Saudi-Arabiens König Abdullah ist tot – sein Halbbruder hat bereits übernommen

Lungeninfektion

Saudi-Arabiens König Abdullah ist tot – sein Halbbruder hat bereits übernommen

23.01.2015, 00:5623.01.2015, 04:38

Der saudiarabische König Abdullah ist gestorben. Der Palast in Riad verkündete den Tod des Monarchen in der Nacht zum Freitag «in tiefer Betroffenheit und Trauer». Demnach soll Abdullah, dessen Alter auf 90 Jahre geschätzt wurde, nach den Freitagsgebeten beerdigt werden.

Wie alt König Abdullah genau wurde, ist unklar. 
Wie alt König Abdullah genau wurde, ist unklar. Bild: Hassan Ammar/AP/KEYSTONE

Abdullah bin Abdul Asis Al-Saud war zum Jahreswechsel ins Spital eingeliefert worden. Wenige Tage später erklärte der Königspalast, der Monarch leide an einer Lungenentzündung und atme mit Hilfe eines Schlauchs. Am frühen Freitagmorgen 01.00 Uhr (Ortszeit, Donnerstag 23.00 Uhr MEZ) sei der König gestorben, hiess es in der offiziellen Erklärung Riads.

Die gesamte Familie und die Nation seien in Trauer. Abdullahs Halbbruder Salman, der im Juni 2012 zum Kronprinzen bestimmt worden war, wurde zum neuen saudiarabischen König ernannt. Der 79-Jährige hatte den gesundheitlich angeschlagenen Abdullah schon in der jüngsten Vergangenheit mehrfach bei öffentlichen Auftritten vertreten.

Obamas Würdigung
Im Zuge des Erstarkens der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wurde Saudi-Arabien zu einem noch engeren Verbündeten der USA. US-Präsident Barack Obama würdigte den verstorbenen Monarchen am Donnerstag (Ortszeit) als «aufrichtigen» Staatsführer, der besonders bei seinem Einsatz für einen Frieden im Nahen Osten «Mut» bewiesen habe.

Im eigenen Land habe er sich für die Bildung der Menschen eingesetzt. Ihn persönlich habe eine «aufrichtige Freundschaft» mit König Abdullah verbunden, erklärte Obama. Der republikanische Senator John McCain würdigte Abdullah als «wichtige Reformstimme in Saudi-Arabien».

Frankreichs Staatschef François Hollande lobte Abdullahs «Vision eines gerechten und dauerhaften Friedens im Nahen Osten». Das Problem sei aktueller denn je, hiess es in einer vom Elysée-Palast verbreiteten Erklärung. Darin sprach Hollande dem saudiarabischen Volk sein Mitgefühl aus und betonte die enge Freundschaft zwischen beiden Ländern.

Neuer erster Kronprinz ist nach Angaben aus Riad nun Abdullahs jüngerer Halbbruder Mokren. Das genaue Alter von Abdullah ist nicht bekannt. Er soll nach unterschiedlichen Angaben im August 1923 oder 1924 zur Welt gekommen sein. Erst mit über 80 Jahren hatte er im August 2005 nach dem Tod von König Fahd den Thron bestiegen.

König Abdullah bin Abdul Asis Al-Saud gehört zu den beliebtesten Monarchen in der Geschichte des islamischen Königreichs Saudi-Arabien. Seine Popularität dürfte neben dem harten Durchgreifen der Polizei auch dazu beigetragen haben, dass es während des Arabischen Frühlings von 2011 in dem islamischen Königreich nur wenige Protestaktionen gab.

Obwohl der König als fromm und sittenstreng galt und als junger Mann kaum westlichen Einflüssen ausgesetzt war, sagte man ihm in seinen letzten Lebensjahren nach, er sei «progressiver als die Mehrheit der Saudis». Gegen den Willen einflussreicher Islam-Gelehrter gründete er 2009 die König-Abdullah-Universität (KAUST), in der Frauen und Männer gemeinsam studieren und forschen. 

Salam, Halbbruder Abdullahs Halbbruder ist der neue König. 
Salam, Halbbruder Abdullahs Halbbruder ist der neue König. Bild: EPA/GETTY IMAGES/POOL

2013 ernannte er erstmals Frauen zu Mitgliedern des Schura-Rates (eine Art Parlament ohne Gesetzgebungskompetenz). Der beduinischen Tradition entsprechend, pflegte König Abdullah den direkten Dialog mit seinen Untertanen. Viele Saudis, die sich von der Justiz ungerecht behandelt fühlten, wandten sich mit Petitionen an ihn. Einige von ihnen hatten damit Erfolg. 

Blogger mit Peitschenhieben bestraft

Seinem Reformwillen zum Trotz: Politischen Gegnern gegenüber blieb Abdullah unnachgiebig. Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen und totgeschwiegen; Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, empfindliche Strafen angedroht.

Saudi-Arabien ist eine streng konservative Monarchie, in der das islamische Scharia-Recht restriktiv ausgelegt wird. Für internationale Besorgnis sorgt derzeit der Fall des saudiarabischen Bloggers Raef Badawi. Er war wegen Beleidigung des Islam zu zehn Jahren Haft und tausend Peitschenhieben verurteilt worden. Auf seiner Internetseite hatte er wiederholt die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung des islamischen Rechts kritisiert.

Der Erzfeind Gaddafis

Als Kronprinz hatte er König Fahd, der in seinen letzten zehn Lebensjahren sehr krank war, schon oft bei internationalen Konferenzen und Staatsbesuchen vertreten. Aus dieser Zeit stammt eine persönliche Feindschaft mit dem 2011 gestürzten libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi. Der König und der libysche Oberst warfen sich beim Arabischen Gipfel 2009 in aller Öffentlichkeit Schimpfwörter an den Kopf.

Abdullah traf sich mit zahlreichen Staatsoberhäuptern. Hier beim Tee mit George W. Bush. 
Abdullah traf sich mit zahlreichen Staatsoberhäuptern. Hier beim Tee mit George W. Bush. Bild: KEVIN LAMARQUE/REUTERS

Die Saudis schätzten an Abdullah, dass er - im Gegensatz zu anderen Mitgliedern des Königshauses - kein verschwenderisches Luxusleben führte. Ausserdem erntete er mit seinen verschiedenen Vermittlungsbemühungen und Initiativen viel Lob. 2002 präsentierte König Abdullah in Beirut eine Nahost- Friedensinitiative, die von allen arabischen Staaten akzeptiert wurde. Er versuchte, im Machtkampf zwischen den rivalisierenden Palästinenserfraktionen Fatah und Hamas zu vermitteln. Auch sorgte er für eine Annäherung zwischen den arabischen Golfstaaten und dem Iran.

Gespräch mit dem Papst

Im November 2008 reiste Abdullah, der den Titel «Hüter der heiligen Stätten von Mekka und Medina» trug, zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. in den Vatikan. Unter seiner Führung wurde Saudi-Arabien ab 2013 zum wichtigen Unterstützer des Aufstandes gegen das syrische Regime von Präsident Baschar al-Assad. An der Seite der USA beteiligt sich Saudi-Arabien zudem an Luftschlägen gegen Stellungen des Islamischen Staates (IS) in Syrien.

Abdullah wird vom Papst im Vatikan willkommen geheissen. 
Abdullah wird vom Papst im Vatikan willkommen geheissen. Bild: AP/POOL REUTERS

Die Anti-IS-Koalition, der neben westlichen Ländern auch zehn arabische Staaten angehören, war Anfang September auf einem Gipfeltreffen im saudischen Dschidda geschmiedet worden. Innenpolitisch bemühte er sich um eine Nachfolgeregelung, die Grabenkämpfe innerhalb der Herrscherfamilie verhindern soll. Kronprinz ist seit 2012 sein Halbbruder Salman. (feb/sda/dpa/afp)

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