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Abstimmung in Kansas über Recht auf Abtreibung – Resultate

People hug during a Value Them Both watch party after a question involving a constitutional amendment removing abortion protections from the Kansas constitution failed Tuesday, Aug. 2, 2022, in Overla ...
Freude bei den Abtreibungsbefürwortern in Overland Park, Kansas.Bild: keystone

Recht auf Abtreibung bleibt: So deutlich war die Ohrfeige für Trump-Fans in Kansas

04.08.2022, 13:15
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Im US-Staat Kansas zeichnet sich eine klare Mehrheit für ein weiterhin von der Verfassung geschütztes Abtreibungsrecht ab. Die Einwohner des Bundesstaats im Mittleren Westen hatten am Dienstag per Referendum abgestimmt, ob das Recht auf Abtreibung aus der Verfassung entfernt werden sollte.

Nach einer Auszählung über 95 Prozent der Stimmen lag der Anteil der «Nein»-Stimmen laut «New York Times» am späten Dienstagabend (Ortszeit) bei 58,8 Prozent. Auch weitere US-Medien berichteten über den mehrheitlich negativen Ausgang des Referendums.

Darüber wurde abgestimmt

§ 22. Regelung der Abtreibung.

Da die Menschen in Kansas sowohl Frauen als auch Kinder wertschätzen, wird in der Verfassung keine staatliche Finanzierung von Abtreibungen vorgesehen und kein Recht auf Abtreibung gesichert oder geschaffen.

Die Bevölkerung kann durch die gewählten Vertreterinnen und Senatoren Gesetze zur Abtreibung erlassen – soweit es die US-Verfassung zulässt. Möglich sind auch Gesetze, welche die Umstände einer Schwangerschaft aufgrund von Vergewaltigung oder Inzest oder die Notwendigkeit, das Leben der Mutter zu retten, berücksichtigen.
Abstimmungsvorlage, sinngemäss übersetzt

Die Änderung wurde ursprünglich vom Parlament in Kansas beschlossen und trug den Namen Value Them Both. Die republikanische Mehrheit ordnete in grosser Siegeserwartung die Volksabstimmung im August 2022 an – zeitgleich zu den Vorwahlen (primaries). Dies wurde als strategischer Entscheid gewertet, da bei den Parteivorwahlen üblicherweise eher republikanische als demokratische Wählende zur Urne gehen.

Das Resultat

Die Bevölkerung in Kansas, einem der konservativsten US-Bundesstaaten, lehnte überraschend und deutlich den Angriff auf die Abtreibungsrechte ab. Staatliche Behörden haben zwar bis Donnerstagmorgen noch kein offizielles Endergebnis veröffentlicht. Gestützt auf Daten aus den Counties (vergleichbar mit Bezirken), scheiterte das Vorhaben der Republikanerinnen und Republikaner mit einem Nein-Anteil von 58,78 Prozent.

Die meisten Nein-Stimmen kamen aus den urbanen Regionen um Kansas City und Olathe. Hohe Ja-Anteile gab es in ländlichen Bezirken – sie reichten im bundesstaatsweiten Ergebnis aber nicht für eine Annahme der Vorlage.

Das Resultat sorgte bei der republikanischen Mehrheit für rote Köpfe: Die Partei kann seit Jahrzehnten auf satte Mehrheiten im Bundesstaat Kansas zählen. Donald Trump erreichte bei den Präsidentschaftswahlen 2016 und 2020 jeweils rund 56 Prozent der Stimmen. Ein Vergleich mit den Resultaten beim Abtreibungsreferendum zeigt, dass die Republikaner in jedem County schwächelten.

So wird die Entscheidung bewertet

Aktivisten für das Abtreibungsrecht feierten die Abstimmung als deutliches Zeichen des Wählerwillens an die Politik. Die Wähler in Kansas stellten sich damit hinter die grosse Mehrheit der Amerikaner, die das gesetzliche Recht auf Abtreibung unterstützten, erklärte die Präsidentin der Gruppe Naral, Mini Timmaraju.

Das Referendum in Kansas ist die erste Abstimmung dieser Art, seit das Oberste Gericht der USA im Juni das bis dahin verfassungsmässig geschützte Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten gekippt hat. In Kansas sind Schwangerschaftsabbrüche bis etwa zur 22. Woche erlaubt. Damit ist der selbst mit konservativer Mehrheit regierte Bundesstaat eine Art Zufluchtsort für Schwangere aus nahen Bundesstaaten wie Missouri, Oklahoma oder Texas, in denen Abtreibung mittlerweile bis auf wenige Ausnahmen verboten ist.

Beim gegenteiligen Ausgang des Referendums hätte das regionale Parlament wahrscheinlich ein Gesetz verabschiedet, nach dem auch in Kansas Schwangerschaftsabbrüche weitgehend verboten wären. (aeg/sda/dpa)

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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wintergrün
03.08.2022 07:58registriert Dezember 2017
Super - Referenden sind die ideale Art um herauszufinden was die Bevölkerung denkt.
Die ständigen Diskussionen in klerikalen Kreisen kann man dann abstellen.
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Ohniznachtisbett
03.08.2022 08:37registriert August 2016
Es geht hier ennet dem Teich häufig vergessen, dass die USA ganz viele direktdemokratische Instrumente kennen. Gerade nach dem Urteil des SCOTUS könnten solche Abstimmungen einen ziemlichen Gegeneffekt auslösen. Das könnte für die Reaktionären Fundis ein ziemliches Eigentor sein.
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***BumbleBee***
03.08.2022 07:55registriert Dezember 2019
Yessss!
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60
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