von Kronprinz Frederik besucht, ist der Schulleiter des Internats entlassen worden. Mikkel Kjellberg werde seinen Posten nach einer Entscheidung des Vorstandes nicht weiter ausüben, teilte die Schule am Samstag mit, wie die dänische Zeitung «Politiken» berichtete.
Der Sender TV2 schilderte in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Doku mit dem Namen «Herlufsholms hemmeligheder» («Die Heimlichkeiten von Herlufsholm») Fälle von körperlicher Gewalt, Mobbing und sexuellem Missbrauch an der Schule. Mehrere frühere Schüler berichten darin von kränkenden Erfahrungen. Ältere Schüler sollen die jüngeren vor allem nachts überfallen und unter anderem regelmässig verprügelt haben.
Danach hatten sogar der dänische Kronprinz Frederik (53) und seine Frau Kronprinzessin Mary (50) mit offener Kritik reagiert. Als Eltern ihres Sohns Prinz Christian (16) seien sie zutiefst erschüttert, von systematischem Mobbing und einer Kultur der Kränkungen und Gewalt an der Bildungseinrichtung zu hören, teilten die beiden auf Instagram mit. Als Eltern erwarteten sie, dass die Schule eine Kultur schaffe, in der sich alle sicher und als Teil der Gemeinschaft fühlten. Veränderungen seien ganz offensichtlich notwendig.
Eine solche Erklärung von Vertretern des Königshauses ist sehr ungewöhnlich. Experten halten das für einen Beleg dafür, wie ernst die dänischen Royals die in einer Fernsehdokumentation laut gewordenen Vorwürfe nehmen.
Auch Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte am Freitag auf Facebook gefordert, die Schule müsse Verantwortung übernehmen und die zugrundeliegende Kultur stoppen.
Neben dem Neuanfang an der Spitze will die Schule nun auch weitreichende Reformen einleiten. So soll etwa ein Programm abgeschafft werden, bei dem bisher ältere Schüler Verantwortung für jüngere übernommen hatten – ein Schritt, den die dänische Bildungsministerin Pernille Rosenkrantz-Theil ausdrücklich begrüsste.
Ausserdem soll externe Unterstützung eingeholt werden, um Beistand für Betroffene zu gewährleisten und neue Strukturen zu schaffen. Torben Lowzow, der Vorsitzende des Vorstands, der auch die Entlassung des Direktors veranlasst hatte, übernahm im Interview mit dem dänischen Sender DR eine Mitverantwortung. Es reiche nicht aus, den Schulleiter zu entlassen. Alle müssten nun die Konsequenzen aus den Enthüllungen ziehen. Im Namen der Schule sprach Lowzow auch eine offizielle Entschuldigung aus. (saw/sda/dpa)