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Missbrauch in Heimen: Papst soll sich bei Kanadas Ureinwohnern entschuldigen

Missbrauch in Heimen: Papst soll sich bei Kanadas Ureinwohnern entschuldigen

17.12.2015, 06:4517.12.2015, 07:19
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Der kanadische Premierminister Justin Trudeau will Papst Franziskus auffordern, sich im Namen der katholischen Kirche bei den Ureinwohnern für die jahrzehntelange Misshandlung von Kindern in kirchlichen Heimen zu entschuldigen.

Er werde den Papst «direkt» auffordern, sich in dieser Frage zu positionieren, sagte Trudeau am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Die kanadische Wahrheits- und Versöhnungskommission hatte am Dienstag ihren Abschlussbericht zur Praxis vorgestellt und empfohlen, dass der Papst sich bei den Ureinwohnern entschuldigen solle.

Betet, dass der Papst sich entschuldigt: Justin Trudeau.
Betet, dass der Papst sich entschuldigt: Justin Trudeau.
Bild: CHRIS WATTIE/REUTERS

In Kanada waren seit 1874 rund 150'000 Kinder von Indianern, Mestizen und Inuit von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und unter Zwang in kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weisse Mehrheitsgesellschaft zu zwingen.

Jetzt liegt der Ball bei Papst Franziskus.
Jetzt liegt der Ball bei Papst Franziskus.
Bild: Gregorio Borgia/AP/KEYSTONE

Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. Mindestens 3200 starben, die meisten an Tuberkulose. Trudeau entschuldigte sich selbst am Dienstag im Namen des kanadischen Staates und bat die Ureinwohner um Vergebung für «eine der dunkelsten Kapitel der kanadischen Geschichte».

Viele Ureinwohner machen die Heime, die ganze Generationen geprägt haben, für soziale Probleme wie Alkoholismus, häusliche Gewalt und erhöhte Selbstmordraten verantwortlich. Für den Bericht hatte die Kommission knapp 7000 frühere Schüler befragt.

Trudeau verwies darauf, dass Papst Franziskus sich auch bei den Ureinwohnern Südamerikas für das Leid entschuldigt habe, das sie während der Kolonialzeit durch die katholische Kirche erlitten. Auch bei den Opfer sexuellen Missbrauchs entschuldigte sich Franziskus.

(sda/afp)

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