Herzlich willkommen zu einem weiteren Hut-Interview. Dieses Mal mit den charmanten Herren von Papst & Abstinenzler.
Hallo! Könntest du bitte in wenigen Worten beschreiben, wer Papst & Abstinenzler sind, was ihr macht und warum man euch kennen sollte?
Jürg «Odi» Odermatt: Wir sind vier Knülche mit recht breitem musikalischem Band-Background: von Trashmetal bis Soul, von europäischem Rock'n'Roll bis Swamp-Blues, von Indierock bis Baby Jail. Zu Papst & Abstinenzler gehören lakonische schaffhauserdeutsche Songtexte – Geschichten aus dem wirklich wahren Leben, um die Ecke gedacht und gebracht. Die Atmosphären sind zwielichtig, die Böden unter den Füssen wackeln, der Humor geht an die Gurgel.
Und die Musik?
Jürg «Odi» Odermatt: Wir nehmen, was staubig am Wegrand liegt: Blues, Country-Swing, eine Handvoll Morricone-Stimmung – die Band fährt aber auch mal mit Krautrockmotorik los. Kennen sollte man uns, weil niemand sonst macht, was wir machen. Und weil wir nicht als musikalische Tapete funktionieren: Nimms oder lass es!
Nico Feer: Amerikanische Musik, die Country und alternative Musikstile verbindet, also Americana oder Alt. Country – da kann man uns wohl am ehesten zuordnen, wir wurden auch schon mit Lee Hazlewood verglichen. Ausser, dass die Texte auf Schaffhauserdeutsch sind und man drum wohl eher von Schaffhausicana sprechen muss. Die Sprache ist sehr bildlich, voller Anspielungen – es geht um Wurst und Atommüll, chinesische Winkekatzen und Geisterfahrer. Kurz: ziemlich eigen, darum lohnt es sich, reinzuhören.
Jürg «Odi» Odermatt: Jau! Schauffhausicana... Gefällt mir.
Welchen eurer Songs würdest du jemandem zeigen, der wissen will, was ihr für Musik macht?
Nico: «We Gschpängschter», «Glückschatz» oder «7 Johr».
Odi: Nico, du Prince of Darkness! Magst offensichtlich die düsteren Dinger. Für mich bringts «Geischterfahrer», der Titelsong des aktuellen Papst-&-Abstinenzler-Albums, gut auf den Punkt: einsames Banjo, grosses Crescendo, «Geischterfahrer simmer etz zämä, oh Baby, fahred eifach wiiter falsch».
Odi: Ich habs mir grad gestern wieder gedacht, als ich in der Schaffhauser Rhybadi gegen die Strömung schwamm: Es ist idiotisch, so was zu tun, aber es gibt mir ein gutes Gefühl. Wir sind dagegen. Wir mögens so.
Welches Lied von einem anderen Künstler wünschst du dir selbst geschrieben zu haben?
Nico: Huu-huuh, so einige. Sagen wir mal: «Obviously Five Believers» von Bob Dylan, Radioheads «OK Computer», Les Paul & Mary Ford: «Tennessee Waltz», «I can't help» von Anita Carter & Hank Williams.
Odi: Huu-huuh, too: «Bo Diddley» von Bo Diddley, Jimmy Webbs «Wichita Lineman», «Yoo Doo Right» von Can, DAFs «Alles ist gut» und «L'Operaio Gerolamo» von Lucio Dalla.
Wir stellen uns vor: Es wird dir zu Ehren ein Denkmal errichtet. Welche Pose wird dein Ebenbild einnehmen, wie gross wird die Statue sein, an welchem Ort wird sie stehen und aus welchem Material wird sie bestehen? Und wofür wirst du sie wohl erhalten?
Odi: Ächz, Lina, hallo!? Wobei, janein, jetzt seh ichs genau: Die Statue, authentisch wirkendes Ebenbild meiner selbst, kommt in den einzigen Kreisel in den Strassen von Pjöngjang zu stehen. Begginger Landfrauen haben das Denkmal aus Zündhölzli in Handarbeit zusammengeklebt, der (zumindest körperlich) immer noch fast unheimlich rüstige Christoph Blocher wird es im Handgepäck mitnehmen auf seinem Flug zu Wanderferien in Nordkorea im Frühling 2034 und Kim Jong Un persönlich in die Hände drücken.
Weitere Details bitte.
Odi: Die Zündhölzlifigur ist 69 cm hoch, eine Hand kratzt sich am Kopf, die andere am Sack. Auf dem Sockel steht auf einem pissgelben Täfeli: «Na ja, er hats glaubs versucht.»
Nico: Was ist denn das für eine Kackfrage? Entsprechend die Antwort: Ein güldener Kackhaufen im SVP-Hauptquartier für besondere Leistungen.
Was hast du nur des Geldes wegen getan?
Odi: Dieses Interview beantwortet. Hier noch meine PC-Nummer: 82-5940-9.
Nico: Das ist geheim. (Anmerkung der Redaktion: Laaangweilig.)
Welcher Schauspieler sollte dich in einem Film über dich spielen und warum?
Odi: Der junge Arnold Schwarzenegger. Der erste «Terminator» ist einer meiner Lieblingsfilme. Diese Stoik in der Gesichtsmuskulatur – und alles vor Botox! Ich hab mal gelesen, ein Regisseur hätte ihm einst ans Herz gelegt, sich bei seinem Acting Greta Garbo zum Vorbild zu nehmen. Und da bin ich genau wie Arnie. Ausserdem hat die steirische Eiche – wie ich – einen wahnsinnig charmanten Dialekt.
Nico: Ornella Muti in ihren jüngeren Jahren. Weil mir das gefallen würde.
Odi: Du Narzisst!
Welchen Namen hättest du dir selbst gegeben?
Odi: Justin Case.
Nico: Stumbling Bear
Ist es ein Vor- oder Nachteil, als Musiker in der Schweiz zu leben?
Nico: Der grösste Nachteil ist wohl, dass die Schweiz so klein ist, dass Nischenmusik zahlenmässig nur von sehr wenigen Leuten gehört wird. In den USA etwa gibt es für jede Mininische einige tausend Fans.
Odi: Es ist ein Vorteil. Weil Musiker in der Schweiz überhaupt nicht ernstgenommen werden. Man kann also machen, was man will, glücklich und froh, wie die Maus im Haferstroh.
Welche Band wird deiner Meinung nach unterschätzt? Welche überschätzt?
Nico: Unterschätzt? GUZ wird zwar nicht wirklich unterschätzt, aber müsste viel mehr gehört werden. Immer! Immer! Überschätzt wird die Band Yokko.
Odi: Unterschätzt wird das Winterthurer Pendant zu GUZ, Admiral James T. – seine letzte Platte «8341735» ist ein verdammtes Meisterwerk! Überschätzt wird die Band Yokko.
Erzähl uns von deinem grössten Versäumnis.
Nico: Kein Musikstudium gemacht zu haben, sondern was Räsonables.
Odi: Ich versäume jeden Tag ziemlich viel. Wie alle anderen auch. Und? Dann schreib ich Songs drüber. Oft versäume ich auch das. Egal.
Was spricht für dich?
Odi: Das Gleiche, was auch für mich singt: Meine Lungenflügel und Stimmbänder.
Nico: Zuverlässigkeit und musikalische Begeisterungsfähigkeit.
Was weisst du, was andere nicht wissen?
Nico: Ich kenne die Akkorde zu ziemlich vielen Liedern.
Odi: Demokratie ist nur ein anderes Wort für Wahlfreiheit vor dem Klopapierregal. Oh, und Andy Borg spielt Schlagzeug in einer niederösterreichischen Death-Metal-Band namens Börgüllnør.
Erzähl uns den lustigsten Witz, den du kennst.
Odi: Gerhard Blocher!
Nico: Ich kann mir schlecht Witze merken, darum ist der lustigste, an den ich mich erinnern kann, ziemlich schlecht.
Odi: Und das geht natürlich nicht auf Watson, «Daschganzglaa!» (G. Gress)!