Schweiz
Gesellschaft & Politik

ETH-Professor wird auch nach 39 Jahren nicht eingebürgert

Mangelnde Geographie-Kenntnisse

ETH-Professor wird auch nach 39 Jahren nicht eingebürgert

14.10.2014, 09:0314.10.2014, 09:16
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Einem pensionierten ETH-Professor bleibt der Schweizer Pass verwehrt, obschon er seit 39 Jahren in der Gemeinde Einsiedeln wohnt. Die Bezirksversammlung hat am Montag ein Einbürgerungsgesuch des 75-jährigen Amerikaners abgelehnt. Er sei zu wenig integriert, hiess es.

Das Kloster Einsiedeln wurde 2012 vom Künstler Gerry Hofstetter anlässlich des Flüchtlingstages illuminiert. 
Das Kloster Einsiedeln wurde 2012 vom Künstler Gerry Hofstetter anlässlich des Flüchtlingstages illuminiert. Bild: KEYSTONE

Die Versammlung folgte damit dem Antrag des Bezirksrats. Der Entscheid fiel nach einer rund halbstündigen Diskussion mit klarem Mehr, wie Landschreiber Peter Eberle am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA sagte.

Behörde: Lücken in Geografie und Politik

Der Kalifornier lebt seit 1975 im Einsiedler Ortsteil Gross, ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und ist Mitglied eines lokalen Tennis- und eines Segelclubs. Der Chemieingenieur lehrte und forschte während gut 30 Jahren an der ETH Zürich, verfasste Lehrbücher und gründete einen Weiterbildungskurs.

Die Prüfung über die Grundkenntnisse der Schweiz hatte der Mann mit gutem Leumund, geordneten finanziellen Verhältnissen und ausreichenden Deutschkenntnissen bestanden. Nach Einschätzung der Einbürgerungskommission kennt er die kommunalen Verhältnisse aber nicht gut genug.

Panzersperren in Einsiedeln.
Panzersperren in Einsiedeln.Bild: KEYSTONE

Die Kommission wirft dem Professor mangelnde Kenntnisse in Schwyzer und Einsiedler Geografie und Politik vor. Sie vermutet, dass sich der Antragsteller vor allem wegen persönlicher Vorteile und Sicherheiten einbürgern lassen will.

3600 Franken fällig

Er habe beim Einbürgerungsgespräch weder die sechs Ortschaften des Bezirks vollständig aufzählen noch Namen von Freunden und Bekannten in Einsiedeln nennen können, schreibt der Bezirksrat. Auch aktuelle politische Themen im Ort seien ihm nicht bekannt gewesen.

Der Kalifornier hingegen erklärte laut Bezirk, er fühle sich seit langem in der Schweiz zuhause, habe unter anderem an der ETH viel für die Ausbildung junger Schweizer geleistet und in Einsiedeln drei Kinder aufgezogen. Er kritisierte die Behörde, sie habe sich nicht wirklich interessiert, etwas über ihn herauszufinden.

Der Ausländer muss trotz negativem Bescheid 3600 Franken Verwaltungsgebühr bezahlen. Den Entscheid der Bezirksgemeinde kann der Betroffene innert zehn Tagen beim Schwyzer Verwaltungsgericht anfechten. 

(sda)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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filmorakel
14.10.2014 09:12registriert Februar 2014
Was für ein Blödsinn... Ich habe in meiner Wohngemeinde keine Ahnung von der politischen Lage, kenne im ganzen Dorf kein Schwein persönlich und weiss noch nicht einmal, ob wir sowas wie "Bezirke" haben (auch von den Quartieren habe ich keinen Schimmer). Besser, ich gebe meinen Pass gleich freiwillig ab...
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HerrGerold
14.10.2014 09:42registriert August 2014
Wieder einmal typisch Einsiedeln, kenne das engstirnige Schwyzer Volk leider zu genüge. Würde nie wieder nur in die nähe dieser Ortschaft ziehen. Fürs Steuern und Verwaltungsgebühren zahlen ist der Mann gut genug aber wenn er mitspracherecht nach 30j Schweiz will wird es ihm verwehrt?! Total unverständlich.
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Lumpirr01
14.10.2014 09:55registriert März 2014
Das ist skandalverdächtig wenn ich sehe, dass in Dietikon Leute eingebürgert wurden, welche kein Wort Deutsch sprechen.....................
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