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Turm in Vals
So soll der 380-Meter-Turm von Vals aussehen.
Er hat ihn gross angekündigt, den Turm zu Vals, und er will ihn bauen, koste es was es wolle: Remo Stoffel, der umtriebige Bündner Investor, plant in der 1000-Seelen-Gemeinde das höchste Gebäude Europas. Heute hat Stoffel sein Projekt der Öffentlichkeit präsentiert.
25.03.2015, 17:4126.03.2015, 17:37
Es war eine schräge und wenig aufschlussreiche Pressekonferenz im «Mediacenter» der Priora in Kloten. Der umtriebige Investor Remo Stoffel stellte zwar seine «Femme de Vals» vor (so will er den geplanten 380-Meter-Turm nennen) und zeigte schöne Visualisierungen. Doch statt Fakten gab's von ihm und seinem Partner Pius Truffer vor allem überbordende und schwer verständliche Reden (zum Beispiel: «Wir sind bereit für eine Epoche nach der Zweitwohnung»).
Was an Information von der Pressekonferenz übriggeblieben ist, beschränkt sich deshalb auf magere fünf Punkte:
- 381 Meter hoch soll er werden und damit Europas höchstes Gebäude. Im Grössenvergleich mit anderen Türmen sieht das dann so aus:

Bild: watson/mga
- Stoffel will nichts vermieten. Das Hotel soll 107 Zimmer haben. Das Angebot soll sich vor allem an gut betuchte Business-Reisende richten.
- 100 Arbeitsplätze würden geschaffen.
- 300 Millionen Franken soll das Projekt kosten, die Finanzierung stehe, sagte Stoffel, «alles Eigenmittel».
- Gebaut würde von 2016 bis 2019. Ob es überhaupt so weit kommt entscheiden die Bewohner von Vals an der Urne, dann die Bündner Regierung.
Viele Fragen bleiben offen. Etwa, wie das Gebäude gestützt werden soll. Eine Tiefenverankerung würde das Quellenschutzgebiet tangieren, eine Breitenverankerung den Denkmalschutz. Einfach so «tätsch auf den Boden» soll er gebaut werden, der Turm sagte Truffer.
Auch was für Klientel die beiden eigentlich nach Vals ziehen wollen – und wie diese ins schlecht erschlossene Tal reisen sollen – ist unklar. Mit dem Helikopter? Trotz «sanftem Tourismus»? Business-Leute würden dann in Vals halt machen. In Vals? Auf dem Weg wohin?
Es dürfte spannend werden, welchen Schritt die beiden gewitzten Visionäre als nächstes einleiten. Eins ist sicher: Die beiden haben zwar schon viel Geld verloren, aber auch viel Publicity gekriegt. (dwi)
Der Liveticker der PK zum Nachlesen.
PR-Direktor Peter Hartmeier beendet die Medienkonferenz. Wir schliessen uns an und beenden den Live-Ticker mit der Bemerkung: Es sind ein wenig zuviele Journalisten da und ein wenig zuviele Einzel-Interviews anberaumt, angesichts der Tatsache, das Stoffel und Truffer bisher noch nichts gebaut, sondern nur über einen Turm gesprochen haben.
Die Social-Media-Reaktionen auf Stoffels Turm-PK sind etwa zu gleichen Teilen hämische, skeptische und verärgerte Kommentare. Eine Auswahl:
Laut Remo Stoffel sind keine Kredite Bestandteil der bereits gesicherten Mittel von rund 300 Millionen Franken. «Es ist unser eigenes Geld, das von der Priora-Gruppe zur Verfügung gestellt wird», sagt Stoffel. Man müsse bei solchen Projekten flexibel bleiben können und das sei mit Fremdkapital nicht möglich, denn dann erhalte man Auflagen.
Stoffel muss sich nun gegen Vorwürfe wehren, der Businessplan sei unrealistisch. Diese erhebt Ökonom und «Tages-Anzeiger»-Chefredaktor Res Strehle persönlich. Man habe das Geld und es reiche sogar für mehr als die veranschlagten Baukosten. Ausserdem habe man das betreffende Areal bereits gekauft und rund 50 Millionen in die bestehende Hotel-Anlage investiert. «Wir glauben daran und wagen die Investition», sagt Stoffel.
Im Vorfeld der ersten Veröffentlichungen von Projekt-Visualisierungen war der Verdacht aufgekommen, das bei der Vergabe der Ausschreibung im Architekturwettbewerb nicht alles so gelaufen ist, wie es idealerweise läuft. Truffer bestätigt dies nun. Es seien von einer Jury zusammen mit der Bauherrschaft (also Truffer und Stoffel selbst) aus acht Eingaben drei Projekte ausgewählt worden. Danach habe es zwischen Bauherrschaft und dem Rest der Jury «Meinungsverschiedenheiten» gegeben. Deshalb habe die Bauherrschaft für die letzte Runde auf die Meinung des Rests der Jury verzichtet. «Wir als Bauherrschaft haben dann alleine entschieden, weil wir das Projekt ja auch finanzieren und der Öffentlichkeit verkaufen müssen», sagt Truffer.
Stoffel muss jetzt anfangen, kritische Fragen von kritischen Journalisten zu beantworten. Die Frage, ob man die nötigen Baubewilligungen erhalten kann und überhaupt so hoch bauen darf, beantwortet Stoffel so, dass man annehmen muss, er dürfe es, wenn es möglich sei.
Gemäss Pius Truffer sind 300 Millionen Franken von Investoren zugesagt, damit sei das Projekt finanziert.
Die Preise für die Zimmer im Hotelturm sollen von mittelpreisig bis «sehr teuer» sein. Pius Truffer meint aber, es gebe keine andere Möglichkeit das Projekt rentabel zu betreiben, wenn es nicht sehr gross und auf Luxuskunden ausgerichtet sei. Deswegen komme keine andere Form als ein Turm in Frage. «Sonst müssten wir alles mit Chalets zubauen», sagt Truffer.
Beim Hype um den Valser Turm darf nicht vergessen werden: Zum Turmbau ist es noch ein sehr weiter Weg. Zuerst muss die Gemeinde einer Umzonung zustimmen. Sagen die Valser Ja, muss die Zonenplanänderung auch von der Bündner Regierung genehmigt werden. Vielleicht endet dieses Projekt nach der grossen Ankündigung dann ja doch in der Schublade.
So wie diese 11. Stoffel und Truffer planen keine touristische Belegung ihres Projektes. Vielmehr solle Vals ein Ausgangspunkt für eine Europareise oder Geschäftsreisende aus dem sehr gehobenen Sektor sein. Von Vals aus, sollen künftig globale Geschäfte getätigt werden. Der Mann reise nach Frankfurt, Mailand, Rom, Paris um Business zu machen und die Familie bleibe im Turm. Das sei für die Leader der globalisierten Wirtschaft am besten. Ängste vor einem «Burka-Obligatorium» in Vals seien unbegründet, aber sicher peile man auch nahöstliche Kundschaft an?
Mit den Luxus-Residenzen will Stoffel an die Ära der Grand-Hotels, die nur für eine vermögende Elite bestimmt waren, anknüpfen. Doch das dürfte in Vals kaum gelingen. Grundsätzlich sei die Idee des Luxustourismus in den Alpen nötig als Gegenbild zum zerstörerischen Massenspektakel, hatte «Hochparterre»-Chefredaktor Köbi Gantenbein gegenüber der «Sonntagszeitung» gesagt. Doch die bodenständigen Menschen im schattigen Nord-Süd-Tal dürfen kaum etwas mit der überdrehten High-Society anfangen wollen.
PR-Manager und Ex-Tagi-Chefredaktor Peter Hartmeier macht die an der Medienkonferenz anwesenden Journalisten darauf aufmerksam, dass sich die Journalisten heute von Vals fernhalten sollen. «Wir werden das Projekt heute Abend den Valsern vorstellen und diese wünschen nicht, dass Journalisten anwesend sind, sie wollen unter sich bleiben», sagt Hartmeier.
Bedauerlicherweise ist an der Medienkonferenz in Zürich kein Valser zugegen, den man fragen kann, ob das stimmt, oder ob es die Stoffel und Truffer vorziehen, dass heute keine Valser in irgendwelche Kameras sprechen.
Partner Pius Truffer bezeichnet den Hoteltur wechselweise als «Traum» und «Ein Denkmal für Remo Stoffel». Das Hotel sei nötig zu bauen, da in den Bergregionen und insbesondere in den abgelegenen Bergtälern die Bevölkerung abwandere und der Tourismus wenig Innovationsimpulse erhalte. Bei der einheimischen Bevölkerung sei Resignation eingetreten.
Stoffel will seinen Turm «Femme de Vals» nennen, in Anlehnung an eine Giacometti-Statue, deren Namen er undeutlich ausgesprochen hat...
Gemäss Remo Stoffel, dem Bauherr und Investor sollen 20 Etagen des Turms mit je zwei Wohnungen gefüllt werden. 20 weitere Stockwerke sollen nur noch je ein Zimmer enthalten. Sogenannte Senior-Suiten.
Seit Stoffels Plan, den höchsten Turm Europas zu bauen, bekannt ist, stösst sein Projekt auf Kritik. Die Bedenken sind zahlreich:
- Gefährdung der Valserwasser-Quellschutzzone durch eine tiefe Verankerung
- Gefährdung der Denkmalschutzzone durch eine breite Verankerung
- Fremdkörper statt in die Landschaft eingefügtes Objekt
- Keine Notwendigkeit für Verdichtung im alpinen Raum
- Schwierige Zufahrt nach Vals, enger Talboden, wenig Sonne im Winter
- Angst vor fehlendem Geld
Der Investor Remo Stoffel will in der Bündner Gemeinde Vals
den höchsten Turm Europas bauen. 380 Meter soll er hoch sein, entworfen vom US-Architekten Thom Mayne.
Die höchsten Gebäude der Schweiz
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quelle: roche
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Völlig irrwitziges Projekt, das nur ein PR-Geist bleiben wird. Wenn man schon etwas revolutionäres hätte zeigen wollen, statt so ein Klotz, wäre das ein Horizontalgebäude, das sich wie eine Brücke über das Tal gespannt hätte. So was wäre um die Welt gegangen, hohe Klötze gibt es genug und bringen niemanden ins entlegene Vals.
Diesen Typen würde ich nicht mal ein rostiges Velo abkaufen.