Schweiz
Abstimmungen 2021

Komitee: «Das PMT öffnet Tür und Tor für willkürliche Repressionen»

Aktivistisches Komitee: «Das PMT öffnet Tür und Tor für willkürliche Repressionen»

26.04.2021, 14:02
Mehr «Schweiz»

Das aktivistische Komitee gegen das Anti-Terror-Gesetz befürchtet, dass politische Aktivisten statt mutmassliche Terroristen mit dem neuen Gesetz ins Visier der Polizei geraten könnten. Das Komitee hat am Montag vor Fichierungen gewarnt.

Zu den Kritikern gehören Vertreterinnen und Vertreter von SP, Grünen, Juso, Jungen Grünen sowie Aktivisten und Aktivistinnen. Sie lancierten an einer Medienkonferenz auf dem Berner Waisenhausplatz ihre Abstimmungskampagne.

Min Li Marti, Nationalraetin SP-ZH, arbeitet an seinem Computer, zum E-ID-Referendums-Komitee, im Effinger, in Bern, am Sonntag, 7. Maerz 2021. Das eidgenoessische Stimmvolk hatte am Sonntag ueber dre ...
SP-Nationalrätin Min Li Marti: «Die Vorgaben sind weitaus unkonkreter als bei anderen polizeirechtlichen Massnahmen, wie etwa gegen Hooligans.»Bild: keystone

Das Gesetz öffne «Tür und Tor für willkürliche Repressionen gegen Aktivistinnen und Aktivisten und politische Bewegungen», sagte Olec Gafner, Co-Präsident Junge Grüne Schweiz. Das Gesetz schaffe ein generelles Klima der Angst für alle politisch Aktiven.

Offener Terrorismus-Begriff

So könne auch eine 15-Jährige, die an einer spontanen Demonstration gegen Gewalt an Frauen teilnehme, mit dem neuen Gesetz überwacht werden, sagte Angelina Hofer vom Feministischen Streik Basel. Dies habe damit zu tun, dass die Begriffe «terroristischer Gefährder» und «terroristische Aktivität» im Gesetz «bewusst offen und schwammig» definiert worden seien. Die Begriffsdefinition liege damit in den Händen des Bundesamts für Polizei (Fedpol).

Die Frage, wer von den Massnahmen wie Rayon- und Kontaktverbote betroffen sein wird, sei nicht geklärt - auch wenn im Gesetz von «konkreten Anhaltspunkten» die Rede sei, sagte die Zürcher SP-Nationalrätin Min Li Marti.

Die Unterscheidung zwischen einem gefährlichen Akteur und einer harmlosen Sympathisantin sei an sich nicht einfach. Wenn dann auch noch Anhaltspunkte wie sozialer Rückzug und Likes auf sozialen Medien in die Bewertung einbezogen würden, dann sei dies bedenklich. «Die Vorgaben sind weitaus unkonkreter als bei anderen polizeirechtlichen Massnahmen, wie etwa gegen Hooligans.»

Klimastreikende befürchten Überwachung

Auch Klimaaktivisten befürchten, dass sie aufgrund des neuen Gesetzes überwacht werden könnten. Die Schweiz habe eine lange Tradition der Fichierung von Personen, die sich gegen die Zerstörung des Ökosystems und für das Klima einsetzten, ergänzte Franziska Meinherz vom Klimastreik Waadt. Mit dem Gesetz bestehe quasi ein Freipass, Personen wieder verstärkt zu überwachen.

Schliesslich habe Frankreich bereits heute ein ähnliches Gesetz in Kraft. Dies habe dazu geführt, dass gegen Unschuldige Präventivmassnahmen verhängt worden seien, sagte die Grüne Nationalrätin Léonore Porchet (VD).

Wenn es ausreiche, «aus politischen Gründen Angst und Schrecken zu verbreiten», um als Terroristin oder Terrorist mit Massnahmen belegt zu werden, dann könne dies «jeder und jede sein», bilanzierte Juso-Präsidentin Ronja Jansen. Auch sie sei vielleicht eine Terroristin. Politisches Engagement ziele per Definition immer darauf ab, die politische Ordnung zu ändern: «Man kann es gut oder schlecht finden, wenn dabei Bilder der Angst gezeichnet werden, aber wegsperren sollte man deswegen niemanden.»

Die Schweiz stimmt am 13. Juni über das Bundesgesetz «Polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (Anti-Terror-Gesetz)» ab. Unter dem Slogan «Nein zum Terrorgesetz - Ja zum Rechtsstaat!» hatten die Juso, die Junge Grünliberale Partei, die Jungen Grünen und die Piratenpartei gemeinsam das Referendum gegen die Vorlage ergriffen. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
University
26.04.2021 15:38registriert Juli 2019
Ich befürchte, dass dieses Gesetzt uns mehr Schaden würde und der Beginn einer traurigen Geschichte wäre. In einer direkten Demokratie braucht es andere Mittel und Lösungen. Das ist der falsche weg und gibt der Polizei viel zu viel Macht. Ich möchte bei uns nicht die Zustände wie in anderen Ländern! Das ist Gift für die Freiheit...
7811
Melden
Zum Kommentar
avatar
baumi92
26.04.2021 15:09registriert März 2020
Liebe Juso, eigentlich sympathisiere ich nur selten mit euch. Aber bei dieser Abstimmung habt ihr meine volle Unterstützung.
Es gab schon genug Überwachungsgesetze die angenommen wurden, wenn diese Überwachung (und das ist schon zu viel) der Polizei nicht reicht, dann wird sie den Hals niemals vollkriegen.
Wenn das Gesetz angenommen wird, kommt in 4-5 Jahren das nächste zur Abstimmung und so weiter.
7815
Melden
Zum Kommentar
avatar
Infamie
26.04.2021 19:16registriert Januar 2019
Wenn dieses Gesetz angenonnen wird sehe ich schwarz. Na gut das tue ich schon lange aber das schlägt dann dem Fass die Krone ins Gesicht!

Vor einiger Zeit gab es einen sehr guten Artikel in der Republik zu diesem Thema. Es wäre schön hier die stichhaltigsten Argumente nochmals aufgelistet zu sehen, damit auch Otto Normalo kapiert um was für einen krassen Angriff auf die Grundrechte es sich hier überhaupt handelt.
346
Melden
Zum Kommentar
7
Pleiten, Pech und Panzer: Die Liste der Armee-Beschaffungsflops ist lang
Eine halbe Milliarde mehr sprach das Parlament diese Woche zuhanden der Armee. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Nicht immer war das Geld gut angelegt.

Die Armee kann nächstes Jahr zusätzliche 530 Millionen für Rüstung ausgeben. Das hat diese Woche nach dem Nationalrat auch der Ständerat entschieden. Insgesamt hat die Armee nächstes Jahr 2,7 Milliarden für Kriegsmaterial zur Verfügung.

Zur Story