Der saudiarabische König Abdullah ist gestorben. Der Palast in Riad verkündete den Tod des Monarchen in der Nacht zum Freitag «in tiefer Betroffenheit und Trauer». Demnach soll Abdullah, dessen Alter auf 90 Jahre geschätzt wurde, nach den Freitagsgebeten beerdigt werden.
Abdullah bin Abdul Asis Al-Saud war zum Jahreswechsel ins Spital eingeliefert worden. Wenige Tage später erklärte der Königspalast, der Monarch leide an einer Lungenentzündung und atme mit Hilfe eines Schlauchs. Am frühen Freitagmorgen 01.00 Uhr (Ortszeit, Donnerstag 23.00 Uhr MEZ) sei der König gestorben, hiess es in der offiziellen Erklärung Riads.
Die gesamte Familie und die Nation seien in Trauer. Abdullahs Halbbruder Salman, der im Juni 2012 zum Kronprinzen bestimmt worden war, wurde zum neuen saudiarabischen König ernannt. Der 79-Jährige hatte den gesundheitlich angeschlagenen Abdullah schon in der jüngsten Vergangenheit mehrfach bei öffentlichen Auftritten vertreten.
Neuer erster Kronprinz ist nach Angaben aus Riad nun Abdullahs jüngerer Halbbruder Mokren. Das genaue Alter von Abdullah ist nicht bekannt. Er soll nach unterschiedlichen Angaben im August 1923 oder 1924 zur Welt gekommen sein. Erst mit über 80 Jahren hatte er im August 2005 nach dem Tod von König Fahd den Thron bestiegen.
König Abdullah bin Abdul Asis Al-Saud gehört zu den beliebtesten Monarchen in der Geschichte des islamischen Königreichs Saudi-Arabien. Seine Popularität dürfte neben dem harten Durchgreifen der Polizei auch dazu beigetragen haben, dass es während des Arabischen Frühlings von 2011 in dem islamischen Königreich nur wenige Protestaktionen gab.
Obwohl der König als fromm und sittenstreng galt und als junger Mann kaum westlichen Einflüssen ausgesetzt war, sagte man ihm in seinen letzten Lebensjahren nach, er sei «progressiver als die Mehrheit der Saudis». Gegen den Willen einflussreicher Islam-Gelehrter gründete er 2009 die König-Abdullah-Universität (KAUST), in der Frauen und Männer gemeinsam studieren und forschen.
2013 ernannte er erstmals Frauen zu Mitgliedern des Schura-Rates (eine Art Parlament ohne Gesetzgebungskompetenz). Der beduinischen Tradition entsprechend, pflegte König Abdullah den direkten Dialog mit seinen Untertanen. Viele Saudis, die sich von der Justiz ungerecht behandelt fühlten, wandten sich mit Petitionen an ihn. Einige von ihnen hatten damit Erfolg.
Seinem Reformwillen zum Trotz: Politischen Gegnern gegenüber blieb Abdullah unnachgiebig. Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen und totgeschwiegen; Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, empfindliche Strafen angedroht.
Saudi-Arabien ist eine streng konservative Monarchie, in der das islamische Scharia-Recht restriktiv ausgelegt wird. Für internationale Besorgnis sorgt derzeit der Fall des saudiarabischen Bloggers Raef Badawi. Er war wegen Beleidigung des Islam zu zehn Jahren Haft und tausend Peitschenhieben verurteilt worden. Auf seiner Internetseite hatte er wiederholt die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung des islamischen Rechts kritisiert.
Als Kronprinz hatte er König Fahd, der in seinen letzten zehn Lebensjahren sehr krank war, schon oft bei internationalen Konferenzen und Staatsbesuchen vertreten. Aus dieser Zeit stammt eine persönliche Feindschaft mit dem 2011 gestürzten libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi. Der König und der libysche Oberst warfen sich beim Arabischen Gipfel 2009 in aller Öffentlichkeit Schimpfwörter an den Kopf.
Die Saudis schätzten an Abdullah, dass er - im Gegensatz zu anderen Mitgliedern des Königshauses - kein verschwenderisches Luxusleben führte. Ausserdem erntete er mit seinen verschiedenen Vermittlungsbemühungen und Initiativen viel Lob. 2002 präsentierte König Abdullah in Beirut eine Nahost- Friedensinitiative, die von allen arabischen Staaten akzeptiert wurde. Er versuchte, im Machtkampf zwischen den rivalisierenden Palästinenserfraktionen Fatah und Hamas zu vermitteln. Auch sorgte er für eine Annäherung zwischen den arabischen Golfstaaten und dem Iran.
Im November 2008 reiste Abdullah, der den Titel «Hüter der heiligen Stätten von Mekka und Medina» trug, zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. in den Vatikan. Unter seiner Führung wurde Saudi-Arabien ab 2013 zum wichtigen Unterstützer des Aufstandes gegen das syrische Regime von Präsident Baschar al-Assad. An der Seite der USA beteiligt sich Saudi-Arabien zudem an Luftschlägen gegen Stellungen des Islamischen Staates (IS) in Syrien.
Die Anti-IS-Koalition, der neben westlichen Ländern auch zehn arabische Staaten angehören, war Anfang September auf einem Gipfeltreffen im saudischen Dschidda geschmiedet worden. Innenpolitisch bemühte er sich um eine Nachfolgeregelung, die Grabenkämpfe innerhalb der Herrscherfamilie verhindern soll. Kronprinz ist seit 2012 sein Halbbruder Salman. (feb/sda/dpa/afp)