Schweiz
Gesellschaft & Politik

Peter Marti stellt Verfahren zu Crypto-Affäre ein

Peter Marti stellt Verfahren zu Crypto-Affäre ein

30.03.2023, 17:3830.03.2023, 18:25
Mehr «Schweiz»

Die Strafuntersuchung zur Crypto-Affäre ist eingestellt worden. Beim Verfahren ging es um Indiskretionen aus einem Bericht der Geschäftsprüfungsdelegation der eidgenössischen Räte (GPDel).

Peter Marti, ausserordentlicher Staatsanwalt des Bundes, gab die Einstellung der Strafuntersuchung in einer Mitteilung am Donnerstagabend bekannt. Die Einstellungsverfügung ist noch nicht rechtskräftig.

Anfangsverdacht nicht erhärtet

Die Strafuntersuchung betraf Amtsgeheimnisverletzung und Anstiftung zur Verletzung des Amtsgeheimnisses. Zwei der Beschuldigten waren Markus Seiler, Generalsekretär des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), und Peter Lauener, der frühere Kommunikationschef des Departements des Innern (EDI).

Peter Lauener, Kommunikationschef des EDI.
Peter LauenerBild: Peter Klaunzer/Keystone

Der begründete Anfangsverdacht, dass Seiler und Lauener sowie ein weiterer Beschuldigter aus dem EDA und ein Tamedia-Journalist Informationen aus dem vertraulich klassifizierten Berichtsentwurf der GPDel an Medien weitergegeben hätten, habe sich nicht erhärten lassen, trotz umfangreicher Ermittlungen, schrieb Marti. Medienanfragen zu dem Fall wollte er nicht beantworten.

Aufgeflogen war die sogenannte Crypto-Affäre im Februar 2020. Damals berichteten Medien zum ersten Mal, dass der US-Geheimdienst CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst BND jahrelang über manipulierte Verschlüsselungsgeräte der Zuger Firma Crypto AG mithörten und über 130 Staaten ausspionierten.

Anzeige der GPK

Bei der Aufarbeitung der Affäre gelangten Informationen aus dem vertraulich klassifizierten Entwurf des Inspektionsberichts an einzelne Medien. Die Geschäftsprüfungskommissionen der eidgenössischen Räte (GPK) erstatteten deshalb bei der Bundesanwaltschaft Strafanzeige gegen unbekannt.

Im Januar 2021 setzte die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft (AB-BA) Marti als ausserordentlichen Staatsanwalt ein. Er sollte die mutmasslichen Amtsgeheimnisverletzungen prüfen.

Bei seinen Untersuchungen stiess Marti dann aber auf noch weitere Informationslecks, insbesondere im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Im Visier war erneut Lauener, damals noch Kommunikationschef von Gesundheitsminister Alain Berset. Im Zuge der Ermittlungen verliess Lauener das EDI.

Weitere Untersuchungen

Marti war vor der Ausdehnung seiner Ermittlungen von der AB-BA autorisiert worden, die Corona-Affäre zu untersuchen und sein Mandat für die Crypto-Ermittlungen auszuweiten. Nach Auffassung von Rechtsexperten ist dies aber in dieser Konstellation nicht zulässig. Untersuchungen des weiteren ausserordentlichen Staatsanwalt Stephan Zimmerli dazu sind noch im Gang.

Seit Anfang 2023 befasst sich die Justiz zudem mit Indiskretionen im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen Lauener. Es geht um die Frage, wie Mails und Einvernahmeprotokolle aus dem Verfahren an Medien gelangen konnten. Die AB-BA sucht derzeit einen ausserordentlichen Staatsanwalt oder eine ausserordentliche Staatsanwältin, der oder die die neuerlichen Indiskretionen untersucht. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Andi Weibel
30.03.2023 20:40registriert März 2018
Die wirkliche Affäre geht im ganzen Brimborium vergessen: Nämlich, dass der Schweizer Geheimdienst die illegalen Machenschaften der Crypto AG deckte.
542
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lowend
30.03.2023 19:59registriert Februar 2014
Erst die Geschichte wird darüber entscheiden, was für Schaden dieser Ex-SVP-Sonderstaatsanwalt mit seinen selbstherrlichen Untersuchungen für unseren Rechtsstaat angerichtet hat. Wir werden es aber vermutlich nie erfahren, denn auch hier senkt sich, wie bei der ganzen Krypto-Affäre, schon der Vorhang des kollektiven Gedächtnisverlusts.
427
Melden
Zum Kommentar
avatar
Fred_64
30.03.2023 18:28registriert Dezember 2021
Besser so für ihn, sonst wäre der eigene und viel grössere Dreck zum Vorschein gekommen. 💩🫣
Und die rechten Polteri und Leserbriefschreiber werden dies nicht sehen, da sie schon den nächsten Lug und Betrug im Visier haben...
223
Melden
Zum Kommentar
10
Regierungsrat rüstet sich für das Zwei-Millionen-Zürich

Der Zürcher Regierungsrat rüstet sich für das kommende Bevölkerungswachstum. Mit dem Projekt «Wachstum 2050» will die Regierung wissen, welche Probleme auf den künftigen Zwei-Millionen-Kanton zukommen werden.

Zur Story