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Rüstungsausgaben: Der Nahe Osten im Waffen-Kaufrausch

Rüstungsausgaben: Der Nahe Osten im Waffen-Kaufrausch

22.02.2016, 08:0122.02.2016, 08:12
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Im Mittleren Osten sind in den vergangenen vier Jahren deutlich mehr Rüstungsgüter importiert worden. Das geht aus einem neuen Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor.

Eine Koalition arabischer Staaten setze vor allem aus den USA und Europa stammende Waffen im Jemen ein, sagte Sipri-Experte Pieter Wezeman. Trotz der geringen Ölpreise seien weitere grosse Waffenlieferungen in den Mittleren Osten geplant. Die Region führte zwischen 2011 und 2015 im Vergleich zu dem Zeitraum zwischen 2006 und 2010 fast zwei Drittel mehr Waffen ein.

Saudi-Arabien steigerte seine Importe in dieser Zeit um 275 Prozent. Mit einem Weltmarktanteil von sieben Prozent ist das Land zweitgrösster Importeur nach Indien mit 14 und vor China mit 4,7 Prozent.

Angesichts der höheren Eigenproduktion fuhr China seine Waffenkäufe aus dem Ausland aber im untersuchten Zeitraum um ein Viertel zurück. China erweitere seine militärischen Fähigkeiten mit importierten und im Inland produzierten Waffen weiter, sagte ein weiterer Sipri-Experte, Siemon Wezeman, laut einer Mitteilung.

Saudi Arabiens Waffengeschäfte 2014

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Saudi Arabiens Waffengeschäfte 2014
Nach der Auspeitschung des Bloggers Raif Bawawi im Jahr 2014 ist in Kanada Streit über den zuvor abgeschlossenen Verkauf solcher Schützenpanzer entbrannt – und jetzt ... (Bild: WikiCommons/111 Emergency)
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USA bleiben Nummer eins

Auch die weltweiten Waffenexporte des Landes schossen in die Höhe: Sie wuchsen dem Bericht zufolge um 88 Prozent. China steigerte seinen Weltmarktanteil damit auf knapp sechs Prozent.

Grösster Exporteur blieben zwischen 2011 und 2015 mit Abstand die USA mit einem Weltmarktanteil von 33 Prozent, gefolgt von Russland (25 Prozent), China (5,9 Prozent), Frankreich (5,6 Prozent) und Deutschland (4,7 Prozent). Gemeinsam stehen die Länder für rund drei Viertel der internationalen Rüstungsexporte.

Während regionale Konflikte und Spannungen weiter anstiegen, blieben die USA mit deutlichem Abstand führender weltweiter Waffenexporteur, sagte Sipri-Forscherin Aude Fleurant.

Der Nahe Osten rüstet auf

Grosse Empfänger sind neben Indien, Saudi-Arabien und China auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar, die ihre Importe um 35 Prozent beziehungsweise 279 Prozent steigerten. Mit Helikoptern, Verteidigungssystemen, Tankern und Kampffliegern baue der Wüstenstaat sein Arsenal massiv aus, berichteten die Stockholmer Forscher.

Die USA produzieren mehr als genug Waffen, um nicht nur wie hier in in Parker, Colorado, den heimischen Markt zu versorgen.
Die USA produzieren mehr als genug Waffen, um nicht nur wie hier in in Parker, Colorado, den heimischen Markt zu versorgen.
Bild: RICK WILKING/REUTERS
Nicht ohne meine «Spritze»: Ein Saudi feuert sein Gewehr bei einem Kulturfestival in Riad ab.
Nicht ohne meine «Spritze»: Ein Saudi feuert sein Gewehr bei einem Kulturfestival in Riad ab.
Bild: FAISAL Al NASSER/REUTERS

Unter anderem, weil die USA eine teilweise Aussetzung der Waffenlieferungen an Ägypten aufhoben, führte das Land im untersuchten Zeitraum 37 Prozent mehr Waffen ein. 2014 und 2015 unterzeichnete Ägypten laut dem Sipri-Bericht mehrere grosse Deals für Waffen aus Frankreich, Deutschland und Russland.

Auf der anderen Seite des Roten Meers steigerte der Irak seine Rüstungsimporte um 83 Prozent. Indiens Nachbarn Pakistan, Bangladesh und Myanmar zählen derweil zu den Hauptempfängern von Chinas Waffenexporten.

Marokko kauft mehr Waffen

In Afrika blieben Algerien und Marokko die grössten Waffenimporteure: In die beiden Länder gehen über die Hälfte der Lieferungen auf dem Kontinent. Während die Importe in Algerien zurückgingen, wuchsen sie in Marokko.

Trotz der vielen Konflikte in Afrika südlich der Sahara führten diese Staaten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage nur wenige Waffen ein. Insgesamt stiegen die Importe afrikanischer Staaten um rund ein Fünftel. Auch global gesehen nahm der Waffenhandel zwischen 2011 und 2015 im Vergleich zu dem Zeitraum zwischen 2006 und 2010 zu: Das Volumen stieg um 14 Prozent.

(sda/dpa)

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