Der Foto-Dienst Snapchat sieht sich mit einer riesigen Cyberattacke konfrontiert. Online wird sie seit Donnerstagabend unter dem Stichwort «The Snappening» diskutiert. Hunderttausende Snapchat-Bilder sollen von Unbekannten über Jahre hinweg gesammelt und nun ins Netz gestellt worden sein. Berichten von Internetnutzern zufolge befinden sich im Online-Archiv auch zahlreiche Nacktaufnahmen Minderjähriger, die unter den Straftatbestand der Kinderpornografie fallen.
Snapchat räumte am Freitag gegenüber dem Magazin «Business Insider» einen Bilder-Leak ein. Die Firma erklärte aber, die Bilder seien nicht von den eigenen Servern entwendet worden. Medienberichten zufolge sind insgesamt 13 Gigabytes an Foto- und Videomaterial ins Internet gestellt worden.
Die Website, auf der die Aufnahmen zunächst veröffentlicht wurden, ist mittlerweile offline, 4chan-Nutzer behaupten allerdings, die Daten gesichert zu haben. Angeblich erstellen sie derzeit eine Datenbank, in der sich nach konkreten Snapchat-Nutzernamen suchen lässt.
4chan, ein anarchisches Webforum, war jüngst bereits Hauptschauplatz eines Hacking-Skandals um geleakte Promi-Fotos gewesen, die aus Apples iCloud gestohlen worden waren. Die Aktion machte unter dem ähnlichen Stichwort «The Fappening» weltweit Schlagzeilen. Von «The Fappening» betroffen waren zum Beispiel die Schauspielerin Jennifer Lawrence und das Model Kate Upton.
Snapchatters were victimized by their use of third-party apps to send and receive Snaps, a practice that we expressly prohibit in our ToU.
— Snapchat (@Snapchat) 10. Oktober 2014
Die Messenger-App Snapchat, die gerade bei jungen Nutzern beliebt ist, zeichnet sich eigentlich dadurch aus, dass Bilder nach dem Ansehen rasch wieder verschwinden und gelöscht werden sollen. Praktisch lassen sich Bilder aber zum Beispiel durch Screenshots auch dauerhaft speichern.
In einer auf Twitter veröffentlichten Stellungnahme von Snapchat heisst es, die Nutzer seien Opfer der Attacke, weil sie Drittanbieter-Apps genutzt haben. Snapchat selbst untersagt Nutzern in seinen AGBs, Drittanbieter-Apps zu verwenden.
Im Verdacht, mit der Bilder-Veröffentlichung zu tun zu haben, stehen unter anderem die Betreiber des mittlerweile verschwundenen Diensts SnapSaved. Der Web-Client für Snapchat wurde damit beworben, dass sich mit der Anwendung per Snapchat verschickte Bilder speichern kann.
Bei Snapchat selbst hatte es im Januar ein ernsthaftes Sicherheitsproblem gegeben: Hacker verschafften sich damals Zugang zu den Datenbanken des Messenger-Dienstes und veröffentlichten die Daten von 4,6 Millionen Nutzern. Die Datensätze enthielten auch die Telefonnummern der Anwender, die allerdings jeweils um die zwei letzten Ziffern gekürzt wurden. mbö/dpa