Interview
Populärkultur

«Was ist denn das für eine Kackfrage?»

Nico Feer (der mit dem Schnüzli vorne) und Jürg Odermatt (der Kapitän hinten) sind für dieses Interview Papst und Abstinenzler.
Hut-Interview mit Papst & Abstinenzler

«Was ist denn das für eine Kackfrage?»

31.07.2014, 10:4526.08.2014, 08:42
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Herzlich willkommen zu einem weiteren Hut-Interview. Dieses Mal mit den charmanten Herren von Papst & Abstinenzler

Der Interview-Hut. Ja, es gibt ihn wirklich.
Der Interview-Hut. Ja, es gibt ihn wirklich.bild: watson/lis
Das Hut-Interview-Prinzip kurz erklärt
Im Interview-Hut verborgen sind interessante, lustige, weniger lustige und viele sinnbefreite Fragen zum Thema Musik, Tierwelt und Abgründe der Menschheit. Bei jedem Interview mit Musikern ziehen wir zehn solcher Zettelchen, die beantwortet werden müssen. Meistens kommen lustige Sachen dabei heraus. Ausser bei Slut.

Hallo! Könntest du bitte in wenigen Worten beschreiben, wer Papst & Abstinenzler sind, was ihr macht und warum man euch kennen sollte?
Jürg «Odi» Odermatt: Wir sind vier Knülche mit recht breitem musikalischem Band-Background: von Trashmetal bis Soul, von europäischem Rock'n'Roll bis Swamp-Blues, von Indierock bis Baby Jail. Zu Papst & Abstinenzler gehören lakonische schaffhauserdeutsche Songtexte – Geschichten aus dem wirklich wahren Leben, um die Ecke gedacht und gebracht. Die Atmosphären sind zwielichtig, die Böden unter den Füssen wackeln, der Humor geht an die Gurgel. 

So klingen die Geschichten aus dem «wirklich wahren Leben»

Papst & Abstinenzler – «Aurelia»video: youtube/papst & abstinenzler

Und die Musik?
Jürg «Odi» Odermatt: Wir nehmen, was staubig am Wegrand liegt: Blues, Country-Swing, eine Handvoll Morricone-Stimmung – die Band fährt aber auch mal mit Krautrockmotorik los. Kennen sollte man uns, weil niemand sonst macht, was wir machen. Und weil wir nicht als musikalische Tapete funktionieren: Nimms oder lass es!

Ein etwas älteres Bild – denn sitzen tun der Papst und sein Abstinenzler schon lange nicht mehr auf der Bühne.
Ein etwas älteres Bild – denn sitzen tun der Papst und sein Abstinenzler schon lange nicht mehr auf der Bühne.

Nico Feer: Amerikanische Musik, die Country und alternative Musikstile verbindet, also Americana oder Alt. Country – da kann man uns wohl am ehesten zuordnen, wir wurden auch schon mit Lee Hazlewood verglichen. Ausser, dass die Texte auf Schaffhauserdeutsch sind und man drum wohl eher von Schaffhausicana sprechen muss. Die Sprache ist sehr bildlich, voller Anspielungen – es geht um Wurst und Atommüll, chinesische Winkekatzen und Geisterfahrer. Kurz: ziemlich eigen, darum lohnt es sich, reinzuhören.

Nancy Sinatra und Lee Hazlewood performen einen Karaoke-Klassiker: «Summer Wine».video: youtube/tlobovich

Jürg «Odi» Odermatt: Jau! Schauffhausicana... Gefällt mir.

«Es ist idiotisch, so was zu tun, aber es gibt mir ein gutes Gefühl.»

Welchen eurer Songs würdest du jemandem zeigen, der wissen will, was ihr für Musik macht?
Nico: «We Gschpängschter», «Glückschatz» oder «7 Johr».

Odi: Nico, du Prince of Darkness! Magst offensichtlich die düsteren Dinger. Für mich bringts «Geischterfahrer», der Titelsong des aktuellen Papst-&-Abstinenzler-Albums, gut auf den Punkt: einsames Banjo, grosses Crescendo, «Geischterfahrer simmer etz zämä, oh Baby, fahred eifach wiiter falsch».

Papst & Abstinenzler – «Geischterfahrer»

Odi: Ich habs mir grad gestern wieder gedacht, als ich in der Schaffhauser Rhybadi gegen die Strömung schwamm: Es ist idiotisch, so was zu tun, aber es gibt mir ein gutes Gefühl. Wir sind dagegen. Wir mögens so.

Welches Lied von einem anderen Künstler wünschst du dir selbst geschrieben zu haben?
Nico: Huu-huuh, so einige. Sagen wir mal: «Obviously Five Believers» von Bob Dylan, Radioheads «OK Computer», Les Paul & Mary Ford: «Tennessee Waltz», «I can't help» von Anita Carter & Hank Williams.

Hank Williams & Anita Carter mit «I Can't Help It if I'm Still in Love With You»video: youtube/alsotakenalso

Odi: Huu-huuh, too: «Bo Diddley» von Bo Diddley, Jimmy Webbs «Wichita Lineman», «Yoo Doo Right» von Can, DAFs «Alles ist gut» und «L'Operaio Gerolamo» von Lucio Dalla.

Deutsch Amerikanische Freundschaft mit «Alles ist gut»video: youtube/djgommy62
«Die Zündhölzlifigur ist 69 cm hoch, eine Hand kratzt sich am Kopf, die andere am Sack.»

Wir stellen uns vor: Es wird dir zu Ehren ein Denkmal errichtet. Welche Pose wird dein Ebenbild einnehmen, wie gross wird die Statue sein, an welchem Ort wird sie stehen und aus welchem Material wird sie bestehen? Und wofür wirst du sie wohl erhalten?
Odi: Ächz, Lina, hallo!? Wobei, janein, jetzt seh ichs genau: Die Statue, authentisch wirkendes Ebenbild meiner selbst, kommt in den einzigen Kreisel in den Strassen von Pjöngjang zu stehen. Begginger Landfrauen haben das Denkmal aus Zündhölzli in Handarbeit zusammengeklebt, der (zumindest körperlich) immer noch fast unheimlich rüstige Christoph Blocher wird es im Handgepäck mitnehmen auf seinem Flug zu Wanderferien in Nordkorea im Frühling 2034 und Kim Jong Un persönlich in die Hände drücken. 

Weitere Details bitte.
Odi:
Die Zündhölzlifigur ist 69 cm hoch, eine Hand kratzt sich am Kopf, die andere am Sack. Auf dem Sockel steht auf einem pissgelben Täfeli: «Na ja, er hats glaubs versucht.»

Eine weitere Vision: Christoph Blocher erklärt an einer Pressekonferenz, wie gross das Denkmal zu Ehren von Jürg Odermatt in etwa sein wird. Er freut sich sichtlich auf die Wanderung und das anschlies ...
Eine weitere Vision: Christoph Blocher erklärt an einer Pressekonferenz, wie gross das Denkmal zu Ehren von Jürg Odermatt in etwa sein wird. Er freut sich sichtlich auf die Wanderung und das anschliessende Zusammentreffen mit Kim Jong Un.Bild: KEYSTONE

Nico: Was ist denn das für eine Kackfrage? Entsprechend die Antwort: Ein güldener Kackhaufen im SVP-Hauptquartier für besondere Leistungen.

Besucher stehen Schlange, um dieses Kunstwerk fotografieren zu können. Viele tuscheln «Nico hat es echt verdient».
Besucher stehen Schlange, um dieses Kunstwerk fotografieren zu können. Viele tuscheln «Nico hat es echt verdient».bild: schülerzeitung watson

Was hast du nur des Geldes wegen getan?
Odi:
Dieses Interview beantwortet. Hier noch meine PC-Nummer: 82-5940-9.
Nico: Das ist geheim. (Anmerkung der Redaktion: Laaangweilig.)

«Welchen Namen hättest du dir selbst gegeben?» – «Justin Case.»

Welcher Schauspieler sollte dich in einem Film über dich spielen und warum?
Odi:
 Der junge Arnold Schwarzenegger. Der erste «Terminator» ist einer meiner Lieblingsfilme. Diese Stoik in der Gesichtsmuskulatur – und alles vor Botox! Ich hab mal gelesen, ein Regisseur hätte ihm einst ans Herz gelegt, sich bei seinem Acting Greta Garbo zum Vorbild zu nehmen. Und da bin ich genau wie Arnie. Ausserdem hat die steirische Eiche – wie ich – einen wahnsinnig charmanten Dialekt.

Das ist Odi.

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Das ist der junge Arnie. Fehlt nur noch die Gitarre.

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bild: taringa

Nico: Ornella Muti in ihren jüngeren Jahren. Weil mir das gefallen würde.

Odi: Du Narzisst!

Das ist Nico.

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Das ist die junge Ornella Muti. Fehlt nur noch der Schnauz.

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«Musiker in der Schweiz werden überhaupt nicht ernstgenommen. Man kann also machen, was man will.»

Welchen Namen hättest du dir selbst gegeben?
Odi:
Justin Case.

Nico: Stumbling Bear 

Ist es ein Vor- oder Nachteil, als Musiker in der Schweiz zu leben?
Nico: Der grösste Nachteil ist wohl, dass die Schweiz so klein ist, dass Nischenmusik zahlenmässig nur von sehr wenigen Leuten gehört wird. In den USA etwa gibt es für jede Mininische einige tausend Fans.

Odi: Es ist ein Vorteil. Weil Musiker in der Schweiz überhaupt nicht ernstgenommen werden. Man kann also machen, was man will, glücklich und froh, wie die Maus im Haferstroh. 

Welche Band wird deiner Meinung nach unterschätzt? Welche überschätzt?
Nico:
Unterschätzt? GUZ wird zwar nicht wirklich unterschätzt, aber müsste viel mehr gehört werden. Immer! Immer! Überschätzt wird die Band Yokko.

Müsste viel mehr gehört werden: GUZ

«Drogen nehmen und rumfahren» ist vom Album «Sisters & Brothers» der Band Bernadette La Hengst, Knarf Rellöm & Guz sind: DIE ZUKUNFT. (So nachzulesen auf YouTube.)video: youtube/bernadette la hengst

Unterschätzt: Adrimal James T. (Wir haben es schon immer gesagt >>)

Admiral James T. – «It's Time To Move Along»Video: YouTube/DALAprodukte

Nach 20 Jahren geht Admiral James T. in Rente: Lesen Sie hier das Interview

Odi: Unterschätzt wird das Winterthurer Pendant zu GUZ, Admiral James T. – seine letzte Platte «8341735» ist ein verdammtes Meisterwerk! Überschätzt wird die Band Yokko.

Überschätzt: Yokko (werden in dem Fall als nächste interviewt)

Erzähl uns von deinem grössten Versäumnis.
Nico: Kein Musikstudium gemacht zu haben, sondern was Räsonables.

Odi: Ich versäume jeden Tag ziemlich viel. Wie alle anderen auch. Und? Dann schreib ich Songs drüber. Oft versäume ich auch das. Egal.

«Demokratie ist nur ein anderes Wort für Wahlfreiheit vor dem Klopapierregal.»

Was spricht für dich?
Odi: Das Gleiche, was auch für mich singt: Meine Lungenflügel und Stimmbänder.

Nico: Zuverlässigkeit und musikalische Begeisterungsfähigkeit.

Was weisst du, was andere nicht wissen?
Nico: Ich kenne die Akkorde zu ziemlich vielen Liedern.

Odi: Demokratie ist nur ein anderes Wort für Wahlfreiheit vor dem Klopapierregal. Oh, und Andy Borg spielt Schlagzeug in einer niederösterreichischen Death-Metal-Band namens Börgüllnør.

Macht heimlich Death Metal: Schlagersänger Andy Borg.
Macht heimlich Death Metal: Schlagersänger Andy Borg.bild: ecover

Erzähl uns den lustigsten Witz, den du kennst.
Odi: Gerhard Blocher!

Nico: Ich kann mir schlecht Witze merken, darum ist der lustigste, an den ich mich erinnern kann, ziemlich schlecht.

Odi: Und das geht natürlich nicht auf Watson, «Daschganzglaa!» (G. Gress)!

Mehr Musik? Hier entlang

Papst & Abstinenzler live an den Winterthurer Musikfestwochen 

Die Winterthurer Steinberggasse wird bald wieder zum Treffpunkt der coolen Kids.
Die Winterthurer Steinberggasse wird bald wieder zum Treffpunkt der coolen Kids.Bild: Thomas Gerstendörfer
Vom 13. bis 24. August finden die 39. Winterthurer Musikfestwochen statt mit lokalen und internationalen Grössen wie King Zebra, Kakkmaddafakka, Manillio, Skor, Death Of A Cheerleader, Damien Rice, Other Lives, Elbow, Nada Surf und eben auch dem Papst und seinem Abstinenzler. Bis auf das Abschlusswochenende sind alle Konzerte kostenlos. Das gesamte Line-Up sehen sie hier

Den Papst & Abstinenzler treffen Sie am 17. August an der Musikfestwochen-Aftershow-Konzert/Party im Albani ab 22.00 Uhr an.

Wer nicht so lange warten mag: Diesen Samstag, 2. August, spielt die Band am «Out In The Green Garden»-Openair in Frauenfeld.
 

Wer auch am Bezahl-Wochenende gratis hin will: watson verlost Tickets für die Winterthurer Musikfestwochen!

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