Die EU hat Grossbritannien eine Verschiebung des Austritts um gut ein halbes Jahr bis zum 31. Oktober angeboten. Dies teilten Diplomaten beim Sondergipfel in der Nacht zum Donnerstag in Brüssel mit.
EU-Ratspräsident Donald Tusk bestätigte auf Twitter zudem eine Einigung. Zuvor hatte vor allem Frankreich gewissen Widerstand gegen einen längeren Aufschub geleistet. Ob die Briten das Angebot annehmen, war zunächst allerdings nicht klar.
Sollte das Parlament in London dem bereits mit der britischen Regierung ausgehandelten Austrittsdeal zustimmen, könnte Grossbritannien die EU schon früher verlassen. Im Juni solle es obendrein eine Überprüfung der Fortschritte beim Brexit-Prozess geben.
Ursprünglich war der Brexit bereits für den 29. März geplant. Die EU hatte die Frist jedoch bis zu diesen Freitag verlängert. Ohne erneuten Aufschub käme es am Freitag voraussichtlich zum Chaos-Brexit mit dramatischen Folgen für die Wirtschaft und viele Lebensbereiche.
Kein vollwertiges Mitglied
Das Verlängerungsangebot wäre nach dem Entwurf der Gipfelerklärung von EU-Seite an klare Bedingungen geknüpft. So würden die Briten im Mai an der Europawahl teilnehmen müssen. Dies soll sicherstellen, dass es keine rechtlichen Schwierigkeiten gibt, falls Grossbritannien im Sommer noch EU-Mitglied sein sollte, aber keine Abgeordneten gewählt hat.
Eine weitere Bedingung für eine Brexit-Verschiebung sei, dass sich die britische Regierung verpflichtet, nicht mehr in EU-Entscheide einzugreifen oder diese zu blockieren. Dies könnte etwa bei der Ernennung des nächsten EU-Kommissionschefs oder den Verhandlungen über den EU-Finanzrahmen für die Jahre 2021 bis Ende 2027 wichtig sein.
May hatte zuvor für eine Verschiebung des Austritts bis zum 30. Juni geworben. EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte allerdings gewarnt, ein kurzer Aufschub berge das Risiko immer neuer Sondergipfel und Fristen. Dies könnte die übrige Arbeit der EU in den kommenden Monaten überschatten und lähmen. (sda/dpa/afp/reu)