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Bei Hertha im Hoch: Valentin Stocker ist heiss auf die Nati und schliesst eine Rückkehr nach Basel nicht aus

Kaum zu stoppen: Valentin Stocker hat für die Hertha mittlerweile bereits neun Assists geliefert.
Kaum zu stoppen: Valentin Stocker hat für die Hertha mittlerweile bereits neun Assists geliefert.Bild: Marco Leipold/freshfocus

Bei Hertha im Hoch: Valentin Stocker ist heiss auf die Nati und schliesst eine Rückkehr nach Basel nicht aus

Tribüne, Schelte, Degradierung in den Nachwuchs. Valentin Stocker hatte keinen guten Start in Berlin. Doch mittlerweile hat sich der Schweizer bei der Hertha zum Leistungsträger gemausert. Mit watson spricht er nach dem Sieg im Abstiegsduell gegen den HSV über seine Wiederauferstehung.
22.03.2015, 10:5422.03.2015, 15:24
alexander barklage, hamburg
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Ganz entspannt schlendert Valentin Stocker am Freitagabend nach dem Duschen gegen 23 Uhr durch die Mixed-Zone der Hamburger Imtech Arena. Mit dem 1:0 gegen den HSV ist dem 25-Jährigen Hertha-Legionär mit seiner Mannschaft soeben ein wichtiger Auswärtscoup im Kampf um den Klassenerhalt gelungen. Die Berliner sind unter ihrem neuen Trainer Pal Dardai jetzt seit vier Spielen ungeschlagen. Auch der Schweizer Nationalspieler hat am Berliner Aufschwung mittlerweile eine grossen Anteil. Das war in der Vergangenheit nicht immer so.

Der Autor: Alexander Barklage
Freier Journalist und Stadion-Reporter für das Online-Portal bundesliga.de. An den Spieltagen berichtet er über die vier norddeutschen Fussballklubs Hannover 96, VfL Wolfsburg, Hamburger SV und Werder Bremen. Unter anderem schreibt er auch für die Sport Bild-+-App. Ansonsten ist er Redaktionsleiter des Hamburger Fussball-Magazins Sport Mikrofon.

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In Hamburg agiert Stocker, der vor der Saison vom FC Basel in die deutsche Hauptstadt gewechselt war, im zentralen offensiven Mittelfeld hinter der einzigen echten Spitze Salomon Kalou. Pal Dardai schickt exakt die gleiche Elf wie beim 2:2-Heimremis gegen Schalke auf das Feld. 

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Valentin Stocker belebt die Hertha-Offensive, wird hier aber von Johan Djourou gestoppt. gif: srf

Zu Beginn musste Stocker untendurch

«Der Sieg war extrem wichtig für uns. Wir haben uns auch für die letzten guten Spiele belohnt. Schon beim 1:2 in Wolfsburg hätten wir einen Punkt verdient gehabt. Diesen Erfolg haben wir uns erarbeitet», so Stocker. Der in Kriens geborene Mittelfeldspieler kann zwar in Hamburg nicht an seine Bestleistungen der vergangenen Wochen anknüpfen, doch unter Pal Dardai entwickelt sich der Schweizer endlich zur erhofften Verstärkung in der Offensive.

Unter Ex-Trainer Jos Luhukay hatte Stocker zunächst nicht den besten Stand, landete zu Beginn der Saison sogar auf der Tribüne und wurde zweimal in die U23 der Herthaner degradiert. «Grundsätzlich hatte ich einen schwierigen Start in Berlin. Der Wechsel hat erst spät geklappt. Zuvor war ich bei der WM in Brasilien. In Berlin war dann alles neu und ich habe mich selbst unter Druck gesetzt und wollte sofort der Mannschaft helfen», erklärt Stocker. Das war eindeutig zu viel für den introvertierten und oft nachdenklich wirkenden Schweizer. In der Hinrunde setzte ihn Luhukay nur siebenmal ein. Das erste Bundesliga-Spiel machte er erst im September beim 2:2 in Freiburg.

Nach seinem Wechsel durfte Valentin Stocker in Berlin vorerst nur auf der Playstation brillieren.
Nach seinem Wechsel durfte Valentin Stocker in Berlin vorerst nur auf der Playstation brillieren.Bild: Marco Leipold/freshfocus

Endlich wieder frisch im Kopf

«Ich habe in Basel in der Saison zuvor 60 Spiele gemacht und auch Champions League gespielt, dann kam auch noch die WM, man kann dann zu Saisonbeginn einfach nicht mental auf der Höhe sein. Der Rückschlag, in der Hinrunde nicht richtig angekommen zu sein, war wichtig für den Kopf, die ganze Situation mal zu resetten», glaubt Stocker. «Wieder bei null anzufangen, war wichtig für mich. Jetzt sieht man mir glaube ich an, dass ich im Kopf extrem frisch bin und auf dem Platz wieder meine Gefährlichkeit ausstrahle.»

«Wieder bei null anzufangen, war wichtig für mich.»
Valentin Stocker

Gegen den HSV kommt Stocker in einer ereignisarmen Partie bis zu seiner Auswechslung nach 77 Minuten zumindest auf 39 Ballkontakte. Er schiesst dabei zweimal auf den Kasten von HSV-Keeper Rene Adler. Herthas beste Chance in der ersten Halbzeit durch den Ex-Hamburger Änis Ben-Hatira leitet Stocker mit einem starken Pass ein. In der zweiten Halbzeit tritt Stocker zunächst mit einem Weitschussversuch nach 60 Minuten in Erscheinung. Zwei Minuten später probiert sich der 25-fache Nationalspieler im Kopfballspiel aus, doch eine Flanke seines Teamkollegen Marvin Plattenhardt kann er nicht verwerten. 

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Kein Abschlussglück: Stocker setzt seine Kopfballchance am Tor vorbei. gif: srf

Nach dem Spiel schätzt Stocker seine Leistung realistisch ein: «Es ist schön, dass wir einen Lauf haben und ich auch ein Teil davon bin. Ich habe seit Saisonbeginn im Training alles dafür getan, der Mannschaft zu helfen. Es gibt Spiele da kann ich dem Team mehr helfen, heute war es dagegen etwas weniger.»

Stocker im Duell mit Pitbull Behrami

Des Öfteren kreuzen sich am Freitagabend die Wege von Stocker und seinem Nationalmannschaftskollegen Valon Behrami. Nach einem Foul an Stocker an der Aussenlinie sieht der Hamburger Defensivstratege bereits seine siebte Gelbe Karte der Saison. 

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Für dieses Foul an Valentin Stocker kassiert Valon Behrami seine siebte Gelbe Karte der Saison.gif: srf
«Valon ist ein richtiger Pitbull. In der Nati haben wir uns schon oft darüber gefreut.»
Valentin Stocker

«Valon ist ein richtiger Pitbull. Es ist schön, wenn man so einen Spieler in der eigenen Mannschaft hat, der sich Respekt verschafft. In der Nati haben wir uns schon oft darüber gefreut. Das hat man auch bei der WM gesehen. Es gefällt mir gegen ihn zu spielen oder auch gegen Johan Djourou. Es ist immer fair und trotzdem verlangen wir uns alles ab», erklärt Stocker.

Ein gutes Verhältnis zu den Schweizer Kollegen

Natürlich leidet der 25-Jährige mit seinen kriselnden Nationalmannschaftskollegen beim HSV mit, doch Stocker selbst war mit der Berliner Hertha vor ein paar Wochen nach den zwei Niederlagen zu Beginn der Rückrunde und dem darauffolgenden Rauswurf von Trainer Luhukay in einer ähnlich prekären Lage. 

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Das 1:0 für Hertha durch Sebastian Langkamp entscheidet die Partie. Valon Behrami macht keine gute Figur.gif: srf
«Es wäre naiv zu denken, dass jetzt alles von alleine läuft.»
Valentin Stocker

«Ich habe zu allen Schweizern in der Bundesliga ein freundschaftliches Verhältnis. Valon und Johan kenne ich bereits seit dem Beginn meiner Nati-Karriere im Jahr 2008. Aber auch mit den Freiburgern Bürki und Mehmedi habe ich ein gutes Verhältnis. Man kennt sich halt. Mal geht es den Einen besser und dann den Anderen. Wir als Hertha wirken jetzt etwas befreiter. Aber es wäre naiv zu denken, dass jetzt alles von alleine läuft.»

Stocker ist heiss auf die Nati

Durch den immens wichtigen Auswärtsdreier in Hamburg können Stocker und Co jetzt etwas beruhigter in die Länderspielpause gehen. «Das 1:0 war unglaublich wichtig. Wir haben jetzt eine Struktur im Spiel. Gegen den HSV wäre ein 0:0 am Ende auch okay gewesen, aber so ist es fantastisch», freut sich Stocker. Nach der Rückreise am späten Freitagabend trifft er sich am Montag mit seinen Nati-Kollegen. Am kommenden Freitagabend trifft die Schweiz dann in Luzern auf Estland. Vier Tage später testet das Team von Trainer Vladimir Petkovic dann gegen die USA. Stocker fährt mit neuem Selbstbewusstsein in die Heimat. «Mir tut es gut, jetzt nach Hause zu kommen. Im Sommer war es schwieriger, jetzt kann ich mit anderem Selbtvertrauen auftreten.»

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Nach dem Dreier gegen den HSV fährt Valentin Stocker mit viel Selbstvertrauen zur Schweizer Nati.gif: srf

Das Kapitel Basel ist nur unterbrochen

Für Stocker ist der Trip in die Heimat eine willkommende Ablenkung von der stressigen Bundesliga. Immer noch verfolgt er das Geschehen seines Ex-Clubs FC Basel und lässt sich für eine Rückkehr sogar ein Hintertürchen offen: «Wir brauchen über die Zeit in Basel nicht zu diskutieren. Sie wird immer einen festen Platz in meinem Herzen haben.» 

«Das Kapitel Basel ist erstmal unterbrochen.»
Valentin Stocker

«Meine Erinnerungen, was ich da alles erleben durfte mit dem Verein und der Stadt sind einmalig. Das Kapitel Basel ist aber erstmal unterbrochen. Im Sommer bin ich nach Berlin gekommen, um etwas Neues anzufangen. Ich schaue aber immer mit einem Auge zum FCB, was er in der Champions League oder Meisterschaft gerade macht. Ich habe noch mit allen Kontakt vom Präsidenten bis hin zum Physiotherapeuten.»

Der FC Basel behält für Valentin Stocker weiterhin einen hohen Stellenwert.
Der FC Basel behält für Valentin Stocker weiterhin einen hohen Stellenwert.Bild: KEYSTONE

Neun Assists, aber noch kein Tor

Anfang April steht dann für Stocker und die Hertha ein weiteres wegweisendes Spiel auf dem Programm. Im Olympiastadion empfangen die Berliner dann den SC Paderborn. Bei einem Sieg könnten die Blau-Weissen dann einen entscheidenden Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Das weiss auch Stocker: «Ich will noch nicht so sehr nach vorne schauen, zunächst haben wir mit der Nati ein wichtiges Spiel. Gegen Paderborn haben wir dann aber eine grosse Chance, uns da unten raus zu katapultieren. Die Situation ist vergleichbar mit der Heimpartie gegen Freiburg vor ein paar Wochen, wo wir dann 0:2 verloren haben. Ich hoffe, dass wir aus dieser Partie gelernt haben.»

Vielleicht gelingt Stocker dann auch der erste Torerfolg für sein neues Team. Mit neun Assists liegt er vereinsintern zumindest als Vorbereiter schon einmal ganz vorne. «Die Statistiken lassen mich kalt, aber ich würde schon einmal gerne wieder treffen. Falls wir aber ohne einen Treffer von mir gewinnen würden, wäre mir das wichtiger.» Ein typischer Stocker, bescheiden – und sich nicht in den Vordergrund stellen.

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