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Türkinnen finden das Lachverbot zum Brüllen komisch

Türkinnen lachen aus Protest.
Türkinnen lachen aus Protest.Bild: Instagram / evrenirem1
Zähne zeigen

Türkinnen finden das Lachverbot zum Brüllen komisch

31.07.2014, 04:2831.07.2014, 14:34
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Frauen sollen in der Öffentlichkeit nicht Lachen, das vertrage sich nicht mit dem Wert der Tugendhaftigkeit. Mit dieser Aussage setzte sich der türkische Vize-Regierungschef Bülent Arinc in die Nesseln. Auf Twitter und Instagram zeigen Türkinnen, was sie von diesem Verbot halten und zeigen Arinc die Zähne – auf die schönste denkbare Weise.

Mit den Hashtags #kahkaha und #direnkahkaha, was soviel heisst wie Lachen beziehungsweise Widerstands-Lachen, veröffentlichten Frauen aus Protest Bilder von sich, wie sie genau das tun, wovon ihnen der Regierungsvertreter abrät: sie lachen herzlich in der Öffentlichkeit.

«Es war eine extrem empörende und konservative Aussage», sagt die Schriftstellerin Ece Temelkuran zu BBC. Sie gehört zu den ersten, die ein lachendes Bild von sich auf Twitter gepostet hatte. Solidarisch zeigten sich auch viele Männer. «Wenn Frauen in der Öffentlichkeit nicht lachen dürfen, dürfen Männer in der Öffentlichkeit auch nicht weinen», twitterte der bekannte TV-Moderator Fatih Portakal. Eine Anspielung darauf, dass der Vize Arinc gerne mal eine Träne verdrückt, wenn sein Vorgesetzter Recep Tayyip Erdogan eine Rede hält.

Es ist nicht das erste Mal, dass Erdogan oder einer seiner Vertrauten auf Widerstand im Internet stossen. Vor zwei Jahren etwa bezeichnete er Abtreibungen als «Mord», worauf Frauen ihre Bäuche zeigten, mit dem Kommentar: «Mein Körper, meine Entscheidung.»

Der Regierungschef macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Social Media: «Twitter und solche Sachen werden wir ausrotten», sagte Erdogan im vergangenen März. «Die internationale Gemeinschaft kann dazu sagen, was sie will. Mich interessiert das überhaupt nicht.» Kurz darauf war der Kurznachrichtendienst in grossen Teilen der Türkei gesperrt. Der Grund: Über Twitter hatten anonyme Regierungsgegner auf Videos bei YouTube hingewiesen, in denen heimliche Mitschnitte von Telefongesprächen Erdogans zu hören sind. (rey)

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