So, Julian, du bist also die Schweizer Conchita Wurst.
Julian Fricker: Ha. Ja, ich bin jetzt einfach ihr Double. Ich hoffe, sie mag mich als sie. Und meine Parodie, die ich zu ihrem Siegersong gemacht habe.
Den Titel mag sie sicher.
«Rise Like A Penis»? Den mag jeder.
Soll ich fragen, wie du darauf gekommen bist?
Ja, also ganz ehrlich: Das Lied hat von Anfang an schon «Penis» in meine Ohren geschrien. Der Text hat sich praktisch von ganz allein geschrieben.
Und er ist ganz schön schlüpfrig.
Passend zum Video. Falls wer mitsingen möchte, ich schick dir den Songtext mit.
Danke. Der kommt ganz am Schluss hin. Damit der ein oder andere vielleicht doch noch weiterliest.
In ein paar Tagen singen den alle mit!
Ganz bestimmt! Schmeisst du jetzt deinen Job als freier Journalist hin und wirst Vollzeitdouble?
Das hab' ich mir wirklich überlegt. Also nicht meinen Job hinzuschmeissen, sondern professionell als Conchita-Double aufzutreten. Vorausgesetzt, es trudeln genug Anfragen ein. Dann hätte sich auch der Kauf des Umschnallarsches und Push-up-BHs noch gelohnt.
Du hattest einen Umschnallpo an?
Ich musste ja irgendwie zu mehr Kurven kommen, um ein bisschen weiblicher auszusehen. Besser als eine Windel.
Auf alle Fälle. Hast du dich wohl gefühlt als Frau?
Ja, sehr. Sobald ich in High Heels steige, fühle ich mich automatisch sexy und bewege mich ganz anders. Wenn sich Männer als Frauen verkleidet haben, ging es immer darum, eine möglichst perfekte Illusion des Frauseins zu erschaffen. Ich hab' das Gefühl, dass eine neue Ära für Dragqueens angebrochen ist. Heute ist es der Mix, der das ganze Spiel spannend macht. Dass Mann eben trotzdem noch seine Männlichkeit behält, wenn er zur Frau wird. In Form von einem Bart beispielsweise.
Den hast du dir angemalt?
Ich hab' ihn nachgemalt. Conchita macht das auch so. Es darf ja auch ein bisschen gekünstelt wirken.
Conchita Wurst ist ja schliesslich auch eine Kunstfigur.
Genau. Eine, die ich sehr für ihren Mut und ihren Einsatz bewundere. Ich hatte Gänsehaut, als sie gewonnen und vor allem ihre Rede gehalten hat. Ich find' es bewundernswert, dass sie sich für Minderheiten stark macht. Das ist mir auch sehr wichtig und ich hab' mich so wahnsinnig gefreut, dass Europa jemanden gewinnen lässt, der für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung einsteht. Meine Parodie ist irgendwie auch eine Hommage an Conchita Wurst. Sie gibt auch mir Hoffnung und Stärke. Wie sie am Schluss gesagt hat: «We are unstoppable!»
Musstest du auch weinen?
Nein, also ... eigentlich ja.
Wie jetzt?
Ich in der Rolle von Conchita Wurst habe geweint. Das ESC-Finale hab' ich beim grössten Public Viewing Event in Berlin geschaut – und mich als Conchita Wurst verkleidet. Ich hab' gedacht, dass noch ganz viele andere Würste anwesend sein werden. Ich war aber die Einzige.
Wie haben die Leute auf dich reagiert?
Die waren alle völlig aus dem Häuschen! Als ich reingekommen bin, sind alle aufgestanden und haben applaudiert. Als wäre ich die richtige Frau Wurst. Und als sie dann auch noch gewonnen hat, haben alle Gäste angefangen, stellvertretend mir zu gratulieren. Ich musste sogar auf die Bühne und den Siegersong für die Zuschauer performen. Conchita Wurst hat zwar gewonnen, aber an dem Abend hab' ich mich auch als Siegerin gefühlt.
Dann warst du ja der Star des Abends!
Ja! Ich wurde sogar von einem grossen deutschen Fernsehsender interviewt.
Oh. Was haben sie dich gefragt?
Wie lang ich gebraucht habe, um mich zu schminken.
Und, wie lang hast du gebraucht?
Eine halbe Stunde. Das fanden sie vermutlich nicht so spannend. Ich hätte besser fünf Stunden gesagt. Aber nachdem ich mit dem Interview fertig war, sind auf einmal ganz viele Leute um mich herum gestanden und wollten Fotos und Autogramme. Dabei wollte ich nur «kurz» aufs WC. Ich hab' schlussendlich eine Stunde gebraucht.
Wie eine richtige Frau ...
Haha. Das hast du jetzt gesagt.
Eine Frage noch: Freust du dich schon auf die Reaktion deiner Eltern, wenn sie das Video zu Gesicht bekommen?
Ach, hör auf. Davor hab' ich echt Angst. Also nein, keine Angst. Es muss jetzt einfach nicht unbedingt sein, dass meine Mutter sieht, wie unzählige Würste auf mein Gesicht klatschen. Aber Mami wird stolz auf mich sein, das weiss ich jetzt schon. Ich hab' mich als Kind schon die ganze Zeit verkleidet und bin in High Heels rumgelaufen – und sie haben das noch gefördert. Selbst schuld.
Waking in a darkroom
Walking over glass
Neighbors say we’re perverts
Well I guess they’re right
Sounds in the darkness
No, that wasn’t me
A stranger getting nearer
Who can this person be
You wouldn’t cum in my face again
if you see me in daylight
Rise like a penis
Out of a darkroom coming
You won’t believe this
Ejaculations
I was warned
Once you're transformed
Once you are done
You know I will rise like a penis
Cause I’m your slave
Go about your business
Act as if you’re free
No one could have witnessed
Where you came on me
Cause you wouldn’t cum in my face
And you have got to see
To believe, how I look in daylight
Rise like a penis
Out of a darkroom coming
You won’t believe this
Ejaculations
I was warned
Once you're transformed
Once you are done
I want to give head
You pull me down on my knees
I will rise like a penis
Out of a darkroom coming
You won’t believe this
Ejaculations
I was warned
Once you’re transformed
Once you’re done
You know I will rise like my penis
But you’re my slave
Die Originallyrics finden Sie hier: Songtext «Rise Like A Phoenix»